Iserlohner Kreisanzeiger, 30.12.2000
Iserlohn. (rd) Zum Jahresende werden die Bilanzen erstellt. Alle Iserlohner Unternehmen sollten prüfen, ob sie oder ihre Mutterfirmen ein Promille ihres Umsatzes an den Fonds Erinnerung, Verantwortung und Zukunft der deutschen Wirtschaft zu Gunsten der Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter gezahlt haben. Das fordert das FriedensPlenum.
Das FriedensPlenum Iserlohn will mit gutem Beispiel voran gehen und hat mit einer Spende von 50 Mark mehr als ein Promille seines Jahresumsatzes an das auf Anregung von Günther Grass beim Bundesfinanzministerium eingerichtete Sonderkonto eingezahlt. Empfänger: BMF-Referat VB 2, Kto-Nr 38001060, Landeszentralbank Bonn, BLZ 380 000 00, Stichwort: ZA-Entschädigung. Für eine Jahresendspende für Zwangsarbeiter, die Opfern sofort hilft, weil deren Auszahlung sofort erfolgt, empfielt das Plenum das folgende Konto: Empfänger: Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte, Kto-Nr 7073101, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, Stichwort: Fonds Soforthilfe für NS-Zwangsarbeit.
Iserlohner Kreisanzeiger, 27.12.2000
Iserlohn. (stef) Schwer bepackt mit Kartons voller Naschwaren, Stofftiere und Spielzeug machten sich am heiligen Abend Marion Bischof, Andreas Habel und Frank Herzberg vom FriedensPlenum auf leisen Socken ins Grüner Tal. Dort überraschten sie die Kinder der in den Übergangswohnungen lebenden Flüchtlingsfamilien mit kleinen Geschenken zum Weihnachtsfest. 94 Kinderaugen erstrahlten beim Auspacken der Präsente, die alle gerecht untereinander aufgeteilt wurden. Die alljährliche Aktion wird aus dem Erlös des Friedensfestes finanziert. Diesmal konnten sogar weitere Festpakete des FriedensPlenums verschickt werden. Über diese freuten sich die Flüchtlingskinder in Balve.
Iserlohner Kreisanzeiger, 18.12.2000
"Bündnis"-Angehörige zogen im Schweigemarsch durch Innenstadt Iserlohn. (lewi) "Den Opfern einen Namen geben". Das taten am Freitagnachmittag Mitstreiter des "Bündnis Iserlohn sagt Nein! zu Rassismus und Gewalt". Auf den umgehängten Schildern der rund 30 Teilnehmer standen Namen und Todestag einiger der 80 (!) Opfer rassistisch motivierter rechtsextremer Gewalt in Deutschland innerhalb der letzten zehn Jahre. Vom Schillerplatz startete der Schweigemarsch durch die Innenstadt. Gleichzeitig wollten die Teilnehmer auf die armselige Situation von Flüchtlingen in hiesigen Asylbewerberunterkünften aufmerksam machen. Gut ist bislang die Beteiligung an der Unterschriftenaktion gegen Rassismus und Gewalt. Fast 1000 Iserlohner haben sich inzwischen in die entsprechenden Listen eingetragen, hinzu kommt noch fast die gesamte Schüler- und Lehrerschaft des Stenner-Gymnasium. Relativ schwach war die Resonanz auf die Bitte des Bündnisses, dass hiesige Gaststätten und Wirte sich aktiv an der Aktion beteiligen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 13.11.2000
Entschädigung: FriedensPlenum nennt unwillige Unternehmen Iserlohn. (stef) Mit einer Flugblattaktion sorgten Mitglieder des FriedensPlenum am Samstag für politischen Gesprächsstoff in der Innenstadt. "Drückeberger auch in Iserlohn" titelten die Aktionisten provokant ihr Blatt, auf dem sie überregionale Firmen mit Filialen in der Waldstadt nennen, die noch nicht in den Fonds für die Entschädigung der Zwangsarbeiter eingezahlt haben.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollten diesen Umstand bei ihrem Einkauf berücksichtigen und auch die Mitarbeiter befragen, warum ihr Unternehmen noch nicht dabei ist, fordert das FriedensPlenum die Iserlohner auf. Exemplarisch für die insgesamt elf genannten Firmen von "Adler" bis "Spar" positionierten sich die Flugblattverteiler vor den Filialen von "Schlecker", "Fielmann", "dm" und "McDonalds". "Wir sehen diese Demo auch im Zusammenhang mit denen gegen Gewalt von Rechts", so ein Plenums-Sprecher, der nach der zweistündigen Aktion ein positives Resümee zog.
Stadtspiegel, 12.11.2000
Karl-Heinz Kipper berichtete vor Schülern über seine Erlebnisse
Iserlohn. (alfa) Der 09. November ging gleich zweimal in die deutsche Geschichte ein. 1990 beim Mauerfall und 1938 bei der Reichskristallnacht. Letzteres nahmen viele Iserlohner am Donnerstag zum Anlass, um den jüdischen Mitbürgern zu bedenken.
Am Mahnmal an der Mendener Strasse, wo einst die Synagoge stand, folgten rund 200 Bürgerinnen unbd Bürger dem Aufruf des Bündnisses "Iserlohn sagt Nein zu Rassismus und Gewalt". Bürgermeister Klaus Müller forderte die Politik und auch die Bürger auf, Vorurteile gegen Rassismus abzubauen. Müller: "Gewalt und Extremismus, Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung von Minderheiten haben in unserer Stadt keinen Platz!"
Bereits am Vormittag waren rund 300 Schüler in das Iserlohner CineStar gekommen, wo die Kinobetreiber und das Jugendamt der Stadt Iserlohn einen Film gegen Rassismus zeigten. (...)
Iserlohner Kreisanzeiger, 10.11.2000
Bürgermeister Müller am Mahnstein: "Gewalt und Extremismus haben in unserer Stadt keinen Platz!"
Iserlohn. (cofi/gs) Tropfen auf den heißen Stein brachten am Donnerstag Nachmittag Passanten in der Wermingser Strasse. Die "Aktion heißer Stein" ist eine Idee des Verbandes christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Im ganzen Landesverband Westfalen gingen am Jahrestag der Reichspogromnacht Pfadfinder auf die Strassen, um für Toleranz und Völkerverständigung und gegen Rassismus ein Zeichen zu setzen.
Passanten konnten tropfenförmige Zettel mit eigenen Texten zum Thema "Verständnis" beschriften und auf einem symbolischen "heißen Stein" befestigen. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder des Iserlohner Stamm "Wittekind" verwschenkten ineinander verschlungende Bändchen in den Farben des VCP. "Verbinden statt trennen - Jeder Mensch ist richtig" lautete das Motto der Pfadfinder-Aktion. Wir wichtig war den jungen Menschen vor allem, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und so einen Beitrag gegen Gleichgültigkeit zu leisten.
Abends folgten rund 150 Bürger dem Aufruf des Bündnisses "Iserlohn sagt Nein zu Rassismus und Gewalt" und nahmen an der Mahnstunde am Mahnstein für die Synagoge an der Mendener Strasse teil. Dort erinnerte Bürgermeister Klaus Müller an die schrecklichen Ereignisse des Naziterrors vor 62 Jahren, als in Deutschland Synagogen brannten, Geschäfte jüdischer Mirbürger zerstört und Auslagen verwüstet wurden: "Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, insbesondere die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die unendlich unter diesen Regime gelitten haben, ist notwendiger denn je."
Müller und die Sprecher des Bündnisses "Iserlohn sagt Nein zu Rassismus und Gewalt" vergegenwärtigen die hasserfüllten Taten der Neonazis in ganz Deutschland: geschändete jüdische Friedhöfe und Gedenkstätten und fremdenfeindliche Anschläge in jüngster Zeit. Müller erklärte, dass sowohl die Politik wie auch jeder einzelne Bürger gefordert sei, etwas gegen Vorurteile und Rassismus zu tun. Jeder müsse seinen Beitrag leisten, radikalen Bestrebungen, Rechtsextremismus und Gewaltakten entschlossen entgegen zu treten.
Der Bürgermeister begrüsste die Aktionen gegen Rechts, die in Iserlohn ins Leben gerufen wurden. Er selbst sei der Initiative "Gesicht zeigen" beigetreten. Müller: "Gewlat und Extremismus - weder von rechts noch von links -, Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung von Minderheiten haben in unserer Stadt keinen Platz!" Die Iserlohner sollen auch künftig Zeichen setzen und für ein friedliches Miteinander, für Toleranz und Achtung vor der Würde des Anderen eintreten.
Auch am Mahnmal am Poth gedachten die Demonstranten der Opfer der jüdischen Gemeinde und all derer, die in jüngster Zeit von Neonazis terrorisiert wurden.
Süderländer Volksfreund, 08.11.2000
"Voice of Africa" will Schließung des Asylantenheimes. Gespräch mit Sasse
Von Thomas Keim
NEUENRADE - In einem Gespräch mit Bürgermeister Klaus Peter Sasse haben sich gestern Abend Mitglieder der Menschrechtsgruppe "Voice of Africa" über die Unterbringung von Asylbewerbern und Asylanten im Heim auf dem Remmelshagen beklagt. Die Abgelegenheit der Häuser mache den Aufenthalt dort "unmenschlich" sagte Chu Lucas Ayaba, Sprecher des Forums NRW von Voice of Africa. Er bat Klaus Peter Sasse, das Heim zu schließen und für eine zentrale Unterbringung zu sorgen. Unterstützung erhielt Chu Lucas dabei unter anderem von Mitgliedern des "Friedensplenums" aus Iserlohn. Soziale Kontakte, so kritisierten sie, würden dadurch beinahe unmöglich gemacht, zudem müssten die Bewohner der Häuser einen Weg von fast drei Kilometer zurücklegen, wenn sie zum Beispiel Einkaufen wollen.
Beim Ratsvorsitzenden stießen die Forderungen nicht auf taube Ohren. Er wisse, so Sasse, dass die Situation nicht völlig befriedigend ist. Dies gelte im Übrigen für beide Seiten, denn auch die Stadt werde durch die ausgedehnte Anlage belastet. Es liefen derzeit Bemühungen, versicherte Sasse, sich wieder von den Immobilien zu trennen. Allerdings dürfe auch nicht übersehen werden, dass die Häuser vor zehn Jahren dringend benötigt wurden und eine Chance darstellten, der damals großen Zahl von Asylbewerbern überhaupt ein Dach über dem Kopf bieten zu können.
