Iserlohner Kreisanzeiger, 12.11.2016
Bewerbungen sind bis zum Jahresende möglich
Iserlohn. Die Planungen für das 27. Iserlohner Friedensfestival sind in vollem Gange. Vom 7. bis 9. Juli 2017 erwartet die Besucher dabei wieder ein bunter Mix aus Kultur und Politik an der Bauernkirche.
Regionale Bands aller Musikrichtungen können sich bis zum 31. Dezember 2016 für einen Auftritt bewerben. Da das Festival ehrenamtlich organisiert wird und der Eintritt frei ist, werden nur anfallende Kosten erstattet. Eine Gage könne leider nicht gezahlt werden, teilen die Veranstalter mit. Allerdings dürften sich die Musiker laut der Organisatoren auf ein einmaliges Publikum, Verpflegung und jede Menge Spaß freuen. Interessenten senden bitte eine Demo-CD, Bandinformationen und Fotos an: FriedensPlenum Iserlohn, c/o JuZ, Karnacksweg 44, 58636 Iserlohn, oder per Email an info@friedensfestival.de.
Iserlohner Kreisanzeiger, 10.11.2016
Mahngang erinnerte an die Verbrechen der Reichspogromnacht von 1938
Von Tim Gelewski
Iserlohn. „Nie wieder Dachau“, "Vergeben, nicht vergessen“: Es waren
Slogans wie diese, die die jungen Mitglieder des Kinder- und Jugendrates
jetzt auf Schildern mit sich trugen, um beim traditionellen Mahnmarsch
an die Verbrechen der Reichspogromnacht auch in Iserlohn zu erinnern.
Los ging es mit rund 100 Teilnehmern um 18 Uhr bei dem Gedenkstein
an der Mendener Straße für die in der Reichspogromnacht 1938 von den
Nazis niedergebrannte Synagoge. Von dort führte der Weg die Teilnehmer
quer durch die Iserlohner Innenstadt zum Mahnmal am Poth. Dort wurde
schließlich ein Kranz niedergelegt, um der Opfer des Nationalsozialismus
zu gedenken.
„Die Täter kamen mitten aus der Gesellschaft“
Bereits zuvor hatten einige der Kinder- und Jugendratsmitglieder an
der Mendener Straße von ihrer Gedenkstättenfahrt in das ehemalige
Konzentrationslager Dachau berichtet und einige Worte gesprochen.
Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens hatte eine kurze Rückschau auf die
Geschichte der Synagoge und auch der Juden in Iserlohn vor 1938 gegeben.
„Die Täter kamen dann mitten aus der Gesellschaft“, sagte er. „Das
Entsetzen der Opfer kann man sich wohl heute kaum vorstellen.“
Gewalt gegen Minderheiten - das sei auch heute noch ein aktuelles
Thema angesichts von einem Plus von zuletzt 35 Prozent an „rechten“
Gewalttaten. Auch die zunehmende Hetze im Netz stelle eine Gefahr dar,
der man entgegenwirken müsse. „Eine bloße Gedächtniskultur reicht da
nicht aus“, so Ahrens weiter.
Am Poth wurden außer der Kranzniederlegung auch Kerzen angezündet.
Svenja Putscher vom FriedensPlenum erinnerte an die Opfer, berichtete
zudem eindrücklich von einem KZ-Besuch und dortigen Bildern: „Die Augen
der Opfer. Das vergisst man nie.“
Iserlohner Kreisanzeiger, 09.07.2016
Höhere Kosten und weniger Einnahmen: Das FriedensPlenum ruft zu Spenden auf
Von Ralf Tiemann
Iserlohn. „Das diesjährige Festival ist jetzt schon legendär“, sagt
Jörg Jung. Und das nicht allein, weil das Friedensfest 2016 erstmals
nicht an der Bauemkirche stattgefunden hat, sondern vor allem weil es
das mit deutlichem Abstand größte Minus-Geschäft in der Geschichte des
Festivals eingefahren hat. Auf runde 4500 Euro beziffern die
Organisatoren vom „FriedensPlenum“ inzwischen das Loch in ihrer Kasse,
sagt Detlev Paul. Um nicht noch größere Kosten zu verursachen, haben die
beiden zusammen mit weiteren rund zehn Helfern das Veranstaltungsgelände
wie mit der Stadt besprochen wieder in seinen ursprünglichen Zustand
versetzt. Gleichzeitig haben sie zu Spenden aufgerufen, weil der Verein
das entstandene Finanzloch aus eigenen Kräften wohl kaum füllen könne.
