Iserlohner Kreisanzeiger, 27.12.2008
Knapp 60 Iserlohner Flüchtlingskinder erhielten bereits am vierten Adventswochenende Besuch vom Weihnachtsmann und freuten sich auch in diesem Jahr über Geschenke wie Stofftiere, Bücher, CDs oder Kinogutscheine. Das FriedensPlenum war mit sechs Teams zur Bescherung unterwegs. Alle ehrenamtliche Kräfte hatten wieder viel Freude bei der Sache. Finanziert wurden die Geschenke aus Überschüssen des Friedensfestivals. Zudem erhielten zwei Minderjährige, die sich bereits seit zwei Monaten in Iserlohn aufhalten und noch keine finanzielle Unterstützung bekommen, aus Festivalgeldern 200 Büro für laufende Kosten. Foto: privat
Iserlohner Kreisanzeiger, 23.12.2008
Planungen für 19. Veranstaltung in Iserlohn laufen bald an
ISERLOHN. (rd) Die Planungen für das 19. Iserlohner Friedensfestival haben begonnen. Vom 26. bis zum 28. Juni 2009 gibt es wieder drei Tage Kultur und Politik an der Bauernkirche. Der Eintritt bleibt frei, etwaige Überschüsse kommen der Flüchtlingsarbeit und sozialen Projekten zu Gute.
Da das Fest komplett ehrenamtlich organisiert und durchgeführt wird, sind helfende Hände und Köpfe willkommen, die in der Vorbereitung und/oder auf dem Fest selbst tätig werden wollen. Wer Lust hat und mitgestalten will, ist ab Dienstag, 6. Januar, immer dienstags ab 20 Uhr eingeladen, beim Plenum im JuZ Karnacksweg, Raum l, vorbeizuschauen. Wie in den letzten Jahren will das „FriedensPlenum" lokalen und regionalen Künstlern eine Bühne bieten.
Bands aller Musikrichtungen (außer Coverbands) können sich noch bis zum 15. Februar für einen Auftritt bewerben. Es werden grundsätzlich nur Kosten erstattet, keine Gage. Interessierte senden bitte eine Demo-CD, Bandinfo und -foto an folgende Adresse: FriedensPlenum Iserlohn, c/o JuZ, Karnacksweg 44, 58636 Iserlohn.
Iserlohner Kreisanzeiger, 14.10.2008
Betr.: „Iserlohns umstrittener Ehrenbürger", IKZ vom 11. Oktober
Den Artikel „Iserlohns umstrittener Ehrenbürger" vom 11. Oktober möchte das FriedensPlenum zum Anlass nehmen, die Kritik am Ehrenbürgerstatus Fritz Kühns und der gegenwärtigen Benennung des Platzes an der Bauernkirche zu erneuern und zu begründen. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Fritz Kühn erfolgte wegen seiner "Verdienste" auf den Gebieten der Erziehung, der Heimatpflege, der Musik und der Schriftstellerei. Die Entscheidung des Stadtrates im Jahre 1956 erfolgte sicherlich zum Teil in Unkenntnis der Schriften des Mannes. Aus heutiger Sicht und nach heutigem Wissensstand ist diese "Ehrung" aufgrund folgender Tatsachen abzulehnen:
"Verdienste" in der Erziehung: Kühn war Lehrer, zuletzt Rektor der Volks- und Mittelschule an der Mendener Straße (heute Pestalozzischule). Seine während des „Dritten Reiches" verfassten „Sprachlehren" für das 7. und 8. Schuljahr zeigen, was F. Kühn an Kinder weitergeben wollte - die Ideologie der Nazis. Niemand hat F. Kühn dazu gezwungeh, diese didaktischen Materialien zu ersinnen und zu veröffentlichen, er trug damit aus freien Stücken zur Verbreitung der Rassenlehre und zur Militarisierung von Schülern bei.
"Verdienste" in der Schriftstellerei: Neben Materialien für den rechten Unterricht veröffentlichte Kühn eine Fülle von Schriften. Es finden sich viele harmlose Beiträge (vor allem nach 1945), aber auch kriegsverherrlichende Schriften, in denen er penetrant den Opfertod verherrlicht, wie in seinem einzigen Roman "Niemand hat größere Liebe". Seine ungebrochene Kriegsbegeisterung spricht auch aus dem "Reiterlied" von 1939. Zitat: "Die blanken Schwerter blinken, Die lust'gen Reiter winken der hübschen jungen Maid. Mit Waffen und mit Wettern tun wir den Feind zerschmettern. Das Blut das ist so rot." In seinen Beiträgen für den Kreisanzeiger in der Nachkriegszeit bringt Kühn erstmals eine kritische Haltung zum Militär zu Papier - er kritisiert allerdings ausschließlich die in Iserlohn stationierten britischen Truppen. Eine Kritik des Vernichtungskrieges oder der Naziherrschaft in Iserlohn, die Kühn vor Ort mitrepräsentierte, findet sich in keiner seiner Schriften.