Vor der Unterredung mit dem Bürgermeister hatten sich etwa 30 Teilnehmer der Balver Demonstration gegen die Gutschein-Regelung des dortigen Sozialamtes gegen 13.30 Uhr auf dem Remmelshagen getroffen. Da dabei zunächst auch Spruchbänder und Tafeln gezeigt wurden, hatte man im Rathaus zunächst eine nicht angemeldete Demonstration vermutet. Der Sozialamtsleiter drohte an, von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen und die Häuser von der Polizei räumen zu lassen. Polizisten waren vor Ort, mussten aber nicht eingreifen. Die Teilnehmer der Kundgebung erklärten, sie seien zum Kaffee eingeladen worden und wollten eine Bilanz der Balver Kundgebung ziehen.
Westfalenpost, 08.11.2000
Balve. (sim) Lautstark machten die in Balve lebenden Asylbewerber ihrem Ärger Luft. Die Praxis der Stadt, die Unterstützung zu Lebensunterhalt als Gutschein und nicht in bar auszugeben, sorgt seit Jahren für Unmut bei den Betroffenen, die gestern demonstrierend vor das Rathaus zogen.
Die Organisation "The Voice e.V. Afrika Forum NRW" (Die Stimme) hatte den Protestzug organisiert, an dem sich auch Gruppen aus Neuenrade, Iserlohn, Witten und anderen Städten beteiligten. Ihr Anliegen formulierten die Asylbewerber in einer drastisch formulierten "Balver Erklärung" in der es unter anderem heißt: "Balve ist ein unheilvoller Platz aufgrund der besonderen Behandlung, die für Flüchtlinge vorgesehen ist... Die Zuteilung von Lebensmittelgutscheinen ist neben anderen das deutlichste Zeichen politischer Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung."
Es sei für die Menschen erniedrigend, wenn sie mit ihren Gutscheinen einkaufen gehen müssten, betonten mehrere Redner vor dem Balver Rathaus. Zuvor war der Protestzug vom Bahnhof zu jenen Supermärkten gezogen, in denen die Flüchtlinge einen großen Teil ihrer Lebensmittel einkaufen.
Weiter richtete sich der Protest gegen die sogenannte Residenzpflicht, die Flüchtlinge an den ihnen zugewiesenen Ort bindet, den sie nur mit Sondergenehmigungen verlassen dürfen.
Im Rathaus empfingen Bürgermeister Manfred Rotermund und Kämmerer Hansjörg Haas eine Delegation der Flüchtlinge. Sie machten deutlich, dass es bei der bisher geübten Gutscheinpraxis bleiben werde, weil sie ein wirksamer Schutz gegen Missbrauch sei. Auch wenn andere Städte die Gutscheine längst wieder abgeschafft haben, wiel sie zu viel Verwaltungsaufwand bedeutet, wie Stefan Neuhaus von den Grünen in seiner Rede an die Demonstranten kritisierte.
Verärgert waren etliche Balver über die lautstarke Form des Protestes, der auch in der Wortwahl bisweilen über das Ziel hinausschoss.
Süderländer Volksfreund, 08.11.2000
Flüchtlinge demonstrierten gegen Gutschein-Regelung des Balver Sozialamts
BALVE - Etwa 50 überwiegend afrikanische Flüchtlinge, aber auch deutsche Sympathisanten haben gestern Morgen in Balve unter anderem gegen die Regelung demonstriert, dass den Flüchtlingen ihre gesetzlichen Leistungen nur in Form von Gutscheinen und nicht in bar ausgezahlt werden. Diese Praxis hätten viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen wieder aufgegeben, in Balve sei sie noch immer in Kraft, klagten die Demonstranten.
"Die Zuteilung von Lebensmittelgutscheinen ist neben anderen das deutlichste Zeichen politischer Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung", formulierte Cho Lucas Ayaba, Sprecher der Menschenrechtsgruppe "The Voice Africa Forum NRW" in einer "Balver Erklärung", die die Demonstranten auch Bürgermeister Manfred Rotermund aushändigt wurde. Dies sei "eine erniedrigende Politik, die dazu führt Flüchtlinge zu isolieren und zu Opfern einer bereits feindseligen Gesellschaft zu machen", erklärte Ayaba in einer teilweise emotionsgeladenen Kundgebung vor dem Rathaus. Sie lasse die Flüchtlinge aussehen wie Schmarotzer und Kriminelle und bestärke damit die Neo-Nazi-Propaganda vom kriminellen Ausländer.
"Für uns Flüchtlinge bedeutet Schweigen die Hinnahme menschlicher Degradierung und der kriminellen Aspekte, die uns zu Subjekten machen. Das Gesetz hat uns letztendlich zu einem Leben fortwährender Sklaverei verdammt. Flüchtlinge in Balve sind von der Gemeinschaft isoliert und in überfüllten Flüchtlingsunterkünften untergebracht, die keinen Respekt vor der menschlichen Würde erkennen lassen und die wahre Politik der Rassentrennung ins Rampenlicht rücken", fand der Flüchtlingssprecher deutliche Worte.
Die gestrige Demonstration sei als "Teil des Kampfes zwischen Toleranz und Intoleranz, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Würde und menschlicher Erniedrigung", zu sehen. "Wenn wir gewinnen, ist es ein Sieg der Gerechtigkeit", sagte Ayaba, der ebenso wie seine Mitdemonstranten forderte, die Ausgabe der Gutscheine abzuschaffen und Leistungen in Bargeld auszuzahlen.
Nach Ansicht von Stefan Neuhaus, Mitarbeiter der Grünen-Landtagsabgeordneten Brigitte Herrmann, ist es an der Zeit, dass in Balve offen dargelegt wird, wie groß der Verwaltungsaufwand für die Ausgabe der Gutscheine ist. Er glaubt, dass das in Balve praktizierte Verfahren unwirtschaftlich ist.
In einem Gespräch mit Bürgermeister Manfred Rotermund und dem im Zentrum der Kritik stehenden Beigeordneten Hansjörg Haas bekräftigten Cho Lucas Ayaba und Abdou Bassitou als Sprecher der Flüchtlinge anschließend noch einmal ihren Standpunkt. Rotermund machte ihnen jedoch wenig Hoffnung: "Ich glaube nicht, dass am bisherigen Verfahren etwas geändert wird", erklärte er. Der Bürgermeister will die "Balver Erklärung" jedoch heute dem Rat vorlegen. "Vielleicht wird im Ausschuss ,Familie, Jugend, Soziales' noch einmal über die Problematik gesprochen", sagte Rotermund gegenüber unserer Zeitung. Über ihren Mitarbeiter Stefan Neuhaus richtete die Landtagsabgeordnete Brigitte Herrmann einen Appell an die Balver Politiker: "Wenn statt Gutscheinen Bargeld ausgegeben wird, hätte niemand in Balve einen Nachteil, aber die Flüchtlinge hätten ein Stück Lebensqualität und Humanität gewonnen." - vg
Westfälische Rundschau, 07.11.2000
Neuenrade. (e.t.) Aufregung herrschte gestern im Asylbewerberheim auf dem Remmelshagen, als gegen Mittag unerwartet 25 bis 30 afrikanische und deutsche Gäste eintrafen. Der gerade vor Ort befindliche Mitarbeiter des Neuenrader Sozialamtes hatte den Eindruck, dass es sich um eine Demonstration handele.
Ein Streit darüber entbrannte, wer denn nun ins Haus dürfe und wer nicht. Die Polizei wurde verständigt. Schließlich einigten sich alle Beteiligten darauf, dass die Gäste sich eineinhalb Stunden im städtischen Gebäude aufhalten können.
Die Vertreter einer Iserlohner Friedensgruppe und Vertreter der Organisation "The Voice eV Afrika Forum-NRW" waren aus Balve angereist, wo sie am Morgen gegen einen "besonders diskriminierenden Umgang mit Flüchtlingen" demonstriert hatten (ausführlicher Bericht auf der Balver Seite).
Im Anschluss an die Demonstration habe ein auf dem Remmelshagen wohnender Freund zu sich nach Hause zu Kaffee und Kuchen eingeladen, berichtete Cho Lucas aus Iserlohn, Sprecher des Africa Forums im Gespräch mit unserer Zeitung. Angesichts von mitgeführten Transparenten war bei einem Sozialamtsmitarbeiter ein anderer Eindruck entstanden. Darauf Lucas: "Warum sollten wir mitten im Wald demonstrieren?"
Kritik wurde vom Africa-Forum und Bewohnern des Remmelshagen daran geübt, dass sich die Gebäude auf dem Remmelshagen "mitten im Dschungel" weit weg von der Wohnbebauung, von öffentlichen Verkehrsmitteln und von der Neuenrader Innenstadt befände. Dies führe zu Isolation.
Einen Mangel, den Bürgermeister Klaus Peter Sasse am Nachmittag eingestand, als die Bewohner des Remmelshagen und ihre Gäste, mit einer Abordnung im Rathaus zu Gast waren. Sasse teilte mit, dass bereits an einer Änderung der Unterbringungssituation gearbeitet werde. Derzeit leben lediglich sechs Bewohner auf dem Remmelshagen. Gekauft wurde die Wohnanlage zu Beginn der 90er Jahre, als Neuenrade wesentlich mehr Flüchtlinge und Asylbewerber unterzubringen hatte. Nun sei die Anlage für diese Zwecke überdimensioniert, erläuterte Sasse. Bei der Suche nach einer neuen Lösung, sei der Stadt daran gelegen, dass sich diese zentrumsnäher befinde.
Iserlohner Kreisanzeiger, 01.11.2000
Solidarität mit Ausländern quer durch alle Schichten Iserlohn.
(tol) Mehr als 700 Bürgerinnen und Bürger haben inzwischen den Aufruf des Bündnisse "Iserlohn sagt NEIN! zu Rassismus und Gewalt" unterzeichnet.
Die Initiatoren kommen kaum noch nach, die im Internet unter http://www.iserlohnsagtnein.org veröffentlichte Liste der Unterzeichner zu aktualisieren. Schwierigkeiten machen dabei den ehrenamtlichen Helfern zum Teil auch die unleserlichen Handschriften. Die im Netz publizierte Liste umfasst daher erst rund 240 Unterzeichner.