Es sei in diesem Jahr einfach Einiges zusammengekommen, geht Jung
auf die Gründe für den hohen Fehlbetrag ein. Zum einen seien die Kosten
sehr viel höher gewesen als sonst, was schon bei den Bands anfing. Wie
immer hätten zwar alle Musiker zugunsten der Flüchtlingshilfe, die
eigentlich von einem finanziellen Plus profitiert hätte, auf ihre Gage
verzichtet. Da man in diesem Jahr aber auch auf namhaftere Bands von
weiter weg gesetzt habe, seien die Kosten für Technik, Unterbringung und
Anreise höher gewesen als in den Jahren zuvor. Stärker noch machten sich
aber die ungünstigen Bedingungen auf dem Ausweichgelände unterhalb des
Parktheaters bemerkbar. Die Stromversorgung mit einer Straßenquerung sei
deutlich aufwendiger und dann auch kostenintensiver gewesen, und das
Bespielen einer wilden, nicht befestigten Wiese habe sich gerade bei den
starken Regenfällen am Festival-Wochenende als verheerend
herausgestellt: "Wir mussten am Ende fast alle Wagen vom Festgelände
abschleppen lassen, weil sie im Morast eingesunken sind.“ Die Kosten für
die Bergung und die aufwendige Stromverlegung haben sich auf jeweils
rund 800 Euro belaufen.
Auf der anderen Seite gab es wegen des schlechten Wetters, vor allem
aber wegen der fehlenden Laufkundschaft auf dem entlegenen und
ungewohnten Gelände auch einen deutlichen Einbruch bei den erzielten
Einnahmen. "Wir haben kaum Umsatz gemacht“, blicken die Organisatoren
auf den zum Teil mauen, zum Teil auch wetterbedingt viel zu kurzen
Aufenthalt der Festival-Besucher zurück.
Die vom Bürgermeister garantierte Ausfallbürgschaft im Notfall
beläuft sich auf 500 Euro, was zwar gut tue, den kompletten Fehlbetrag
aber bei weitem nicht ausgleiche. Und da der veranstaltenden
Friedenfestival-Verein auch über kein Guthaben verfügt - jedes einzelne
Festival muss sich selbst tragen, erwirtschaftete Überschüsse werden
gespendet und nicht mit einem Minus-Jahr verrechnet - ruft das
„FriedensPlenum“ nun zu Spenden auf.
Wer helfen möchte, kann seinen Betrag unter dem Stichwort „Festival
2016“ auf das Konto Verein Friedenfestival Iserlohn e.V, IBAN DE93 4506
0009 0173 6618 00 / BIC: GENODEM1HGN bei der Märkischen Bank einzahlen.
Im nächsten Jahr soll es auf jeden Fall wieder ein Friedensfestival
geben. Ob vor, nach oder zeitgleich mit Schützenfest, wird sich bei
einem Plenums-Treffen in 14 Tagen klären. Aber ganz gleich wann es
stattfindet, die Organisatoren freuen sich auf ihren angestammten und
dann neu gestalteten Platz an der Bauernkirche.
Iserlohner Kreisanzeiger, 27.06.2016
Das Friedensfest zog trotz Regens große Besucherströme an. Zynisch-böses Punk-Kabarett und Probeliegen in der Hängematte. Vorwürfe des IBSV zurückgewiesen: „Wir haben Gespräche angeboten“
Von Helmut Rauer
Iserlohn. Eine Frau mittleren Alters räkelt sich genüsslich in der Hängematte und saugt die Sonnenstrahlen in sich auf. „Kostenloses Probeliegen“ verspricht ein Schild auf der Wiese. Wenige Meter weiter verharrt ein Mann so entspannt in Yoga-Haltung, dass man glauben möchte, er sitzt noch in zehn Jahren auf seiner Matratze. In großen und kleinen Grüppchen bevölkern Menschen in der Abendsonne die Wiese. Auf Bänken oder direkt im Gras sieht man sie lockern plaudernd, hier und da mit einer Bierflasche in der Hand. Dieses heitere Bild bot am Sonntag die Wiese unterhalb des Parktheaters, wo das Friedensfest stattfand.
Auf der Bühne ist gerade das letzte Lied der Reggae-Band „Schwarzpaul“ verklungen. Da legen einige schwarzhäutige Männer an dem Stand, der den drohenden Völkermord in Biafra anprangert, eine kleine Trommelsession ein, während zwei Stände weiter ein paar russlandstämmige Männer und Frauen ein fröhliches russisches Volkslied anstimmt. Und an dem Stand dazwischen, wo der Packpapier-Verlag unter anderem Bücher über „Die wahre Bedeutung des Anarchismus“ anbietet, lässt ein Vater seine beiden kleinen Töchter einen Button zum Anstecken aussuchen. Die ganz Kleine entscheidet sich für ein Häschen-Motiv.
Zum Punk- und Politkabarett strömten die Massen
Während der „Rest“ der Nation im Bann des Fußballs vor den Fernsehschirmen sitzt, scheint das Friedensfest beweisen zu wollen, dass seine Hauptmerkmale lauten: bunt, locker und entspannt. Dass es auch temporeicher zugehen kann, haben die Abende bewiesen, vor allem der Samstagabend. Da strömten die Menschen in Massen zu den Topacts. Viele Hundert wollten die Kabarett-Bands „Heiter bis wolkig“ und „Rantaplan“ sehen und hören. Da ging es laut zu. Politisch-kämpferisch, zynisch-böse, schrille aber auch poetische Töne, aufrüttelnd freche deutsche Texte, wie sie das Friedensfest-Publikum hören will, auch wenn es sich als "Weicheier“ beschimpfen lassen muss. Oder sind doch nur die anderen gemeint? Es wird Beifall geklatscht, geschrien, ausgelassen getanzt, mit oder ohne Bierpulle in der Hand.