"Verdienste" in der "Heimatpflege": Völlig einseitig geraten ist Kühns Blick auf die lokale Geschichte. In seinem bekanntesten Buch, "Liebes altes Iserlohn" lässt der ehemalige NSDAP-Ratsherr die Zeit des Nationalsozialismus einfach weg. Er beschreibt zwar sämtliche Kirchen Iserlohns, eine Erwähnung der in der Pogromnacht zerstörten Synagoge hingegen, unterbleibt. Auch wird "Unser Friedhof" erwähnt, der jüdische Friedhof Iserlohns ist Fritz Kühn jedoch keine Zeile wert, ebenso wenig wie die jüdische Schule. Im Vorwort versteigt sich Kühn zudem zu der Aussage, dem Geschichtswerk Wilhelm Schultes aus dem Jahre 1937 sei auch 30 Jahren später "nichts an die Seite zu stellen".
Dem FriedensPlenum geht es nicht darum, die komplette Person Fritz Kühns zu be- oder verurteilen. Uns geht es um die politische Person Fritz Kühn. Wir bestreiten nicht, dass ihn manche auch als netten Menschen in Erinnerung haben. Wenn jemanden aber Vorbildcharakter zugeschrieben wird, wie durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft, dann muss dieses hinterfragt werden. Wir kommen dabei zu dem Schluss, dass Kühns politisches Handeln weder beispielhaft noch nachahmenswert ist. Die Gegnerschaft zum demokratischen System der Weimarer Republik, die Rechtfertigung des Beginns des 2. Weltkriegs, die Vermittlung von Führerkult und Rassenlehre an Schulkinder, die Verherrlichung des Opfertods von Frontsoldaten, die Teilhabe am NS-System im Rat der Stadt für die NSDAP, das Schweigen nach dem Krieg über das Schicksal der jüdischen Iserlohner und über die eigene Rolle während der Naziherrschaft - daran ist nichts vorbildlich. Deshalb halten wir unsere Forderungen aufrecht: Es soll eine historisch-kritische Aufarbeitung des Lebens und Wirkens Fritz Kühns stattfinden. Die Büste soll vom Sockel vor dem Museum in das Museum und mit einer historischen Ausstellung kommentiert werden. Der Fritz-Kühn-Platz soll in Friedensplatz umbenannt werden.
FrtedensPlenum Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 08.07.2008
Bunter Nachmittag an der Bauernkirche / Neues erleben
ISERLOHN. (sk) Mitfeiern, mitmachen, miterleben - das konnten Iserlohner Kinder am vergangenen Sonntag, dem "Friedenstag". Jeden ersten Sonntag im Juli findet der bunte Nachmittag für Kinder aller Altersgruppen auf dem "Friedensplatz", besser bekannt als Fritz-Kühn-Platz, an der Bauernkirche statt.
"Die Kinder haben sich den Namen für den Platz vor einiger Zeit selbst ausgesucht.", erzählte Maria Katirzoglu, die vor zwei Jahren die Idee zum "Friedenstag" hatte. Er soll den jungen Iserlohnern eine Möglichkeit bieten, etwas Neues zu erleben und auszuprobieren.
Trotz der kurzfristigen Vorbereitung, die aus Zeitmangel nur zwei Wochen betrug, fanden sich einige Mitveranstalter. So nahmen der "Eine Welt Laden", der Pfadfinderstamm Wittekind VPP Iserlohn, Bioland Kornkammer, die Kunstfabrik Casa B, die Tierrechtsgruppe Iserohn sowie Marco Wittner am bunten Fest teil. Letzterer zeigte nicht nur seine Künste im Feuerspucken, sondern erzählte den Kindern auch selbstgeschriebene Geschichten.
Über zu wenig Abwechslung konnten sich die jungen Bürgerinnen und Bürger auch sonst nicht beklagen. Neben einer reisigen Hüpfburg, auf der sich die Kinder austoben konnten, gab es die Möglichkeit, bei KIM-Spielen die Sinne auszutesten. Dafür hatten die Pfadfinder ein Hör-Memory vorbereitet und forderten die interessierten Kinder auch mit verschiedenen Fühlkästen heraus. Die Möglichkeit, auf einem Trödelmarkt ohne Standgebühr ein paar Dinge zu verkaufen, wurde ebenfalls genutzt.