Doch schon jetzt wird deutlich, daß die Initiatoren auf dem besten Weg sind, ihr Ziel zu erreichen: "Wir wollen eine möglichst breite Basis von gesellschaftlichen Gruppen und Einzelpersonen, überparteilich und interkonfessionell, für die Sache gewinnen", erläutern der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Peter Felsberg und Pfarrer Dr. Jürgen Abrath, die mit zum Organisationsteam gehören. Unter den Unterzeichnern des Aufrufs (siehe untenstehenden Kasten) finden sich unter anderem die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag, die städtischen Dezernenten Peter Paul Ahrens und Frieder Altrogge, Arbeitsamtsdirektor Rolf Deiters, Superintendent Albert Henz sowie viele weitere evangelische und katholische Pfarrer.
Eine Akzeptanz quer durch alle Schichtenzeigt sich beim Blich auf die (freiwillige) Berufsangabe: Handelsfachpacker, Techniker, Lehrer, Verkäufer, Gärtner, Altenpfleger, Werbevorlagenhersteller, Ärtzte, Bankkaufleute usw. haben den Aufruf unterzeichnet. Als Organisationen haben sich bislang der Azusländerbeirat, da Kollegium der Albert-Schweitzer-Schule, der Verein "Mehr Menschlichkeit 97" und das FriedensPlenum, das die Aktion ins Leben gerufen hatte, angeschlossen. Selbstverständlich, so die Initiatoren, könnte auch der Rat der Stadt einen entsprechenden Beschluß fassen und somit signalisieren, daß die Vertreter der Bürger geschliossen hinter der Sache stehen.
Neben der Unterzeichnung des Aufrufs hat das Bündnis eine Vielzahl von Aktionen angestoßen, für die zum Teil der Hauptausschuss Mittel aus dem 100000-Mrak-Landeszuschuss bewilligt hat (wir berichteten). Die Aufkleber in den Revolutionsfarben von 1848 werden zunächst in einer Auflage von 1000 Exemplaren verteilt. Außerdem wurden zwei Brückenbanner angeschafft. Wichtig ist den Initiatoren, daß es sich nicht um kurzfristige, spektakuläre Aktionen handelt, sondern daß mit einem langem Atem das friedliche Zusammenleben von Menschen aller Kulturen und Religionen in Iserlohn erhalten und gefördert werden soll.
"Iserlohn sagt NEIN! zu Rassismus und Gewalt"Der Aufruf des Bündnisses im Wortlaut Iserlohn. (rd) Einen Aufruf, dem sich jeder anschließen können soll, formulierten die Initiatoren. Hier der Text im Wortlaut: "Rassismus bedeutet, daß Grenzen zwischen Menschen gezogen werden, wo keine sind! Die Hautfarbe mag anders sein, aber der Wunsch zu leben, ist der gleiche. Die Religion mag eine andere sein, aber der Wunsch nach Frieden ist derselbe. Alle Menschen haben gleiche Rechte. Durch Rassismus und Rechtsextremismus werden Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihres Glaubens, oder weil sie homosexuell, obdachlos oder behindert sind, verfolgt. In letzter Konsequenz ist es die Demokratie - sind es wir alle, die von Neonazis angegriffen werden. Wir Iserlohnerinnen und Iserlohner sagen Nein zu Rassismus und Gewalt, weil wir in unserer Stadt Vielfalt im Denken und Handeln wollen. Deshalb wehren wir uns auch gegen jeden Versuch, dieses Miteinander durch Ausgrenzung zu stören und durch Gewalt ein Klima der Angst zu erzeugen. Wir setzen uns mit Mut gegen Gewalt und Rassismus in der Schule, auf dem Sportplatz oder am Arbeitsplatz ein! Wenn jemand verbal oder gewalttätig angegriffen wird, werden wir dies nicht nur scharf verurteilen, sondern auch entschieden eingreifen." |
Westfälische Rundschau, 16.09.2000
Flagge gegen Rechts zeigen
Iserlohn. (rw) "Iserlohn sagt NEIN zu Rassismus und Gewalt!": Nahezu 40 Erstunterzeichner - es sind Privatpersonen wie Organisationen - zeigen Flagge, auch im Internet. Das FriedensPlenum stellte gestern den Zusammenschluss vor.
Zu den Erstunterzeichnern gehören Superintendent Albert Henz ebenso wie wie Arbeitsamtchef Rolf Deiters. Planungsdezernent Frieder Altrogge hat unterschrieben, auch die Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag oder Heinz-Dieter Klusmann, Leiter des Stenner-Gymnasiums. Das Kollegium der Albert-Schweitzer-Schule gehört dazu, ebenso der Ausländerbeirat, verschiedene Pfarrer, Schulleiter, Vertreter der SPD und der Bündnisgrünen.
Unter www.iserlohnsagtnein.de kann die Homepage im Internet erreicht werden. Die Flagge mit dem Symbol der Aktion kann heruntergeladen werden und auf die eigene Internetseite gestellt werden. Damit soll symbolisiert werden, daß die Iserlohner "Vielfalt im Denken und Handeln" wollen. Detlef Paul vom FriedensPlenum appeliert vor allem an die heimischen Unternehmen, auf diese Art "Flagge zu zeigen": "Die Iserlohner Wirtschaft lebt vom Export. Es ist absurd, wenn damit Geschäfte gemacht werden, und in Iserlohn Fremdenfeindlichkeit regiert."
"Es ist erschreckend, daß seit der Einheit 93 Menschen in Deutschland durch rechte Gewalt umkamen", erinnert Dr. Eberhard Müller von den Grünen, und Asylbewerber Joe Lucas weiß aus eigener Erfahrung: "Rassismus zerstört die politische Struktur eines jeden Landes."
Ab heute werden weitere Unterschriften gesammelt und das Plenum hofft auch auf die von Iserlohns erstem Bürger, Klaus Müller.
Westfälische Rundschau, 15.09.2000
Iserlohn. (WR) Zu unserem Bericht "Friedensplenum nennt Verhalten schädlich" (WR vom 7. September) schreibt WR-Leser Horst Grzywaczewski:
Obwohl kein aktives Mitglied im Friedensplenum, kann ich die Kritik der Gruppe um Detlev Paul voll befürworten. Die Nazizeit ist ein Teil unserer Geschichte, den man nicht durch Schweigen und Aussitzen bewältigen kann.
Für eines der reichsten Länder der Welt ist es eine Schande, dass es nicht nur mehr als 50 Jahre dauerte, bis überhaupt eine Diskussion in Gang kam. Nein, den Nutznießern der Ausbeutung menschliche Arbeitskraft ist auch keine Ausrede zu dumm, um sich des moralischen Verantwortung zu entziehen. Nicht nur in de Industrie, auch in der Dienstleistung und in der Landwirtschaft wurden die aus ihre Heimat zwangsverschleppten Menschen benötigt.
Einige Geschichtsblinde versuchen die Diskussion mit dem Hinweis abzublocken, dass die deutsche Kriegsgefangenen und die aus den Ostgebieten verschleppten Zivilisten in Sibirien auch nicht besser behandelt wurden. Da muss man sich jedoch an das Verursacherprinzip halten. Ohne die Ereignisse des 30. Januar 1933 hätte es keinen Zweiten Weltkrieg gegeben; daraus resultierte schliesslich erst das weitere Leid der Kriegsgefangenen und Flüchtlinge.
Möge das Friedensplenum auch weiterhin solche Themen öffentlich diskutieren.
Horst Grzywaczewski zurzeit Lüdenscheid
Westfälische Rundschau, 09.09.2000
FriedensPlenum ruft zu Beteiligung auf
Iserlohn. (WR) Unter dem Motto „Iserlohn sagt Nein zu Rassismus und Gewalt" ruft das FriedensPlenum zur Teilnahme an einer gleichnamigen Kampagne auf.
Angesichts der zunehmenden Zahl von rechtsradikalen Aufmärschen und Gewaltakten sei es an der Zeit, schreibt das FriedensPlenum, dass auch Bürgerinnen und Bürger Iserlohns Stellung beziehen: „Als Demokraten müssen wir den alten und neuen Nazis deutlich machen, dass sie auch in unserer Stadt nicht auf die Zustimmung einer schweigenden Mehrheit bauen dürfen." Gleichzeitig, fordert das FriedensPlenurn, müssen wir uns schützend vor jene Mitbürger stellen, die sich - wo auch immer - mit rechtsradikalen Parolen, Drohungen und Übergriffen konfrontiert sehen. Das FriedensPlenum hat eine Erklärung verfasst, die von möglichst vielen Iserlohner Vereinen, Verbänden und Parteien aber auch von Einzelpersonen, unterzeichnet werden sollte, und hofft, mit der Kampagne eine breite bürgerschaftliche Basis zu erreichen.
Westfälische Rundschau, 07.09.2000
Iserlohner Firmen entziehen sich geschichtlicher Verantwortung
Iserlohn. (WR) "Es Ist bedrückend, in wie geringem Umfang die Iserlohner Wirtschaft ihre Verantwortung für die Vergangenheit trägt", kritisiert das Frtedensplenum die bisherige Beteiligung heimischer Firmen an der Stiftungsinitiative „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" für Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen.
Wie die Westfälische Rundschau berichtete, haben sich an der Initiative bisher erst acht Iserlohner Unternehmen beteiligt, davon zwei die erst nach dem Kriege gegründet wurden.
Auf der Liste der Iserlohner Unternehmen, die während des Krieges nachweislich Zwangsarbeiter beschäftigten und sich noch nicht der Initiative angeschlossen haben, fehlen Christophery, Dornbracht, Hanebeck, Gebr. Jost, Nierbecker & Schumacher, Schlieper, Schütte, Meyer & Co.,I.D. von Hagen, Wwe. Wilhelm von Hagen aber auch die Brauerei und das Autohaus Nolte. Detlef Paul, Sprecher des Plenums: "Da kann auch nicht die Ausrede ziehen, dass für die letztendliche Sicherheit in Amerika noch einige Formalitäten zu erledigen seien."
Das Friedensplenum bezeichnet es „als Schande", dass alle Appelle von Seiten des Rates, der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer sowie des Friedensplenums ungehört verhallen, „wenn es um Geld geht". Allein in dem Fonds von Seiten der Deutschen Wirtschaft fehlen noch 1,8 Milliarden an den zugesagten fünf Milliarden Mark.