Punk und Heavy Metal sind nach dem Geschmack vieler Friedensfestbesucher. Aber das Fest hat auch Sanfteres im Programm. Der Werkschor Auerweg bot am Samstag zum Auftakt des Nachmittags Ausschnitte aus seinem Danz-Musical und andere Songs, selbst geschrieben oder neu arrangiert. Frisch, frech, fröhlich, frei beeindruckte der Chor unter Leitung von Ralf Tiemann mit seinen hervorragenden Stimmen - bei Regen vor leider nur spärlichem Publikum.
Politische Spitzen, ob nun sanft gesetzt oder mit bösem Zynismus, durchzogen das Friedensfest-Programm wie ein roter Faden. An vielen Ständen waren kritikwürdige Zustände Gegenstand sachlicher Information. So zeigten die Biafra-Freunde an ihrem Stand erschreckende Bilder und Berichte über Massaker und Gräueltaten an Christen in Nigeria. Ein Stand, der die Auswirkungen sozialgesetzlicher Veränderungen zum Thema hatte, lud ein, sich mit den Fragen von Kinder- und Altersarmut auseinander zu setzen.
Die Wiese unterhalb des Parktheaters war nur ausnahmsweise für das Friedensfest ausgewählt worden, weil der Platz an der Bauernkirche umgebaut wird. Eine gute Wahl, fanden viele Besucher, weil die Wiese wie eine große Waldlichtung idyllisch wirkte, grün, groß und übersichtlich zugleich. Die Veranstalter aber wollen kein zweites Mal dort feiern. „Auf keinen Fall,“ sagt Detlev Paul vom FriedensPlenum. „Unser Fest war überraschend gut besucht“, zog er am frühen Sonntagabend ein erstes Fazit. „Doch der Platz ist ungeeignet, der Boden zu weich. Beim Aufbau fuhr sich ein Lkw fest, ein Abschleppwagen musste kommen.“ Für den Abbau fürchtet er, dass sich der Schlamassel wiederholt. Außerdem waren die Anwohner und der Iserlohner Schützenverein nicht sonderlich erfreut. Das Ordnungsamt hat mehrfach den Lärmpegel gemessen.
FriedensPlenum: Wir wollten dem IBSV entgegenkommen
Am Samstagabend, als sich der IBSV bei seinem großen Zapfenstreich über den Lärm von der Friedensfest-Bühne beschwerte, war der Pegel leicht überschritten. „Es waren 75 Dezibel gemessen worden, fünf zuviel,“ berichtet Paul im Gespräch mit der Heimatzeitung. Der Aufforderung des Ordnungsamtes, die Lautstärke runterzuregeln, haben wir sofort Folge geleistet.“
„Wir wollen keinen Ärger mit dem IBSV“, versichert Paul. Auf Vorwürfe seitens des IBSV reagiert er inhaltlich voll übereinstimmend mit seinem Kollegen Jörg Jung, dass man im Vorfeld bereit gewesen sei, im Gespräch mit dem IBSV eine Regelung zu finden. Ende Mai habe das Ordnungsamt bei einem Verantwortlichen des FriedensPlenums angerufen und den Wunsch des IBSV mitgeteilt, dass die Schützen während ihrer Zeremonien bei Totenehrung und Zapfenstreich nicht durch Musiklärm vom Friedensfest gestört werden möchten. „Daraufhin haben wir angeboten, unser bereits feststehendes Musikprogramm etwas abzuändem. Wir hätten das etwa durch eine etwas längere Pause so hinbekommen, so dass der IBSV seine Veranstaltungen nur um 15 bis 20 Minuten hätte verschieben müssen. Den Wunsch des IBSV punktgenau zu erfüllen sei leider nicht möglich gewesen. „Dann hätten wir früher Schluss machen oder mitten im Programm einer Band eine halbe Stunde Pause machen müssen. Das geht nicht,“ bittet Paul seinerseits um Verständnis.
Auf das Gesprächsangebot habe das Ordnungsamt nicht geantwortet, so Paul weiter. Stattdessen habe zwei Wochen vor dem Fest der Bürgermeister angerufen und noch mal darum gebeten, auf die Schützen Rücksicht zu nehmen. Dem Bürgermeister habe man den gleichen Vorschlag unterbreitet wie dem Ordnungsamt - wiederum ohne dass es zum Gespräch mit dem IBSV kam...