Organisatorin Maria Katirzoglu zeigte sich mit dem Ablauf zufrieden: "Für Kinder wird so wenig getan. Dabei helfen sie sogar gerne mit, wenn man ihnen die Möglichkeit dafür gibt." Als positives Beispiel führte sie sofort die zwölfjährige Gümüs an, die bereits vor zwei Jahren den "Friedenstag" mitfeierte. "Sie hat einfach gefragt, ob sie helfen kann, und packt an allen Ecken und Enden an."
Auch in Zukunft soll der "Friedenstag" auf dem "Friedensplatz" statt finden. Dann sollen neben den Attraktionen für Kinder auch Angebote für Erwachsene dabei sein. "Wir können uns gut vorstellen, deutlich mehr Stände mit Verpflegung anzubieten." Die Anbieter werden dafür zur Zeit noch gesucht.
Iserlohner Kreisanzeiger, 03.07.2008
ISERLOHN. (rd) Jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli ist Friedenstag. Deshalb wird es am Sonntag, 6.Juni, auch in Iserlohn ein Friedensfest für Kinder auf dem Fritz-Kühn-Platz geben. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr. Interessierte Besucher envartet eine Zaubershow und eine Hüpfbug. Kinder können auf einem kleinen Trödelmarkt ihre Sachen anbieten. Es wird keine Standgebühr erhoben, der Eintritt für den Friedenstag ist ebenfalls frei. Veranstalter sind unter anderem der "Eine-Welt-Laden", der VCP Iserlohn (Pfadfinderstamm Wittekind), Bioland Kornkramer, die Kunstfabrik "Casa B", sowie die Tierrechtsgruppe Iserlohn.
Aus dem Schwermetall-Blog "Hart gerockt" von www.derwesten.de.
von konstantin.tassidis am 01.07.2008
Ein Schützenfest mag nicht jeder, aber so ein Schützenfest hat auch was Gutes. Im ganzen Stadtgebiet Iserlohn fahren Sonderbusse, um die Besucher auf die Alexanderhöhe zu karren. Und ohne diese Sonderbusse wäre ich am Wochenende nur schwerlich zum Friedensfest(ival) gekommen.
Am Samstagabend ist der Bus brechend voll. Junges Volk sitzt neben Altem, letzteres trägt grüne Jacken und eine Mütze. Die weiblichen Begleitungen haben sich in ausufernde Kleider mit eher unvorteilhaftem Schnitt und merkwürdigen Farben gezwängt. Ein Pulk junger Frauen weckt Assoziationen zu einem Ausflug der Frisörinnen-Innung. Overstyled, viel zu viel Farbe im Gesicht und seltsame Haare. Die Jungs sehen auch nicht viel besser aus. Diverse Duftwässerchen, eindeutig in Überdosis aufgetragen, vermengen sich zu einer atemwegsreizenden Mischung.
Mittendrin in diesem Szenario zwischen DSDS-Casting und Florian-Silbereisen-Butterfahrt sitzen zwei Punks. Lederjacke, zerschlissene Ramones-T-Shirts, Bierpulle in der Hand. Sieht auch nicht gut aus, riecht ebenfalls komisch.
Die Mengenverteilung im Bus spiegeln die Verhältnisse in der Stadt wider. Der größte, allergrößte Teil will zum Schützenfest. Es ist eines der größten in Deutschland - und eines von ganz wenigen mit einer traditionellen Gegenveranstaltung. Dem Friedensfestival, etwa zwei Kilometer Luftline vom Schützenfest-Herz entfernt, mit alternativer Musik, multikulturellem Basar, hoch politisch, umsonst und draußen direkt an der Bauernkirche. Die Erlöse fließen zu 100 Prozent einem guten Zweck zu, in den meisten Fällen werden Asylbewerber unterstützt. Seit 18 Jahren wird das bunte Fest vom Friedensplenum Iserlohn organisiert, immer während des Schützenfest-Wochenendes.
Dort wollen die zwei Punks hin, dort sind übers Wochenende vielleicht insgesamt ein paar tausend Leute. Eine verschwindend geringe Menge gegenüber den mehr als 100.000 Besuchern des Schützenfestes.