Das Friedensplenum würde es sehr bedauern, beim nächsten Friedensfest kein Iserlohner Bier anbieten zu können und erklären zu müssen, dass dies wegen der fehlenden Beteiligung an der Stiftungsinitiave erfolge. Auch möchte das Friedensplenum „nicht empfehlen müssen, zukünftig sein Auto bei einer anderen Firma zu kaufen".
Die Unternehmen, die sich beteiligt haben, ruft das Plenum auf, bei ihren Geschäftsbeziehungen die Stiftungsbeteiligung zum Kriterium für zukünftige wirtschaftliche Zusammenarbeit zu machen.
Westfälische Rundschau, 26.08.2000
Stiftungsinitiative für Zwangsarbeiter:
Von Rainer Wiechers
Iserlohn. „Erst kommt das Fressen, dann die Moral", wusste schon Bertolt Brecht. Ähnlich scheint es bei einigen Iserlohner Unternehmen zu sein, wenn es um die Entschädigung ausländischer Zwangsarbeiter geht: Sie entziehen sich ihrer Verantwortung.
Nur sieben Unternehmen aus Iserlohn traten bisher der Stiftungsinitiative . "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" bei. Zwei dieser Unternehmen, die Firma Medice und die Steuerberatungsfirma Roels und Partner, wurden erst nach dem Krieg gegründet. Medice 1952, Roels und Partner in den 60er Jahren. Sie wollen mit ihrem Beitritt zur Stiftungsinitiative bewusst ein Zeichen setzen.
Im Iserlohner Stadtarchiv sind die Namen der Firmen aktenkundig, die während des Krieges Zwangsarbeiter beschäftigt haben. Stadtarchivar Götz Bettge: „Zwar ist die offizielle Zwangsarbeiterkartei nicht mehr vorhanden, doch dafür besitzen wir Unterlagen von Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlagern. Und aus denen geht hervor, in welchen Iserlohner Unternehmen während des Krieges Zwangsarbeiter beschäftigt waren."
Diese Firmen mussten an die Stadt, die an der Westfalenstraße, auf der Alexanderhöhe und in der Iserlohner Heide Gefangenenlager unterhielt, kosten für die Unterbringung bezahlen. So konnte das Stadtarchiv lückenlos rekonstruieren, welche Iserlohner Firma vom Einsatz der Zwangsarbeiter profitieren. Bettge appelliert in diesem Zusammenhang an die Iserlohner Bürger, die noch Fotos, oder Unterlagen aus dieser Zeit besitzen, sich mit dem Stadtarchiv in Verbindung zu setzen.
Einige der Unternehmen existieren inzwischen nicht mehr, oder wurden übernommen. Ein anderer Teil, in denen inzwischen die Nachkriegsgeneration das Sagen hat, beruft sich bei ihrer Weigerung, der Initiative beizutreten, offensichtlich auf "die Gnade der späten Geburt" der heutigen Firmenbesitzer. Weitere Gründe, sich der Zahlung zu entziehen, sehen einige heutige Unternehmer in der Produktionsumstellung: Wurde während des Krieges für die Rüstung produziert, sind die Waren heute überaus friedlicher Natur. Und deshalb entstehe keine Verpflichtung, dem Fonds beizutreten.
Bislang, so die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer, traten neben den unbelasteten Unternehmen Medice sowie Roels und Partner die Firmen Hänsel Textil, Lenzen, Stephan Witte, Sudhaus und Vieler International bei.
Nicht beigetreten sind die Firmen Christophery, Dornbracht, Hanebeck, Gebr. Jost, Niebecker und Schuhmacher, Schlieper, Schütte, Meyer & Co., Sprenger, I.D. von Hagen und Wwe. Wilhelm von Hagen. Auch die Iserlohner Brauerei und das Autohaus Nolte, die ebenfalls Zwangsarbeiter beschäftigten, fehlen bislang auf der Liste. Nicht aufgeführt sind auch die Handwerksbetriebe. Sie sind nicht verpflichtet, in den Fonds zu zahlen, aber moralisch ...?
Allein 250 Zwangsarbeiter waren während des Krieges bei der Stadt Iserlohn und in städtischen Einrichtungen beschäftigt. Hier hat Stadtkämmerer Dr. Peter-Paul Ahrens angekündigt, dass die Stadt dem Stiftungsfonds beitritt.
Wie kommentierte Hauptgeschäftsführer Peter Rapp-Frick in den Kammernachrichten: „Es geht heute nicht um die individuelle Schuld, sondern um historische und moralische Verantwortung von uns Deutschen ... Glaubwürdigkeit und Ansehen der deutschen Wirtschaft hängen davon ab, dass möglichst viele mitmachen - unabhängig davon, ob sie Zwangsarbeiter beschäftigt hatten oder ob sie erst nach dem Krieg gegründet worden sind."
Westfälische Rundschau, 10.08.2000
Aktion ohne den "Tod": FriedensPlenum erinnert an Atombombenabwurf 1945
Iserlohn. (As) Wäre die Sache nicht so ernst, man müsste schmunzeln. "Unser Problem ist, daß der Tod noch auf dem Weg ist", sagt Detlef Paul. Der Sprecher des FriedensPlenum wartete gestern gegen 10.30 Uhr auf dem Schillerplatz vergebens mit Gleichgesinnten auf den schwarz gekleideten Kollegen, der den Tod symbolisieren sollte, der am 09. August 1945 über 74000 Menschen auf der Stelle, viele auch noch Jahre später traf.
Gestern jährte sich zum 55. Mal der Tag, an dem B29-Bomber der amerikanischen Luftwaffe eine Atombombe über der japanischen Stadt Nagasaki abwarfen. "Wir wollen mit dieser Aktion ein Warnsignal setzen, denn auch heute sind Atombomben und Atomenergie tödlich", so Paul. Viele Marktbesucher hielten inne, lasen das Flugblatt, suchten Gespräche. Andere wiederum zogen Kopf schüttelnd von dannen.
Punkt 11 Uhr ging die Aktion los - verspätet und ohne den "Tod": Eine Glocke ertönte, vor dem Transparent "Nagasaki mahnt!" fielen sechs Menschen um, erstarrten. Ihre Umrisse wurden mit Kreide festgehalten.
Die kahlen Flecken sollen symbolisieren, wie grausam die Bewohner Nagasakis damals von der enormen Energie der Atombombe getroffen und auf der Stelle zu Asche wurden. Diese Bilder gingen um die Welt. Auch gestern wieder.
Iserlohner Kreisanzeiger, 20.07.2000
Zum Kommentar "Beklommen" (Ausgabe vom 17. Juli) schreibt Michael Siethoff, Rahmenstrasse, Iserlohn:
Brandanschlag auf ein Ludwigshafener Asylbewerberheim; Sieben Jugendliche prügeln in Nordvorpommern auf sechs Kenianer ein; Haftbefehle gegen fünf Männer aus Wismar, die einen Obdachlosen erschlagen haben (sollen); Schlägerei in Saalfeld mit rechten Jugendlichen. Eine nur kleine Auswahl rechtsextremistischer Umtriebe der letzten Tage.
Und vor Ort gab sich am Samstag der bundesweit bekannte Rechtsterrorist M. Roeder die Ehre, im Letmather Hof zu sprechen. Und im Kommentar von Helmut Rauer steht dann "...Es darf nicht dazu kommen, dass Letmathe eines Tages als ,braunes Nest' bundesweit bekannt wird..." Ist das Ihre einzige Sorge? Rechtsextremismus ist keine Imagefrage!
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis in der näheren Umgebung ein Asylbewerberheim von Faschisten angezündet wird oder ähnliches passiert, wenn den Aktivisten der NPD vor Ort, dem dt. Kulturwerk (oder wie auch immer die sich nennen), nicht von Anfang an deutlich vor Augen geführt wird, dass mit öffentlichen Auftritten ihre Grenze weit überschritten ist.
Wo keine Konsequenzen zu fürchten sind, weil das Problem nicht erkannt wird, dort wird es "munter" weitergehen. Es geht hier in letzter Konsequenz um Menschenleben und nicht (nur) um das Image Letmathes.
Iserlohner Kreisanzeiger, 01.07.2000
Zum Friedensplenum und zu Fritz Kühn äußert sich IKZ-Leserin Gertrud Jütting aus Balve, Hangweg 8:
Also, ich musste herzhaft lachen. Seit Wochen warte ich nun schon darauf, dass das Friedensplenum seinen Erbfeind Fritz Kühn hervorholt und hurra, prompt ist es geschehen. Wohl dem, der einen Feind hat, der schon lange in seinem Grab ruht und sich nicht wehren kann. Dazu gehört viel Mut. Langsam wird es lächerlich. Dabei gäbe es doch für Sie, meine Damen und Herren, genug zu tun, herrschen doch in vielen Staaten Folter und Unterdrückung, also herunter vom bequemen Sofa und dort protestieren wo Menschen wirklich gequält werden.
Im übrigen sollten Sie nicht so leichtfertig über die Menschen im 3. Reich urteilen. Vor 1933 gab es viele Millionen Arbeitslose. Sie bekamen ihr Geld nicht überwiesen, sondern mussten sich ihre 5 RM pro Woche abholen. Da standen nun diese Menschen in unendlich langen Schlangen, ausgemergelt und schwach vor Hunger. Ich habe vor kurzem die englische Dokumentation "Die Nazis" gesehen. Elende Kindergesichter schauen Sie an. Haben Sie in Ihrem Leben schon einmal Hunger gehabt? Sehr wahrscheinlich nicht. Ich wette, auch Sie würden jedem hinterherlaufen, der Ihnen Brot und Arbeit gibt.
Da Sie ja "Linke" sind, würde ich Ihnen dringend nahelegen Solschenyzins "Archipel Gulag" zu lesen. Dort können Sie erfahren, welche Grausamkeiten unter Stalin im links regierten Russland geschehen sind.