Mehr Fotos finden Sie im Internet www.ikz-online.de
Iserlohner Kreisanzeiger, 27.06.2016
Zapfenstreich-Streit war Gesprächsthema
Iserlohn. Der Große Zapfenstreich, bei dem sich der IBSV am Freitagabend massiv von der Musik und den Besuchern des Friedensfestes gestört fühlte, war auch am Wochenende Gesprächsthema vor allem auf der Höhe, unten auf der Wiese und bei Facebook. Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens hatte übrigens persönlich im Vorfeld das Gespräch mit dem diesjährigen Fest-Verantwortlichen Jörg Jung gesucht. Der habe sich eigentlich schon verständig gezeigt, jedoch darauf verwiesen, dass die Genehmigung für das Friedensfest um 24 Uhr ende, die letzte Band also ihren Auftritt deutlich hätte kürzen müssen, wenn sie erst nach dem Zapfenstreich um 23 Uhr begonnen hätte. Jungs, vom Bürgermeister überbrachter Vorschlag, statt dessen den Zapfenstreich eine Viertelstunde vorzuziehen und ihn damit in die sowieso geplante Pause beim Fest zu legen, fand allerdings bei IBSV-Oberst Hans-Dieter Petereit keine Zustimmung, da es dann noch zu hell wäre für die Traditionsveranstaltung im Lichte der Fackeln. „Per E-Mail hat mir das Ordnungsamt dann mitgeteilt, dass die Lautstärke beim Friedensfest während des Zapfenstreichs runtergeregelt wird“, erklärt Petereit noch mal, warum er am Freitagabend so in Rage geriet. Von einem angeblichen Gesprächsangebot im Vorfeld, das Thema bei Facebook ist, wisse er nichts: „Mit mir hat deswegen keiner gesprochen.“ tol
Iserlohner Kreisanzeiger, 27.06.2016
nachgedacht
Von Helmut Rauer
Obwohl Schützenfest und Friedensfest in diesem Jahr zeitlich
voneinander getrennt sind, ist die Reibungshitze groß. Schließlich waren
sich die beiden Seiten räumlich noch nie so nah! Während die Schützen
eine Woche vor ihrem großen Fest Totenehrung, Zapfenstreich und
Traditionsessen auf der Alexanderhöhe zelebrierten, dröhnten wenige
Meter unterhalb der Höhe Heavy Metal und Punkrock aus den Boxen.
Der Lärm ging dem IBSV mächtig auf die Nerven, sie reagierten in
scharfem Ton. Dabei sollte man erst Mal klären, wie es dazu kam, dass
die Überschneidung von Zapfenstreich und Heavy Metal im Vorfeld nicht
verhindert wurden.
Das Motto des Friedensfestes, „Herz statt Hetze“, ist auf
Flüchtlinge gemünzt. Lässt es sich auf das Verhältnis von IBSV und
FriedensPlenum übertragen? Wohl kaum. IBSV und FriedensPlenum Arm in
Arm? Utopie! Als ich am Samstag die Punk-Kabarett-Band „Himmel und
Hölle“ gegen die „Scheiß Schützen“ wettern hörte, war mir klar: Einem
Schützen, der das erlebt, muss Toleranz verdammt schwerfallen.
Doch genau das ist das Gebot der Stunde. In einer Welt, wo sich
viele Menschen abschotten und Nationen Wagenburgen errichten, brauchen
wir nichts so dringend wie Toleranz. Man muss die Menschen, die in einer
anderen Welt und mit anderen Ansichten leben, nicht mögen, aber man muss
sie als Teil der Gesellschaft akzeptieren. In der heilen
harmoniebetonten Welt der Schützen fühlt sich nun mal nicht jeder wohl.
Und man muss aushalten, dass sich Kritik mitunter auch in bösen Tönen
(siehe Erdogan) entlädt. Herz statt Hetze ist viel verlangt. Toleranz
genügt. Von beiden Seiten. Das ist schwer genug.
Iserlohner Kreisanzeiger, 25.06.2016
Friedensfest-Band übertönte Finale des Schützenfest-Auftaktes. IBSV-Oberst: „Das hat ein Nachspiel!“
Von Torsten Lehmann
Iserlohn. Bis 22.45 Uhr war die Schützenwelt gestern Abend in Ordnung: Nach zwei beeindruckenden Reden bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal und der Jubilarehrung in der Parkhalle lauschten die mehreren hundert IBSVler und ihre Gäste zum Finale des Schützenfest-Auftaktes dem Großen Zapfenstreich des IBSV-Spielmannszuges und der Ruhrtalbläser Halingen, als just in dem Moment unterhalb des Parktheaters die Band „Arsen“ mit ihrem Auftritt beim Friedensfest begann.
„Die Kommandos und vor allem die leisen Passagen wurden von dem Krach total überdeckt, der Charakter des Zapfenstreichs kam nicht mehr durch, das war unwürdig“, war IBSV-Oberst Hans-Dieter Petereit stinksauer. Zumal er genau das im Vorfeld aufgrund der räumlichen Nähe befürchtet und deswegen schon den Kontakt zum Ordnungsamt gesucht hatte, das aber dem Vernehmen, und letztlich ja auch dem Ergebnis, nach vergeblich beim FriedensPlenum vorgesprochen hatte.