Mittlerweile spricht aber niemand mehr von einer "Gegenveranstaltung". Das war vielleicht in den Anfangsjahren so, als das Friedensfest provozieren und protestieren wollte. Gegen den biederen, konservativen, uniformierten Marsch in der grün lackierten Stadt, gegen vermeintliche, nie so richtig nachgewiesene Verbindungen zu ehemaligen Nazi-Größen. Gerade in den Anfangsjahren lag Spannung in der Luft, die Schützen waren über das Störfeuer der bunten Menschen empört. An allen möglichen Hebeln wurde gezerrt, um das unerwünschte Treiben an der Bauernkirche zu verbieten. Selbsternannte "Meinungsmacher", die in ihrer Hippie-Jugend den Schützenzug noch mit Tomaten beworfen hatten, polterten öffentlich gegen das Friedensfest.
Im Prinzip verwundert das nicht. Denn das Schützenfest in Iserlohn hat nur vordergründig etwas mit Spaß zu tun. Die Lobby der Schützen ist groß und einflussreich. Kaum ein Geschäftsmann kann es sich leisten, sich dem militärischem Gehabe zu verweigern. Es ist ungefähr so wie der Karneval in Köln. Eher unlustig, mit einer anderen Art der Kostümierung. Und wer nicht mitmacht, hat im gesellschaftlichen Leben nichts mehr zu melden.
Doch alle Bemühungen, das Friedensfest zu verhindern, schlugen fehl. Das Plenum setzte sich immer wieder durch, mit den Jahren wurde die Alternativ-Veranstaltung größer. Auch die Bands, die beim Friedensfest auftraten, hatten einen immer höheren Bekanntheitsgrad. So haben zum Beispiel Die Happy - kurz vor ihrem Durchbruch - an der Bauernkirche gespielt. Für Gruppen aus der Region wurde das Friedensfest eine willkommene Gelegenheit, sich dem Publikum zu präsentieren.
Sogar die Spannung zwischen Schützen und Friedensplenum ließ etwas nach. Man setzte sich an einen Tisch und redete miteinander. Niemand sprach mehr von einer Gegen-Veranstaltung, stattdessen von einem „alternativen Angebot“ für Menschen, die nichts mit einem Schützenfest anfangen können und an diesem Wochenende trotzdem etwas erleben wollten. Aber eine Freundschaft, nein, die gab es nie. Vor ein paar Jahren wurden sogar erneut Anstrengungen unternommen, das Friedensfest zu verhindern. Da stellte die Stadtverwaltung Iserlohn fest, dass ein Verbot nicht möglich ist: Das Friedensfest hatte sich zu einer Tradition entwickelt, und Traditionen können nicht verboten werden. Für bestimmte Schützen war das ein Schlag ins Gesicht.
Allerdings bei weitem nicht für alle. Schützen in Uniform vor der Friedensfestbühne, Friedensfestbesucher nach dem letzten Konzert oben auf der Alexanderhöhe - auch das ist ein Teil von Iserlohn geworden.
Doch der Eindruck, es habe sich eine Art von Routine eingespielt, täuscht. Das Plenum hatte in den vergangenen Jahren Probleme, genug Leute für die Organisation zu finden, in machen Fällen konnten die Gewinne kaum die Kosten decken. Außerdem verfielen die Macher in eben jene starre Gewohnheiten, die sie de facto den Schützen vorwerfen. Noch immer ist das Friedenfestival eine höchst politische Angelegenheit und soll die Missstände im Land anprangern. Die jährliche Festzeitung ist voll mit Protesten gegen Hartz IV und verwerflicher Asylpolitik der Regierung. Zwischen den Auftritten der Bands steigen Redner auf die Bühne und fordern gravierende Änderungen in der Sozialpolitik. Das tun sie - sorry, liebes Friedensplenum - gelegentlich recht polemisch.
Nun ist das alles ist in einer Demokratie nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Und es ist auf einer gewissen Art und Weise auch gut zu wissen, dass Menschen die Augen nicht verschließen. Dass manche Aktivisten gelegentlich übers Ziel hinausschießen - geschenkt. Das eigentliche Problem ist aber, dass sich kaum ein Friedensfestbesucher noch für das interessiert, was die Redner von sich geben. Waren die Gäste in den Anfangsjahren noch empfänglich für derlei Botschaften und auch politisch ansatzweise motiviert, so hat der Zeitgeist das Friedensfest überholt. Es geht darum, Spaß zu haben, Leute zu treffen, ein oder zwei Bier zu trinken, eine schöne Zeit zu erleben und Musik zu hören. Manche Leute sehen komisch aus, aber eben nicht alle. Man muss nicht Mitglied der Außerparlamentarischen Opposition sein, um beim Friedensfest mitzufeiern.