Noch eine Frage: Wo war Ihr Protest, als unsere Brüder und Schwestern in der ehemaligen DDR unterdrückt und an der Mauer erschossen wurden? Von der friedlichen Revolution der Menschen dort könnten Sie viel lernen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 01.07.2000
Plenum zieht erste positive Bilanz
Iserlohn.(gs) Einen "gesicherten Erlös" von 5500 Mark präsentierte das FriedensPlenum gestern vor der Presse als Bilanz des 10. Friedensfestes. Wenn demnächst ganz spitz abgerechnet ist, können es eventuell noch einige hundert Mark mehr sein, meinten Detlev Paul, Klaus Heitmann, Sabine Patze, Andreas Metzler und Marion Bischof. Rund 8000 Menschen besuchten an den drei Tagen das Festival an der Bauernkirche, etwa ein Viertel mehr als in den Jahren davor.
Der Erlös wird traditionell der Flüchtlingsarbeit zukommen. Einzelheiten will das FriedensPlenum noch beschließen. Bisher wurden Familien- und Kinderfeste, Ausflüge oder dringende Anschaffungen aus dem Festerlös finanziert.
Da sich die Organisatoren entschlossen hatten, die Peace-Parade im Vorfeld des IBSV-Schützenzuges abzusagen, wurden die für den Umzug vorgesehenen Aktionen auf den Festplatz verlegt. Die politisch-satirische Themenschau fand nach Einschätzung der Organisatoren großen Anklang bei den Besuchern. Die größte Aufmerksamkeit und der stärkste Beifall, die je einem politischen Redner beim Friedensfestival zuteil wurden, erhielt Cho Lucas Yabah, der eine sehr anrührende Ansprache über die Würde der Flüchtlinge hielt.
Ob und wie das FriedensPlenum auch im kommenden Jahr ein Friedensfest organisiert, ist für die Aktiven dieses Jahres vor allem eine Personalfrage. 30 ständige Helfer waren diesmal eingespannt. Die doppelte Zahl, so hieß es gestern, wäre eigentlich nötig. Am Termin - parallel zum IBSV-Schützenfest - wollen die Friedensleute, wie sie gestern sagten, auf jeden Fall festhalten: "Das Friedensfest war und ist eine Alternative zum Schützenfest. Und die Stadt ist groß genug für zwei Feste an einem Wochenende."
Ob und wie es mit dem Friedensfest weitergeht, wissen die Aktiven des Friedensplenums noch nicht. Aber am Termin wollen sie bei einer Neuauflage festhalten. Sie verstehen sich eben nach wie vor als Alternative. Wenn sie die gestern an den Tag gelegte Sanftmut beibehalten, wird es zwar nicht den Anschluß des Friedensplenums als 6. IBSV-Kompanie geben, doch immerhin ein friedliches Mit- und Nebeneinander. Dass das Plenum nach wie vor nicht bei allen Mitmenschen wohl gelitten ist, zeigt eine Anzeige bei der Polizei. Vorwurf: Kinderarbeit. Die Polizei befragte die Kinder, die in Kästen leere Bierflaschen auf dem Festgelände einsammelten. Sie verstanden das nicht als Arbeit, sondern als ihren Beitrag zum Fest. Zur Belohnung dürften sie so viel Limo trinken, wie sie Durst hätten. Über Lärm, so freut sich das Plenum, habe sich niemand während der Festtage beschwert. Nur der Aufbau am Vortag sei zu laut gewesen. Vielleicht läßt sich das auch noch regeln.
Gabriele Schulz
Westfälische Rundschau, 01.07.2000
Die Ratsfraktionen haben das Wort
"Provokation muss endlich aufhören"
Iserlohn. (WR) Die Ratsfraktionen sollen nicht nur vor Wahlen, sondern auch danach angemessen ihren Beitrag zu aktuellen Fragen, Anliegen oder Problemen leisten dürfen. Deshalb veröffentlicht die WR in dieser Rubrik, was Politikern und Parteien unter den Nägeln brennt, ohne Einfluß auf Themen und Inhalte zu nehmen. Autor des heutigen Beitrags ist Hartmut Bogatzki, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU:
Schützenfest und Friedensfest sind vorbei. Man kann nun Bilanz ziehen. Beide Veranstaltungen sprechen die Iserlohner Bürgerschaft an. Beide waren auch in diesem Jahr gut besucht.
Es muss aber gefragt werden, ob das Friedensfest weiterhin am gleichen Wochenende wie das Schützenfest stattfinden kann. Die Veranstalter haben das Friedensfest auch in diesem Jahr zu einer Demonstration gegen den IBSV machen wollen. Mit der so genannten Love-Parade im Vorfeld des Schützenumzuges wollte das FriedensPlenum den Schützenverein zusätzlich provozieren. Was dabei herausgekommen ist, ist allseits bekannt. Rechtsradikale wie Linksradikale wollten Iserlohn zu ihren Zwecken mißbrauchen. Iserlohn war auch überregional negativ in den Schlagzeilen.
Das darf sich nicht wiederholen. Die durch das FriedensPlenum alljährlich durchgeführte Provokation des IBSV muss endlich aufhören. Am besten erreicht man dieses Ziel, indem man beide Veranstaltungen zu verschiedenen Terminen durchführt.
Auch das Friedensfest hat in Iserlohn seine Berechtigung. Aber nicht mehr am gleichen Wochenende wie das IBSV-Schützenfest. Das FriedensPlenum sollte darüber nachdenken, von sich aus einen anderen Termin zu wählen.
Westfäische Rundschau, 17.06.2000
(her) Ernstere Töne als gewohnt hat gestern das FriedensPlenum zum Auftakt seines dreitägigen 10. Friedensfestes an der Bauernkirche angeschlagen. Vor viel Publikum erinnerte Gudrun Hülsmann an Greueltaten der Vergangenheit, an die Verbrennung von Frauen als Hexen, die Ausrottung der Indianer und an die Millionen Opfer des Hitler-Regimes. Die Rednerin im Hexenkostüm (Foto) prangerte profitgierige Länder an, die durch Waffenexporte neue Bürgerkriege schürten. Der rot-grünen Bundesregierung hielt sie vor, Panzer an die Türkei zu verkaufen und im Kosovo mitzumischen. Auch 2000 sei Deutschland noch nicht frei von Nationalsozialismus, sagte die Sprecherin. Nazikiller legten in Flüchtlingsheimen Feuer, hetzten Ausländer zu Tode und verbreiteten durch Gewalt Angst und Schrecken.
Iserlohner Kreisanzeiger, 13.06.2000
Ideenreiche Traditionsrede in spannendem Rahmen
Iserlohn. (treu) Natürlich stand beim Traditionsessen des IBSV eine Woche vor dem großen Schützenfest der Hauptredner Dipl. Ing. Michael Jost, im Mittelpunkt des Interesses. Dennoch war wohl die Mehrzahl der rund 300 Damen und Herren ziemlich gespannt auf die einleitenden Worte von Oberst Horst Fischer. Schließlich hatten diverse Demo-Ankündigungen von Linken und Rechten in der vergangenen Woche in Iserlohn reichlich Zündstoff gesorgt.
Fischer zeigte sich zunächst erleichtert über die Absage der Peace-Parade durch das Friedensplenum am Freitag. Zugleich betonte er, dass sich der IBSV in den zurückliegenden zehn Jahren immer bemüht habe, einer unmittelbaren Konfrontation mit dem Friedensplenum aus dem Weg zu gehen. Nicht teilen wollte er allerdings die Aussage Detlev Pauls, auch vom Friedensfest sei in dieser Zeit keine Gewalt ausgegangen. Fischer verwies u.a. auf die Verunstaltungs-Aktionen an der Fritz Kühn-Büste sowie Eier- und Tomatenwürfe auf die Festzugteilnehmer. Und auf Verunglimpfungen der IBSV-Führung, die „bis in den persönlichen Bereich hineinspielten".
Dennoch, so der Oberst weiter vor den Gästen aus Politik, Wirtschaft, Ehrenamt und Schützenwesen, werde es nun Gespräche zwischen IBSV und Friedensplenum geben, in denen die Vergangenheit aufgearbeitet würde: „Wir wollen Frieden mit dem Plenum." Zugleich bekräftigte er auch noch einmal seine Absage an die politischen Extreme: „Wir mögen nicht linksaußen und nicht rechtsaußen. Wir haben diese Leute nicht gerufen und wir kennen sie auch nicht!"
Optimistisch gab sich Bürgermeister Klaus Müller in seiner Grußrede: „Wir in Iserlohn werden unser Schützenfest feiern, wie wir es gewohnt sind."
Schließlich trat der Gastredner, der Automobil-Kaufmann und Diplomingenieur Michael Jost ans Mikrofon. Sein Thema: „Die Kommunikation im Spannungsfeld neuer Medien und globalisierter Märkte". Was sich auf den ersten Blick etwas steif liest, entpuppte sich als muntere Reise durch die Zeit und die dazu notwendigen Ideen und Denkanstöße.
Jost machte deutlich, dass ausschließlich in optimaler und funktionierender Kommunikation der Schlüssel allen wirtschaftlichen Erfolges zu suchen ist. So sei er sicher, dass es schon in absehbarer Zeit eine weitere Angleichung von Währungen und Sprachen bis hin zu Zeitzonen geben wird. Der Unternehmer, der sein Management-Rüstzeug bei BMW erhalten hat, forderte dazu auf, sich bei allen neuen Kommunikationsformen um Spitzenplätze zu bemühen: „Wenn Sie heute nicht Erster sind, dann sind Sie auch schon bei den Verlierern."
Langanhaltender Beifall würdigte die engagierten Äußerungen des smarten Wahl-Münchners und geborenen Wickeders.
Dank und Grüße auch vom Bürgermeister von Nowotscherkassk Prisnjaschnuk, der mit einer Delegation als Ehrengäste dem Traditionsessen beiwohnten.
Partei will sonntäglichen Schützenumzug nicht behindern
Iserlohn, (IKZ) Nach der Absage der "Peace-Parade" durch das Friedensplenum zieht nun die NPD nach. So teilte der Vorstand der Partei der Polizei mit, dass es keine Demonstration am Schützenfestsonntag geben werde. „Inwieweit diese Erklärung Einfluss auf weitere potenzielle Anmelder von möglicherweise geplanten Demonstrationen anderer Gruppierungen haben, kann gegenwärtig noch nicht gesagt werden. Im Bedarfsfall werden weitere Koordinationsgespräche Klarheit bringen müssen", heißt es einer Pressemitteilung der Polizei.