„Chance vertan für ein gutes Miteinander“
Gestern Abend griff Petereit dann auch direkt zum Handy, um der Bereitschaft des Ordnungsamtes mitzuteilen: „Sehen Sie zu, dass das leiser wird!“ Als sich nichts tat, rief er ein weiteres Mal an. „Dabei wurde mir gesagt, dass sie eine Schalldruckmessung gemacht haben und jetzt erst wieder zurück, zum Platz müssten. Ich weiß ja nicht, wo die gemessen haben. Ich meine, die haben sich einfach gedrückt und hatten nicht die Traute, es denen leiser zu drehen. Das wird ein Nachspiel haben!“ Besonders ärgerte den Oberst und seine Mitstreiter, dass die Musik vom Friedensfest vorher, also zu Beginn des Abends, lange nicht so laut nach oben auf die Alexanderhöhe schallte. „Taktlos und schade“ fand auch IBSV-Pressesprecher Fabian Tigges das Verhalten des FriedensPlenums: „Und sie haben die Chance vertan für ein gutes Miteinander.“
Eben das hatte drei Stunden zuvor Pfarrer Andres Michael Kuhn beim Totengedenken am Ehrenmal thematisiert. „Wir brauchen Menschen, die sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen“, sah er eine große Aufgabe für den IBSV, „mit der gleichen Kraft, mit der man Traditionen bewahrt, auch Zukunft zu gestalten" und die Werte der Gemeinschaft zu schützen. „Selbst Schützenverein und Friedensfest nähern sich - zumindest räumlich in diesen Tagen - einander an, und alle Kräfte der Gesellschaft werden benötigt, um der Verblendung entgegenzutreten“, hatte Kuhn mit Blick auf den beim Brexit erneut deutlich gewordenen „rückwärtsgewandten Nationalismus“ und die Menschen, die sich „von der Zukunft abwenden und der Vergangenheit nachjagen“, gesagt.
Einen Appell für die Gemeinschaft in Vereinen und aktive Mitgliedschaft richtete der Vereinsratvorsitzende Martin Brunswicker an die Schützen, bevor die Ehrungen starteten: Der Preußenadler in Gold ging an Reimund Trebschuh aus dem Stab, der silberne an Uwe Lülf (4. Kompanie), der bronzene an Björn Grube und Hekmut Paulokat (5.) Die Fritz-Kühn-Medaille bekamen Gerd Otte (Ari), Detlev Klippert und Daniel Schriegel (beide 4.). 25 Jahre im Verein sind die Balkenkater Dr. Alois Kranz, Peter Pelzing und Heinz-Joachim Schulte, außerdem Thomas Nafe (Stab) sowie Detlev, Ingeborg und Uwe Klippert (alle 4. Kompanie). Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden Heinz Froese, Bernd Schneider (beide 2.), Ilse und Karl Heinz Klose sowie Peter Funke, Annegret Mik (alle 4.) und Ulf Bröhan (Ari) ausgezeichnet. Ein halbes Jahrhundert sind Brigitte Beckmann, Hans-Werner Dornenwerth, Hartig Winterpagt (alle 4.), Horst-Dieter Dieckmann, Bernhard Peters (beide Ari) und Dieter Meisner (Stab) im Verein. Und 60 Jahre gehören Ingrid Kaiser (4.) und Otto Karl Schmidt (Ari) dem IBSV an.
Iserlohner Kreisanzeiger, 25.06.2016
Beim Friedensfest kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz. Hunderte beim Auftakt
Von Helmut Rauer
Iserlohn. „Wir sind ein politisches Fest“, sagte Detlev Paul gestern zur Eröffnung des Friedensfestes. Und das war von Anfang an überall zu spüren. Für einen Quiz-Sketch zur Staatsbürgerkunde holte Paul einige Festbesucher auf die Bühne. Bei einer Frage ging es zum Beispiel darum, dass das Recht auf die Wohnortwahl im Grundgesetz mit dem Wort „Freizügigkeit“ verbunden ist. Damit wollte Paul deutlich machen, wie gut man die deutsche Sprache beherrschen muss, um sich im Vorschriften-Dschungel zurechtzufinden und wie schwer das für Flüchtlinge sein muss.
Gegen den Brexit und gegen Verfolgung in Nigeria
Einen politischen Akzent setzte auch der Brite John Bell, der auf der Bühne zum Mikro griff, um sich für den Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union zu entschuldigen. „Tut mir leid, das ist sch... gelaufen. Ich bin Europäer und bleibe Europäer.“ Der 62-jährige Brite lebt seit vielen Jahren in Iserlohn, will aber Deutscher werden. „Jetzt erst recht“, verriet er der Heimatzeitung auf Nachfrage.
Starke politische Präsenz zeigte die Gruppe „Indigenous People of Biafra“, die während des Friedensfestes auf Massaker an der christlichen Bevölkerung in Nigeria und einen drohenden Völkermord aufmerksam macht und dazu aufruft, die Verfolgungen öffentlich zu verurteilen und keine Waffen an die Regierung Nigerias zu liefern. Musikalisches Kabarett servieren heute Abend die Bands „Heiter bis Wolkig“ und „Rantaplan“.