Das ist eine Parallele zum Schützenfest. Denn auch auf der Alexanderhöhe interessieren sich nur die wenigsten Besucher für irgendwelche dem Militär entnommenen Ränge, Statuten oder Schützentraditionen. Der Großteil will Spaß haben, Leute treffen, ein oder zwei Bier trinken und eine schöne Zeit erleben. Manche Leute sehen komisch aus, aber eben nicht alle. Man muss kein Verfechter des Schützenwesens sein, um beim Schützenfest mitzufeiern.
Der Unterschied ist nur: Seit Jahrzehnten ist das Schützenfest ein Selbstläufer, immer ein Erfolg, begründet mit Tradition und Altbewährtem. Genau das funktioniert beim Friedenfest allerdings nicht, ist im Gegenteil sogar schädlich. Die Macher merken das. An stagnierenden, gelegentlich auch sinkenden Besucherzahlen, mangelnder Unterstützung und an bröckelnder Hilfsbereitschaft. Seit einiger Zeit kommt jährlich das Gerücht, es könne das letzte Friedensfest sein. Auch in diesem Jahr reden die Leute davon. Ob es ein 19. Friedensfest im Jahr 2009 geben wird? Man weiß es nicht.
Es wäre schade, sehr schade sogar. Denn es würde eine Tradition verschwinden, die Iserlohn und den Märkischen Kreis ausmacht. Traditionen, ob routiniert wie jeher oder aktuellen Entwicklungen ein wenig angepasst, sollten erhalten bleiben. Ob man sie persönlich mag oder nicht, ist egal.
Iserlohner Kreisanzeiger, 30.06.2008
Beste Stimmung an der Bauernkirche
Iserlohn. Das Friedensfestival feierte am Wochenende bei 18. Auflage seine Volljährigkeit - Grund genug noch einmal an die Wurzeln zu erinnern. Detlev Paul als altgedientes Friedensplenums-Mitglied war es, der einen spontanen Rückblick wagte.
Paul erinnerte in seiner Ansprache am Freitag an die damalige Notwendigkeit, eine Alternative zum Schützenfest an der Alexanderhöhe zu schaffen. „Mit konstanter Boshaftigkeit“, so Paul, habe es das Friedensplenum in der Folgezeit geschafft, in Eigenregie den ungeheuren organisatorischen Kraftakt zu stemmen, und Jahr für Jahr die Massen an die Bauernkirche zu locken.
Die anfänglichen Reibereien mit dem IBSV kennt das heutige, zumeist jugendliche, Publikum kaum noch. Und auch das Festival selbst hat in seiner 18-jährigen Geschichte durchaus eine Wandlung durchgemacht. Nach wie vor ist es aber eine willkommene Alternative zum Schützenfest mit anderer Musik, anderem Essen, anderen Leuten und dieser besonderen Mischung aus Abhängen, Musikhören, Feiern, politischem Engagement und alte Bekannte treffen - „umsonst und draußen“ eben, wie das Motto seit Jahren recht passend wirbt.
Das wurde auch am Wochenende wieder deutlich. „Es war wieder einmal das frohe Zusammenfeiern, das wir hier haben wollen”, sagte Detlef Paul recht zufrieden über Verlauf, Besuch und Atmosphäre beim Fest. Auch wenn die neue Treppe die Situation auf dem Festgelände an der Bauernkirche deutlich verändert hat, und viel Publikum von dem zentralen Platz vor der Bühne zur Treppe weggezogen wird. Den Aufgang als Tribüne zu nutzen wird wahrscheinlich nicht möglich sein, da eine zur Treppe gedrehte Bühne eine sehr große Lärmbelastung für die Wohnhäuser an der Stadtmauer darstellen würde. Eine abschließende Bilanz des Festivals war gestern noch nicht möglich. Dementsprechend war auch noch nicht klar, ob sich dank des guten Wetters und dank der erneuten Bereitschaft aller Bands, trotz weiter Anreise und meist erstklassiger Darbietung auf die Gage zu verzichten, die Arbeit des Plenums wieder gelohnt hat, und am Ende ein ansehnlicher Betrag für die Iserlohner Flüchtlingshilfe herumkommt.