Auch die NPD gibt eine Stellungnahme zu ihrer Entscheidung ab. „Aufgrund der angekündigten Demonstration der NPD in Iserlohn haben linksextreme Gruppen angekündigt, ihrerseits eine Demonstration der NPD unter allen Umständen verhindern zu wollen. Ein weiteres Festhalten der NPD an ihrer Protestdemonstration gegen das Friedensplenum steht vor dem Hintergrund einer zu erwartenden massiven Polizeipräsenz und der damit verbundenen Beeinträchtigung des Schützenfestumzuges in keinem Verhältnis und wird daher abgesagt", schreibt NPD-Kreispressesprecher Axel Schoppmann.
Stadtspiegel, 11.06.2000
Iserlohn. (-nn) Aufatmen in der Iserlohner Bevölkerung, folglich auch bei den Bürgerschützen und bei allen Verantwortlichen: Das FriedensPlenum, "um", so der Wortlaut der Presseerklärung, "deeskalierend zu wirken". Die Friedensleute unterstreichen, "dass wir immer gegen Gewalt waren".
Timo Pradel, Kreisvorsitzender der NPD, betonte am Samstagnachmittag in einem Telefongespräch gegenüber dem Stadtspiegel, "dass wir kein Interesse daran haben, dass die Innenstadt voll Polizei ist. Wir möchten, dass die Schützen ungestört feiern können. Deshalb werden wir unsere Demonstration absagen".
Zu wünschen ist somit, dass alles wieder zur Normalität zurückkehrt: Das FriedensPlenum feiert in der Altstadt, der IBSV auf der Höhe. Und die Festzüge können ungehindert zu den bekannten Zeiten durch die Innenstadt geführt werden.
Allerdings ist es dringend geboten, nach den Festivitäten all das abzuarbeiten, was in den vergangenen Tagen in Iserlohn geschehen ist. Das muss so sein!!
Westfälische Rundschau, 08.06.2000
Auch PDS will kommen
Iserlohn. (WR) Ob es am 18. Juni anlässlich des Schützenfestzuges neben der "Peace Parade" des FriedensPlenums auch noch zu einer Demonstration der NPD kommen wird und ob sie zeitlich und räumlich von der traditionellen IBSV-Veranstaltung zu trennen ist, wurde im gestern stattgefundenen ersten Gespräch zwischen Polizei und NPD-Führung nicht entschieden.
Beide Seiten klärten lediglich ihre gegenseitigen Vorstellungen ab und vereinbarten weitere Gespräche. Mit einer entgültigen Entscheidung, so Polizeisprecher Michael Bechatzek, sei am Mittwoch nächster Woche zu rechnen. Den NPD-Vertretern sei deutlich gemacht worden, dass die Kreispolizeibehörde nach Recht und Gesetz entscheiden und das Gebot der Neutralität beachten werde. Sie wolle in Wort und Tat deeskalierend handeln.
Derweil zeichnet sich zur sogenannten Gegendemoinstration der NPD eine Gegendemonstration ab, zu der die PDS landesweit aufgerufen hat.
Das Iserlohner FriedensPlenum, das erstmals zum Schützenfestzug eine "Peace-Parade" veranstalten will und keine Veranlassung sieht, diese Absicht aufzugeben, kündigte gestern an, mit dem IBSV-Vorsitzenden Horst Fischer ein Gespräch mit dem Ziel zu führen, in einer gemeinsamen Erklärung öffentlich gegen die NPD-Absichten Stellung zu beziehen. Das FriedensPlenum halte in jedem Fall am Prinzip der Gewaltfreiheit fest.
Westfälische Rundschau, 03.06.2000
"Politisch-satirische Demonstration" zum IBSV-Schützenfest
Iserlohn. (WR) Als "politisch-satirische Demonstration" habe die Polizei die geplante "Peace-Parade" am 18. Juni gewertet. Das teilte gestern das FriedensPlenum mit.
Fest steht inzwischen der Zeitplan: Die Teilnehmer treffen sich um 13 Uhr auf dem Neumarkt. Dort starten sie um 15 Uhr auf folgender Route: Dicker Turm, Wermingser Straße, Alter Rathausplatz, Unnaer Straße, Theodor-Heuss-Ring, Hans-Böckler-Straße, Rahmenstraße und Altstadt. Verpflichtet wurde das Plenum dazu, eine ausreichende Zahl von Ordnern zu stellen, Wasserpistolen sollten tunlichst nicht mitgeführt, auf keinen Fall aber gegen Passanten eingesetzt werden. Auch sei eine Absprache über die Lautstärke der Musik getroffen worden.
Vorbereitungstreffen finden jeden Donnerstag ab 19 Uhr im Jugendzentrum statt.
Westfälische Rundschau, 31.05.2000
Polizei und Plenum:
Iserlohn. (WR/-is-) Die vom FriedensPlenum geplante "Peace-Parade" wird am 18. Juni parallel zum IBSV-Schützenfest stattfinden. Allerdings, wie Polizei-Sprecher Bechatzek gestern betonte,: "Nicht auf der Route des Schützen-Umzuges und zeitlich mit einem gehörigen Abstand."
Nach der Anmeldung der Parade bei der Polizei, so Bechatzek weiter, hätten in den letzten Tagen zwei Gespräche in "entspannter und konstruktiver Atmosphäre" mit Vertretern des Friedensplenums stattgefunden. Und sie seien es auch gewesen, die den zeitlichen und räumlichen Abstand vom Schützenumzug vorgeschlagen hätten. Damit wiederum seien sie bei der Polizei auf offene Ohren gestoßen, die ihrerseits ebenfalls an einer konfliktfreien Demonstration interessiert sei.
Im Übrigen verweist die Polizei darauf, dass jeder Bürger das grundgesetzlich geschützte Recht hat, Demonstrationen zur Meinungskundgabe zu veranstalten - auch wenn diese Meinung vielen nicht passe. Dieses Recht finde indessen seine Grenzen in der übermäßigen Rechtsbeeinträchtigung anderer Bürger. Und zu diesem geschützten Recht gehöre auch eine störungsfreie Durchführung von Traditionsveranstaltungen - wie eben dem Schützenumzug des IBSV.
Stadtspiegel, 24.5.2000
"Peace-Parade"-Organisator Detlev Paul saß am Montag verantwortlichen Polizeibeamten gegenüber. Dieses erste Gespräch, so Polizei-Pressesprecher Michael Bechatzek gestern zum Stadtspiegel, sollte auch für die Polizei eine Möglichkeit sein, sich einen Überblick zu verschaffen. Paul hat zudem die "Peace-Parade" mündlich angemeldet. So ist zu vermuten, dass eine schriftliche Anmeldung wohl nicht lange auf sich warten läßt. Wie Bechatzek weiter mitteilte, wird Detlev Paul nun mit seinen Leuten einige organisatorische Dinge abklopfen. So sind der Sicherheitsgedanke und die Anzahl der Helfer bzw. der gedachte Parade-Weg Positionen, die eine nicht unerhebliche Gewichtung besitzen.
Ob Detlev Paul die Beamten am kommenden Montag beim zweiten Gespräch überzeugen kann, muss abgewartet werden. Von Pauls Garantien hängt letztlich die Genehmigung der "Peace-Parade" ab.
Stadtspiegel, 24.05.2000
Meinungen der Leser
Leserbriefe müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Wir behalten uns grundsätzlich das Recht auf Kürzung vor.
Zu unserem Bericht über die geplante "Peace-Parade" des Friedensplenums vom vergangenen Mittwoch schreibt Oliver Chiarelli aus der Hagener Straße in Iserlohn.
"Dem Stadtspiegel habe ich entnehmen müssen, dass die kommunale Demokratie in Iserlohn in höchster Gefahr ist. Mit großer Sorge, und da stimme ich den "Verantwortlichen im IBSV und in der Politik" zu, las ich, dass linke Chaoten, wie schon in der Vergangenheit, erneut eine provokative Aktion gegen die bürgernahen und friedensliebenden Schützen planen, für die sogar "unter anderem im Internet" geworben wird.
Wie allgemein bekannt ist, nutzen Hacker, Neonazis, Hooligans und auch linksradikale Randalierer das Internet, um dort ihre subversiven Taten zu planen und zu koordinieren. "Wer weiß, wer sich da alles angesprochen fühlt. Drohen Chaos-Tage"? Welche Art von Gruppen meint der Anführer dieser Chaoten, ein gewisser Detlev Paul, der in besagtem Artikel durch eine äußerst aggressive Wortwahl ("Niemanden in die Fresse hauen", und "aber ein bißchen Schulterrubbeln") auffällt? Autonome etwa?
Ich denke, es ist an der Zeit, die Bürgerwehr zu mobilisieren. Es ist nur gut zu wissen, "dass die Polizei sich dennoch vorbereitet". Der Stadtspiegel hat da so seine geheimen Quellen, die ihm dies "gesichert zugetragen" haben.
Obwohl, bzw. gerade weil die Vorbereitungen des Umzuges oder der Demonstration durch die verantwortlichen Chaoten eher unbeholfen wirken,("Denn das FriedensPlenum weiß auch noch nicht, wer alles mitmacht") ist größte Vorsicht geboten, denn aus Unordnung entsteht Chaos. Darum muß Rainer Tüttelmann zugestimmt werden, wenn er sagt" Das Risiko ist einfach unkalkulierbar". Nur gut, daß es Journalisten wie ihn gibt, die harte Fakten, so bestürzend sie auch sein mögen, ohne persönliche oder politische Färbung ungeschminkt darstellen. Nur dadurch kann Iserlohn noch vor den Chaoten gerettet werden.
Ebenfalls zu dem Artikel "Peace-Parade" nimmt Thomas Mayer aus Schwerte, Reichshofstraße, Stellung.
"Zu den ungeheuerlichen Aktivitäten des Iserlohner Friedensplänums möchte ich einmal als Außenstehender Stellung nehmen.
Es ist eine Schande und eine Verhöhnung aller wirklichen Kämpfer für den Frieden, dass diese Gruppierung den Zusammenhang zu diesem großen Wort herstellt.
Wissen die Leute eigentlich, was es heißt, für Frieden und Freiheit seine Gesundheit, seine Freiheit oder sogar sein Leben zu lassen?