Natürlich hat das Fest des FriedensPlenums auch seine vergnügliche Seite. Bei der Musik von „Escart“, „Fallot Babies“, „Daughter’s Desire“ und „Arsen“ gerieten viele Hundert Zuhörer gestern Abend in beste Laune.
Das Friedensfest findet in diesem Jahr nicht nur zum ersten, sondern wohl auch zum letzten Mal auf der Wiese unterhalb des Parktheaters statt. Diese sonst ungenutzte Wiese sei - wenn auch von vielen Besuchern gelobt - für das Friedensfest ungeeignet, sagten Detlef Paul und Jörg Jung vom FriedensPlenum. Lkws seien im viel zu weichen Boden stecken geblieben, die Bühne habe man nur mit großer Mühe aufbauen können. Vor Regen haben die Organisatoren indes keine Angst. „Das Programm wird heute und morgen wie geplant stattfinden“, verkündeten Paul und Jung.
Iserlohner Kreisanzeiger, 24.06.2016
Bei der Gedenkveranstaltung für die Faschismus-Opfer berichtet Historiker Wolf Seltmann von einem besonderen Lebenslauf
Iserlohn. „Keiner muss verloren gegeben werden, wenn er sich im Leben
einmal falsch entschieden hat, den falschen Weg gewählt hat“ - unter
dieses Motto stellte Detlev Paul vom „FriedensPlenum“ am Donnerstagabend
die diesjährige Gedenkveranstaltung für die Opfer des Faschismus, die
traditionell im Vorfeld des Friedensfestes, das an diesem Freitag
beginnt, am Mahnmal am Poth stattfindet. Rund 30 Personen kamen, zum
Abschluss wurden Kränze niedergelegt.
Von einem, der in seinem Leben in jungen Jahren den falschen Weg
beschritten hat, aber später dann stets bemüht war, seinen Fehler wieder
gut zu machen, berichtete dann folgerichtig auch der pensionierte Lehrer
und Historiker Wolf Seitmann. Die Geschichte, die er zu erzählen hatte,
handelte von dem Iserlohner Arzt Dr. Fritz Katz, geboren 1900, gestorben
1977.
Der nämlich war während seines Medizinstudiums 1930 in Berlin der
NSDAP sowie der SS beigetreten. Nach seiner Rückkehr nach Iserlohn 1932
wurde Katz gar Ortsgruppenführer der Nazi-Partei, führte ab 1933
außerdem die Stadtratsfraktion an. 1935 verließ er die Partei und
wendete sich der Kirche zu. 1941 wurde er eingezogen, geriet später in
russische Gefangenschaft. 1949 kehrte er schließlich wieder nach
Iserlohn zurück.
„Hier engagierte er sich in den Folgejahren für den Weltfrieden,
gegen Atomkraft und den Hunger in der Welt, gegen die Westbindung und
Aufrüstung, außerdem für die Wiedervereinigung“, erläuterte Seltmann.
Weiterhin engagierte sich Katz unter anderem im Verband der
Kriegsdienstverweigerer - ein Thema, das noch in 70er- oder 80er-Jahren
ein höchst heikles war.
Seltmann nutzte seinen Vortrag auch für ein allgemeines Plädoyer für
den Frieden. „Die Basis für den Weltfrieden sind die Menschenrechte“,
sagte er.
An diesem Freitag wird das Friedensfest um 17.45 Uhr auf der Wiese
unterm Parktheater eröffnet. tig
Iserlohner Kreisanzeiger, 01.06.2016
Die Vorbereitungen für das Friedensfestival gehen auf die Zielgerade. Mehr als 50 Helfer kamen am Sonntag ins Jugendzentrum, um sich in die Arbeitslisten für das diesjährige Fest einzutragen. Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ werden vom 24. bis 26. Juni 13 Bands aus ganz Deutschland bei der Benefizveranstaltung zu sehen sein. Mit dabei ist auch die Hamburger Band „Rantanplan“, die seit mehr als zehn Jahren auf dem Wunschzettel der Veranstalter stand. Wegen der Bauarbeiten an der Bauernkirche wird das Fest in diesem Jahr ausnahmsweise nicht in der Altstadt, sondern auf der Wiese zwischen dem Parktheater und dem Iserlohner Bahnhof stattfinden. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist wie immer frei, der Erlös wird in die Flüchtlingsarbeit gespendet. Das komplette Programm ist im Internet auf der Seite www.friedensfestival.de nachzulesen. Dort findet sich auch die umfangreiche Festzeitung, die den politischen Hintergrund der Veranstaltung beleuchtet. foto.- privat
Iserlohner Kreisanzeiger, 19.05.2016
Das 26. Friedensfestival startet unterhalb des Parktheaters und bietet wieder ein buntes Musikprogramm
Von Ralf Tiemann
Iserlohn. Erstmals in seiner nunmehr 25-jahrigen Geschichte steigt
das Friedensfestival in diesem Jahr nicht an der Bauernkirche. Die für
dieses Jahr geplante Umgestaltung des Fritz-Kühn-Platzes zwingt das
FriedensPlenum zum Umzug, was aber ganz und gar nicht für schlechte
Stimmung bei den Organisatoren sorgt. Vom 24. bis 26. Juni wird die 26.
Auflage des Festivals an der Alexanderhohe in dem Bereich zwischen
Parktheater und Bahnhofsgelände stattfinden. Und die Aussicht auf diese
„wunderschöne, von Bäumen umrahmte Wiese“, wie es hieß, sorgte am
Dienstagabend bei der Vorstellung des diesjahrigen Programms im
Jugendzentrum am Karnacksweg für freudige Erwartung bei den
Verantwortlichen.
„Natürlich ist das für uns auch schwieriger als an der Bauernkirche,
wo wir inzwischen ja jeden Stein kennen“, sagt der Hauptverantwortliche
des diesjahrigen Festivals, Jörg Jung. Zusammen mit der Stadt habe man
aber das Gelände auf der Höhe erkundet und alle nötigen Anschlüsse etwa
für den Toilettenwagen gefunden. Wegen der raumlichen Nähe zum
IBSV-Schützenfest hat der Umzug auch eine zeitliche Verschiebung mit
sich gebracht, so dass das Friedensfest erneut eine Woche vor dem
Schützenfest und damit auch wieder vor den Sommerferien stattfindet. Ob
die zeitliche Trennung vom Schützenfest auch im nächsten Jahr weiter
bestand haben wird, stehe aber noch in den Sternen. „Das entscheiden die
Organisatoren des kommenden Jahres", sagt Jörg Jung und fügt hinzu, dass
es zu diesem Thema durchaus unterschiedliche Meinungen gibt.
"Die drei Top-Acts haben es in sich"
Jorg Jung, FriedensPlenum
Keinerlei Meinungsverschiedenheiten gab es aber zum Motto des
diesjahrigen Festes. Schon im Oktober hatte das Plenum zu einer
Pro-Flüchtlings-Demo unter dem Titel „Herz statt Hetze“ eingeladen. Und
dieser Slogan prangt nun auch als Jahres-Motto auf der druckfrischen
Festivalzeitung - „natürlich mit Genehmigung aus Dresden, wo ja unter
demselben Motto gegen die Pegida-Bewegung demonstriert wird", so Jung.
Es sei auch das erklarte Ziel, möglichst viele der in Iserlohn lebenden
Fliichtlinge auf den Festplatz zu bekommen.
Neben dem üblichen bunten Treiben auf dem Gelände mit Verkaufs-und
Informationsstanden, exotischem Speisenangebot - dieses Jahr erstmals
mit der Initiative „Essen für alle“ mit groBem veganen Angebot - und
politischen Inhalten ist das Musikprogramm wieder Herzstück des
Festivals. Und dabei setzen die Organisatoren erneut auf bunte Vielfalt
und party-taugliche Bands. „Die drei Top-Acts haben es in sich", freut
sich Jorg Jung über die Auswahl. „Arsen“ aus Berlin beschließen den
traditionell etwas härteren Freitag, „Fatcat“ aus Freiburg sorgen zum
Abschluss am Sonntag für gute Laune pur und mittendrin thront
„Rantanplan“, die Kultband aus St. Pauli, die schon seit 20 Jahren die
Linke Szene unsicher macht und hinter der das Plenum nun auch schon fast
genauso lange her ist. Dieses Jahr habe es nun endlich geklappt - zu den
üblichen Festival-Konditionen, also ganz ohne Gage. Schließlich soll von
den Einnahmen moglichst viel für die Flüchtlingshilfe übrig bleiben.
Neben den „Escape Artists" aus Wien, „C for Caroline" aus Hannover
und „Heiter bis Wolkig" aus Köln sind es erneut hauptsächlich Bands aus
Iserlohn und der näheren Umgebung, die beim Festival eine große Bühne
bekommen.
Helferbrunch am Sonntag im Jugendzentrum
Mit rund 1500 Besuchem täglich rechnen die Organisatoren. 215 Helfer hat Jörg Jung für diese Großkampftage an den Getränkeständen bereits auf der Liste. Eine stattliche Anzahl, wie er sagt. Neue Gesichter, vor allem für die Organisation im Vorfeld und die aktive politische Arbeit des Plenums seien aber dennoch immer willkommen. Gelegenheit zum Kennenlemen gibt der Helfer-Brunch am kommenden Sonntag, 22. Mai, um 11 Uhr mit Live-Musik des Liedermachers Torsten Woeste im Jugendzentrum am Kamacksweg, wozu jeder, der mitmachen möchte, eingeladen ist.
Iserlohner Kreisanzeiger, 21.03.2016
Beim „Herz-statt-Hetze“-Cup am Nußberg ging es um viel mehr als nur Fußball
Von Tim Gelewski
Iserlohn. Wenn Iniesta vom FC Barcelona freiwillig auf Christiano
Ronaldo vom Erzrivalen Real Madrid abspielt oder ein Spieler im
Schalke-Trikot auf den Dortmunder Stürmer Marcio Amoroso, dann ist
schnell klar, dass dies hier kein normales Fufiball-Spiel sein kann: Am
Samstag veranstalteten die Jusos Iserlohn, das Friedensplenum und die
Flüchtlingshilfe in der Sporthalle am NuRberg erstmals den sogenannten
„Herz-statt-Hetze“-Cup, ein Fußball-Turnier für und mit Flüchtlingen.