Es gehört sicherlich sehr viel Mut dazu, aus einem Land wie Deutschland zu agieren und die "Klappe aufzureißen". Bezeichnend für die Dummheit dieser Menschen ist, dass sie sich auf die Fahnen geschrieben haben, einen "Schützenverein als Feind niederzumachen". Damit zieht man die Ideen der großen Friedenskämpfer unserer Welt durch den Dreck.
Man kann nur hoffen, dass diese idiotischen Kleinstadtfuzzies (nur diese Bezeichnung kann die richtige sein) bald vergessen sein werden, damit die wirklichen Helden des Friedens nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden können."
Iserlohner Kreisanzeiger, 23.05.2000
Festival steigt vom 16. - 18. Juni
Iserlohn. Die Ostermärsche hätten es bewiesen, meint Detlev Paul lakonisch: "Das Friedensfest ist die größte Veranstaltung der Friedensbewegung in Nordrhein-Westfalen". Das dreitägige Festival (16. - 18. Juni) feiert Jubiläum: Zum zehnten Mal wird das fest an der Bauernkirche gefeiert.
Die Organisatoren erwarten mehr als 6000 Besucher zum Open-Air-Fest. Auch in diesem Jahr werden die in Iserlohn lebenden Flüchtlinge zum Fest eingeladen und erhalten Wertmarken. Der Erlös aus der Veranstaltung fließt in voller Höhe in die Arbeit mit Flüchtlingen.
Für das Jubiläumsfest wurden neben einigen neuen Gruppen die besten Bands der vergangenen neun Jahre verpflichtet. Herausgekommen ist dabei eine interessante Mischung, die von Rock über Pop, Folk, Gothik, Ska, Punk bis zu Industrial-Musik reicht.
Am ersten Veranstaltungstag werden ab 17.30 Uhr die Band Krampfader und Le Cri du Mort (beide Iserlohn), Die Schnitter (Kassel) und TASS (Hagen/Dortmund) auftreten. Am Samstag, 17.6., werden die Gruppen In Search of a Rose (Lemgo), Überflüssig (Herne), King Banana (Regensburg) und die Phantoms of Future aus Dortmund antreten. Am Sonntag, 18.6., wollen Lecker Sachen (Köln), Motosushi (Bochum), Fleurs du Mal (Iserlohn) und Heiter bis Wolkig (Köln) das Publikum anheizen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 20.05.2000
Ein Umzug mit vielen Wasserpistolen
Iserlohn. Im Jugendzentrum traf sich die Arbeitsgruppe "Peace-Parade" des Friedensplenums, um den geplanten Alternativumzug auf den Weg zu bringen. Die Demonstration "Peace-Parade" soll am 18. Juni zur Mittagszeit in Iserlohn stattfinden.
"Wenn jetzt noch weitere 200 Menschen Lust haben, in Motivgruppen zu einem ihnen wichtigen Inhalt mitzumachen, Wagen und Kostüme herbeizaubern und für einen bunten Ablauf sorgen, kann diese phantasievolle, politische und kulturelle Aktion mit viel Spaß und ohne Gleichschritt in Iserlohn stattfinden", erklärt Organisator Detlev Paul.
Das FriedensPlenum ruft Menschen mit Fahrrad und Skates zur Demonstration für Mobilität auf: "Der Straßenraum gehört derzeit noch weitgehend den Autos und LKW. Das muß sich ändern. Auch hierfür kann im Rahmen der Peace-Parade demonstriert werden", heißt es in einer Erklärung des Friedensplenums.
"Das FriedensPlenum wird sich mit einem Wagen präsentieren. Alle sonstigen Attraktionen sind noch nicht so weit, dass darüber seriös gesprochen werden kann. Auch der Techno-Wagen ist noch nicht auf dem Weg nach Iserlohn. Es wird aber feste daran gezogen. Es wird kein Power-Truck sein, mit dessen Lautsprechern Häuser abgerissen werden können. Es wird auch ganz sicher nicht dazu aufgerufen, alle Wände zu besprühen, Berge von Müll zu hinterlassen oder gar in Hinterhöfe und Vorgärten zu urinieren." Weiter heißt es, "Das FriedensPlenum hat neun Friedensfeste ohne Gewalt veranstaltet. Diese Peace-Parade soll keinen Unfrieden in die Stadt tragen, sondern ein Umzug voller Spaß aber nicht ohne Politik werden. Wenn das Wetter gut ist, sicher auch mit vielen Wasserpistolen. Ganz friedlich und erfrischend."
Wer Genaueres wissen möchte, sich an der Planung beteiligen oder gar teilnehmen möchte, ist beim nächsten Vorbereitungstreffen am Dienstag, 23.5., um 19.00 Uhr, im Jugendzentrum Karnacksweg, willkommen oder kann sich bei Detlev Paul, Tel. 773859, melden."
Westfälische Rundschau, 18.05.2000
Zum Schützenfest:
Iserlohn. Das örtliche FriedensPlenum plant, am Sonntag, 18.6., vor dem Schützenumzug des IBSV eine alternative Parade in der Innenstadt zu veranstalten. Das teilte das Plenum gestern im Anschluß an das erste Vorbereitungstreffen mit.
Man habe, so heißt es weiter, bisher neun Friedensfeste ohne Gewalt veranstaltet, und dabei solle es bleiben. "Diese Peace-Parade soll keinen Unfrieden in die Stadt tragen, sondern ein Umzug voll Spaß, aber nicht ohne Politik werden." Als Termin wird "die Mittagszeit" genannt.
Festzustehen scheint bisher allerdings nur, dass das Plenum selbst sich mit einem Wagen präsentieren will. Gesucht werden deshalb weitere Mitstreiter: "Wenn jetzt noch weitere 200 Menschen Lust haben, in Motivgruppen zu einem ihnen wichtigen Inhalt mitzumachen, Wagen und Kostüme herbeizuzaubern und für einen bunten Ablauf zu sorgen, kann diese phantasievolle, politische und kulturelle Aktion mit viel Spaß und ohne Gleichschritt in Iserlohn stattfinden."
Stadtspiegel, 17.05.2000
FriedensPlenum wirbt für Schützenfest-Sonntag-Umzug im Internet
Iserlohn. (-nn) Das Iserlohner FriedensPlenum plant für den Schützenfest-Sonntag einen eigenen kleinen Umzug. Dieser soll nach dem Willen der FriedensPlenum-Macher vor dem IBSV-Umzug, der um 14.00 Uhr starten wird, durch die Innenstadt führen. Die verantwortlichen im IBSV und in der Politik sehen dies mit großer Sorge, denn schließlich wird für diese Aktion unter anderem im Internet geworben.
Drohen Iserlohner Chaos-Tage?
Lesen sie bitte auf Seite 3 weiter.
Das FriedensPlenum Iserlohn plant eine "Peace-Parade" vor dem IBSV-Festzug
Iserlohn. (-nn) "Erstmals wird es in diesem Jahr am Sonntag eine Peace-Parade durch die Iserlohner Innenstadt geben. Los geht es um 14.00 Uhr vom ZOB am Konrad-Adenauer-Ring. Jeder ist eingeladen, sich der Demonstration für die kulturelle Freiheit und Vielfalt mit Techno-Wagen, Samba-Gruppe und diversen Überraschungen anzuschließen. Ziel der Organisatoren ist es, den Besuchern des nachfolgenden Schützen-Umzuges zu zeigen, dass ohne Gleichschritt viel mehr Lebensfreude ausgedrückt werden kann."
Mit diesen Sätzen macht Sabine Greune aus Hagen für das FriedensPlenum auf eine Neuerung aufmerksam, die in diesen Tagen in Iserlohn für große Unruhe sorgt. Denn das FriedensPlenum wirbt für sein zehnjähriges Friedensfest und für diesen Umzug im Internet. "Wer weiß, wer sich da alles angesprochen fühlt", ist von den Verantwortlichen in der Politik und den Ordnungsbehörden zu hören. "Ich habe von diesem Umzug erst am Wochenende erfahren und bin der Meinung, dass man diesen Blödsinn ablehnen muß. Dies ist doch eine reine Provokation", meint der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Leye, "Ich habe es nie verstanden, warum das FriedensPlenum immer etwas gegen den IBSV plant".
Ähnlich äußert sich auch Walter Torke als CDU-Fraktions-Vorsitzender: "Die Stadt ist zwar als Genehmigungsbehörde nicht gefragt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass wir dies unter keinen Umständen wollen. Dies ist eine unnötige Provokation. Wir dürfen es nicht dulden, dass künstlich ein Problem geschaffen wird". Walter Torke ist nicht gegen den Umzug. "Aber zu einer anderen Zeit und an anderer Stelle".
Interessant ist es nun, ob das FriedensPlenum nur einen Versuchsballon gestartet hat oder es tatsächlich mit dem Umzug ernst meint. "Bislang", so Polizei-Pressesprecher Michael Bechatzek, "liegt uns kein Antrag vor. Wir haben das Ganze bislang nur zur Kenntnis nehmen können". Dass die Polizei sich dennoch vorbereitet, lassen Äußerungen erkennen, die zwar nicht aus dem grünen Hauptquartier an der Friedrichstraße kommen, die aber dem Stadtspiegel "gesichert zugetragen" worden sind.
Klaus-Peter Knops, Leiter des Iserlohner Ordnungsamtes, kann zu dem geplanten Umzug auch nichts sagen: "Details liegen uns nicht vor. Bevor eine Genehmigung erteilt werden kann, muss beispielsweise bekannt sein, wie viele Teilnehmer erwartet, wieviel Ordner gestellt und ob Fahrzeuge mitgeführt werden.". Knops ergänzt: "Den Charakter des Umzuges kennen wir auch nicht. Handelt es sich nun um einen Umzug oder gar eine Demonstration?"
Ob alle Fragen in Kürze beantwortet werden können, ist ungewiss. Denn das FriedensPlenum weiß auch noch nicht, wer so alles mitmacht. Detlev Paul, einer der strategischen Peace-Parade-Planer, erklärte gegenüber dem Stadtspiegel, "dass man im angemessenen Abstand vor dem IBSV-Festzug die Parade vom Jugendzentrum in Bewegung setzt oder vom kleinen Parkplatz am Konrad-Adenauer-Ring. Detlev Paul, der gerne drei oder vier verschiedene Gruppen und ein entsprechendes Musik-Angebot in der Parade präsent hätte, "möchte niemandem in die Fresse hauen. Aber ein bißchen Schulterrubbeln sollte schon drin sein".