Acht Mannschaften mit jeweils acht bis neun Spielem traten hier ab
dem Vormittag gegeneinander an. Zehn Minuten waren pro Spiel angesetzt,
nach den Gruppenspielen ging es mit einer K.O.-Runde weiter. Fiir den
neutralen Beobachter war dies ob der eingangs erwahnten Konstellation
mit den mannschaftlich nicht einheitlichen Trikots ein bisweilen konfus
anzuschauendes Spektakel, jedoch ging es bei dem Turnier auch weniger
allein um sportliche Hochstleistungen als um ein bisschen Ablenkung,
Austausch und Spaß.
"Wir haben nicht mal Schiedsrichter im Einsatz, dennoch wird kaum
einmal reklamiert“, sagt der Vorsitzende der heimischen Jungsozialisten,
Willi Berlinski, am Rande des Spielfeldes, wo er und ein paar andere
Helfer sich eingerichtet haben, um das Geschehen zu beobachten und
Spielstände durchzugeben.
Im Vorfeld des Turniers hatten die Organisatoren unter anderem in
den Flüchtlingsunterkünften nach interessierten Teilnehmem gefragt.
Neben Iserlohner Flüchtlingsteams bestehend unter anderem aus Afghanen
und Afrikanern traten auch ein Team aus Schwerte sowie die Jusos und
eine Mannschaft der Gesamtschule selbst mit Teams an. Im Eingangsbereich
wurden Würstchen gegrillt, „halal“ aber auch mit Schwein - je nach
Vorliebe - und Getränke gereicht.
Am Ende triumphierte das Team „Internationale Solidarität“ -
passender konnte der Name wohl kaum sein - mit 1:0 gegen die Jusos, die
nun überlegen, im Sommer ein weiteres Tumier zu organisieren. Eine erste
Bilanz zum „Herz-statt-Hetze“-Cup? „Eine runde Sache“, so Willi
Berlinski.
Iserlohner Kreisanzeiger, 12.03.2016
Auf breite Unterstützung sind die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen mit ihrer überparteilichen Einladung zu einer Mahnwache zum Fukushima-Unglück gestoßen. Zusammen mit Mitgliedern des FriedensPlenums, des Arbeitskreises „Energiewende hier und jetzt“, der SPD und der evangelischen Kirche haben sie gestern - exakt fünf Jahre nach der Reaktor-Katastrophe in Japan - auf dem Alten Rathausplatz auf die Risiken der Atomkraft hingewiesen. Dabei ging es ihnen nicht nur um eine schnelle Umsetzung des beschlossenen Atomkraftausstiegs in Deutschland, sondern auch um die Gefahren aus den Nachbarländern wie Belgien. foto: ralf tiemann
Iserlohner Kreisanzeiger, 08.02.2016
150 Teilnehmer kamen am Samstag zur Kundgebung, zu der die Flüchtlingshilfe und das FriedensPlenum aufgerufen hatten
Von Hartmut Becker
Iserlohn. „Herz statt Hetze“ - unter diesem Motto stand die
Kundgebung gegen Fremdenfeindlichkeit, zu der am Samstag das
FriedensPlenum und die Flüchtlingshilfe Iserlohn vor das Alte Rathaus
eingeladen hatten. Rund 150 Teilnehmer waren dem Aufruf gefolgt, um mit
Transparenten und Schildern ein Zeichen für mehr Toleranz zu setzen.
Mit-Organisatorin Sylvia Olbrich konnte als Redner Cavid Nabijev
begrüßen. Er lebt seit einem Jahr in Altena, nachdem er aus
Aserbaidschan geflüchtet war. Er selbst bezeichnet sich als politischer
Aktivist für lesbisch, schwule, bisexuelle und transidente Lebensformen
(LSBT).
Er nahm zu der derzeitigen Flüchtlingsproblematik Stellung. Ihm
fällt auf, dass die deutsche Gesellschaft geteilt ist. Ein Teil lehnt
die Willkommenskultur ab, der andere freut sich auf die Begegnung mit
den Flüchtlingen. „Ich gehöre weder zu der einen, noch zu der anderen
Gruppe, sondern zur dritten - den Flüchtlingen“, so Nabijev. "Worte sind
eine große Waffe, mit ihnen kann man Leben beenden oder Leben geben“,
sagt ein Sprichwort in seinem Heimatland. Nabijev rief dazu auf,
Flüchtlingen offen und ohne Vorbehalte zu begegnen. Weiterhin warb er
dafür, den Neuankömmlingen sollten die europäischen und deutschen Werte
in einer respektvollen Weise nahe gebracht werden, und an die Adresse
der Flüchtlinge richtete er den Appell, die sozialen, politischen,
religiösen und sexuellen Werte ihrer neuen Heimat zu respektieren, dann
stände einem friedlichen Zusammenleben ohne Furcht nichts mehr im Wege.