Meine Meinung:
Vor zehn Jahren richtete das FriedensPlenum erstmals das Friedensfest aus - als Gegenveranstaltung zum IBSV. Ohne den Iserlohner Bürger-Schützenverein hätte es das Friedensfest niemals gegeben. Fakt ist also, dass der IBSV das Friedensfest am Leben erhält. Denn seit dem ersten Friedensfest wird jährlich versucht, den IBSV und auch die Stadt-Oberen mit immer wieder neuen Aktionen zu irritieren. Mal gab man sich lustig, oftmals waren die Alternativen einfach nur albern. Nun wird die nächste Attacke gegen den IBSV vorbereitet. Ein Umzug vor dem Umzug soll es sein. Und wieder wird vom IBSV abgekupfert. Eigene Ideen können Paul & Co offenbar nicht mehr einbringen. Um gegen den IBSV zu sein, sind sie auf den IBSV angewiesen. Doch diesmal gehen sie definitiv zu weit. Das Risiko ist einfach unkalkulierbar. Die "Peace-Parade" muß verboten werden.
Rainer Tüttelmann
Westfälische Rundschau, 06.05.2000
Mit einer Wahlkampfrede eröffnete gestern CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers das Frühlingsfest der Iserlohner Union auf dem alten Rathaus-Platz. Gegner hielten dem Politiker Transparente mit Aufschriften wie "Wir sind alle Gottes (K)Inder" vor und spielten damit auf die Green-Card-Diskussion an.
Westfälische Rundschau, 22.04.2000
In Asylbewerber-Heim schimmelt's
Iserlohn. (sus) Sauberkeit und Ordnung sind in Gemeinschaftsräumen von Massenunterkünften selten zu finden. Darüber beschweren sich die Bewohner des Asylbewerberheims an der Wallstraße auch nicht. Aber dass es durchs Dach regnet, dass der Schimmel an Decken und Wänden die Farbe abblättern lässt dass die Treppenstufen eine Gefahr sind - das alles rief auch das Friedensplenum auf den Plan.
Und gleich nach dem Gespräch mit der WR am Donnerstag wollte auch Angelika Hornberg vom Ordnungsamt sich die Sache vor Ort angucken. „Das Haus ist in einem so schlechten Zustand, den man nicht damit entschuldigen kann, dass nicht genug geputzt wurde" meinte Alexander Platte vom Friedensplenum beim Pressegespräch. Da regnet es in die Küche vom zweiten Obergeschoss, dass ein großer Placken Putz von der Decke fiel, die Abschlussleisten von Treppenstufen springen ab, eine Toilette hat kein Licht, aber eine kaputte Fensterscheibe, eine andere ist undicht, was man im Stockwerk darunter am Schimmel sehen kann. Selbst Sauberkeitsfanatiker würden hier schnell den Schrubber wieder fallenlassen.
Wegen des undichten Daches, so Platte, habe man sich dreimal ans Ordnungsamt gewandt. Die letzte Meldung von Amtsleiter Knops sei gewesen, das Dach sei repariert. Doch beim nächsten Regen habe es wieder durch die Decke getropft. Angelika Hornberg vom Ordnungsamt, gerade aus dem Urlaub zurück, kündigte am Donnerstagmittag an, sich gleich am Nachmittag die Sache anzusehen. Denn alles was Sicherheit und Hygiene angehe, müsse die Stadt unverzüglich in Ordnung bringen.
Gegenüber der mangelnden Putzwut der 45 Bewohner weiß sie jedoch auch keinen Rat. Den Vorschlag eines Bewohners, Putzpläne aufzuhängen und bei Versäumnis der Aufgaben denjenigen zu bestrafen, kann sie nur gut finden, weiß aber, dass es nicht hilft: „Wir hatten schon Pläne aufgehängt, doch die wurden abgerissen", sagte Hornberg. „Und welche Strafen sollen wir verhängen?" Sie versprach aber, die Reparatur für das Dach und die Treppenstufen sofort zu veranlassen.
Westfälische Rundschau, 07.04.2000
Vom 16. bis 18. Juni steigt das 10. Friedensfestival
Jubiläums-Friedensfest, Internet-Auftritt und "Peace-Parade".
Neues vom FriedensPlenum. Beim zehnten Fest rund um die Bauernkirche gibt's im Vorfeld des Schützenzuges (IBSV feiert am selben Wochenende) einen Umzug mit Samba-Band und Techno.Sound. "Nicht so wie die Love-Parade oder Christopher's Streetday, aber Schwule und Lesben sind herzlich willkommen", so Detlev Paul vom FriedensPlenum und sucht noch Leute, die mitmachen wollen, Fahrzeuge stellen, Dekos anfertigen und so weiter. Infos dazu gibt es auf der neuen Homepage (www.friedensfestival.de). Hier stehen auch schon die ersten Bands, die in diesem Jahr - vom 16. bis 18. Juni - kostenlos und draussen auftreten werden. Neben "Le Cri Du Mort", "Heiter bis wolkig" und "Krampfader" aus Iserlohn kommen bis jetzt "Phantoms of Future", "Die Schnitter", "In Search of a Rose" und "King Banana". Das fertige Programmheft erscheint Anfang Mai.
Nach wie vor ist das FriedensPlenum auf Spenden angewiesen (Kto. 1777 800 900, Volksbank, BLZ 447 600 37). Schon am 14. April steigt ein Benefiz-Festival im JuZ mit "Art of Nothing", "Flatus" und "The Seperates". Und am 03. Juni tritt die FriedensPlenum-Elf beim Benefits-Turnier an.
Westfälische Rundschau, 25.01.2000
Zwangsarbeit: IG Metall legt Liste mit drei Iserlohner Firmen vor
Iserlohn. (-is-) Die Entschädigung von Zwangsarbeitern wird auch vor Ort weiter Thema bleiben.
Gestern legte die IG Metall eine selbst recherchierte Aufstellung vor, nach der die drei Iserlohner Firmen Niebecker tmd Schumacher, Sudhaus sowie Stephan Witte insgesamt 245 Zwangsarbeiter beschäftigt haben. Gleichzeitig gibt es im Rathaus Überlegungen, ob sich die Stadt selbst an dem Stiftungsfonds beteiligen sollte. Das jedoch ist nach Angaben von Bürgermeister Müller noch nicht entschieden.
Grundsätzlich sei man sich schon einig, dass etwas geschehen müsse, betonte Müller. Denn immerhin habe die Stadt nicht nur zwei Lager unterhalten und von dort aus Zwangsarbeiter an kleinere Firmen delegiert, sondern auch selbst Leistungen in Anspruch genommen. Allerdings warte man jetzt auf Anraten des Städtetages ab. Denn die Länder wollen sich ebenfalls an den Fonds beteiligen und dies über den Länderfinanzausgleich regeln. Müller: „Das heißt, dass nach diesem Modell letztlich die Städte für die Entschädigung aufkommen."
Differenzieren müsse man auch bei den Firmen. Müller will zunächst klären lassen, ob sie den vollen Lohn an das Deutsche Reich abgeführt oder ob sie von der Zwangsarbeit unmittelbar profitiert haben. Erst wenn das geklärt sei, wolle er sich mit den heutigen Inhabern in Verbindung setzen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 19.01.2000
Stadtkämmerer zur Zwangsarbeiter-Entschädigung
Iserlohn. (cofi) Das Thema Zwangsarbeiter-Entschädigung hat für Stadtkämmerer Dr. Peter Paul Ahrens moralische, finanzielle und rechtliche Komponenten. Die Kommune habe im Zweiten Weltkrieg zwei Läger an der Westfalenstraße und an der Oestricher Straße auf dem Gelände des ehemaligen Baubetriebshofes unterhalten. Dort waren Zwangsarbeiter untergebracht, die an kleinere Firmen ausgeliehen wurden. Große Firmen unterhielten eigene Läger (wie berichtet).
Der Kämmerer erklärt: „Inzwischen ist klar, dass Zwangsarbeiter auch für die Stadt tätig waren. Heute würde man von Personal-Leasing sprechen." Zwangsarbeiter seien beim Entladen der Züge und bei Arbeiten des Baubetriebshofes tätig gewesen. In Dröschede hätten sie bei den Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen geholfen. Daraus ergebe sich die moralische Verpflichtung, sich an der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" zu beteiligen. Das Finanzvolumen, das die Industrie und der Bund je zur Hälfte aufzubringen haben, beträgt zehn Milliarden Mark.
Der Städtetag hat die Kommunen aufgefordert, Anfragen, die den Nachweis für Einsätze in der Zwangsarbeit auf städtischem Territorium betreffen, bestmöglich zu beantworten. Die Betroffenen brauchen die Bestätigungen, um ihre Ansprüche geltend zu machen. Das Stadtarchiv erhält zurzeit viele Anfragen von ehemaligen Zwangsarbeitern. Es verfügt über ganze Karteikästen von Firmen. Sie seien aber nicht vollständig, da einige auch bei den Unternehmen direkt lagern oder im Krieg vernichtet wurden.
Zur Rechtslage teilte der Deutsche Städtetag mit: „Alle Entschädigungsansprüche, die aufgrund von Zwangsarbeit während der Zeit des 2. Weltkrieges in Einrichtungen des ehemaligen Deutschen Reiches, der kommunalen Gebietskörperschaften und privater Unternehmen entstanden sein können, sollen ausschließlich gegen die Stiftung gerichtet werden."
Auch wenn die Länder in der Nazizeit nicht existent waren, sollen sie entsprechend ihrer Stellung im Grundgesetz, die sie als Verantwortliche für die kommunalen Gebietskörperschaften ausweist, zur Finanzierung des Bundesanteils mit herangezogen werden. Die Länder sollen ein Drittel des Bundes-Anteils am Stiftungsfonds leisten.
Weiter teilt der Städtetag mit: „Da die Länder den von ihnen jeweils zu übernehmenden Finanzierungsteil nicht als freie Verfügungsmasse ihren Haushalten entnehmen werden können, muss damit gerechnet werden, dass sie ihn über eine entsprechende Verkürzung der Gemeindefinanzierung auf die kommunalen Gebietskörperschaften abwälzen werden." Dr. Ahrens rechnet mit Auswirkungen für die Stadt aber erst nächstes Jahr.