Nach dem gelungenen Start am Freitag (wir berichteten) ging es am Samstag zunächst mit Monika Badtke und dem Mönnekentheater weiter. Musikalisch gefiel am Nachmittag nach der Eröffnung durch die Iserlohner „Animals Crossing“ vor allem die Band „PhonoDrive“ aus Rodgau, die mit entspanntem Alternative Rock eine angenehme und familienfreundliche Atmosphäre verströmte. Nicht minder erfreulich war der Auftritt der Iserlohner Folk-Punker „Irish Maiden“, die sich mit akustischer Gitarre und filigraner Irischer Flöte verstärkt haben und nun mit vermehrten musikalischen Möglichkeiten stark auftrumpften. Danach wurde dann mit der „Kokrhellband“ aus Tschechien und der Band „Superskank“ aus Nürnberg mit Polka, Punk und Ska die Samstagsabend-Party eingeleitet.
Mit afrikanischen Grooves von der Band „Safari”, ungewohnt jazzigen Klängen von „Sabanova” aus Berlin und später mit feinem Rock von „Luxuslärm” und „Punch'n'Judy” klang das Festival gestern dann zu einer Zeit aus, als auch den deutschen EM-Helden so langsam aber sicher die Kraft ausging.
Iserlohner Kreisanzeiger, 28.06.2008
Fotostrecke
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/iserlohn/2008/6/28/news-58763290/detail.html
Das 18. Friedensfestival an der Bauernkirche läuft auf Hochtouren und hat unter der neuen Freitreppe an der Stadtmauer ein ganz neues Flair erhalten.
Mit "Aka Frontage" aus Karlsruhe, die erstklassigen HipHop-Rock-Crossover boten, und der Ska-Band "Destination Anywhere" hatte das Musikprogramm bereits zum Auftakt am Freitagabend viel Partytaugliches und Tanzbares zu bieten. Auch am Samstag zog das Musikprogramm viele Besucher an.
Fotos: Michael May
Iserlohner Kreisanzeiger, 28.06.2008
Startschuss für das 18. Festival
Iserlohn. Mit dem ersten Iserlohner Sklavenmarkt, auf dem Hartz-IV-Empfänger symbolisch verhökert wurden, einer Runde Freibier und einem guten Musik-Mix startete am Freitagabend an der Bauernkirche das 18. Friedensfestival.
Mehr noch als politische Inhalte, harte Musik und kühle Getränke war aber die neue Freitreppe, die gestern vom Festival-Publikum quasi eingeweiht wurde, Blickfang, Gesprächsthema und Hauptattraktion. Bei besten Wetterverhältnissen wurde sie in der Abendsonne direkt von den Besuchern bevölkert. Auch Hans-Joachim Buchen, der als zuständiger Leiter der Abteilung Grünflächen in der Stadtverwaltung gekommen war, um seine Treppe erstmals in Aktion zu sehen, freute sich, dass sie als belebendes Element auf dem Platz angenommen wird.
Froh waren auch die Organisatoren vom Friedensplenum, dass die Bauarbeiten noch pünktlich zum Festival beendet wurden. „Die Stadt hat super Wort gehalten”, erklärte Andreas Habel vom Plenum - auch wenn es erst auf den letzten Drücker war: Bis Freitagmittag war eine Landschaftsgärtnerei damit beschäftigt, die nach den Bauarbeiten noch nicht begrünten Flächen mit einem Flies abzudecken und zu fixieren, damit das Festival bei Regenwetter nicht im Schlamm versinkt.
Natürlich sorgt die wuchtige Treppe, die die Optik des Platzes nun stark prägt, auch für eine andere Atmosphäre und für ein neues Feeling beim Festival. Gerade durch die Kombination aus dem frischen Pflaster auf den neuen Wegen zur Treppe und dem schwarzen Flies bekam das Festival etwas ungewohnt Ordentliches, was so gar nicht zu den nach wie vor renitenten und kämpferischen Inhalten, dem bunten Publikum und der Musik passen wollte.
Letztere hob mit Knüppel-Metal der Mendener Band „Process Path” an, bevor es mit dem HipHop-Rock-Crossover von „Aka Frontage” aus Karlsruhe und der Ska-Band „Destination Anywhere” auf dem immer voller und tanzfreudiger werdenden Festival-Gelände deutlich leichtfüßiger, partytauglicher und auch niveauvoller wurde. Den Schlusspunkt setzen die Iserlohner Prog-Metaller „Perfect Symmetry” mit ihrer düster-harten Show.
Iserlohner Kreisanzeiger, 27.06.2008
Kranzniederlegung des Friedensplenums für die Opfer des Nationalsozialismus in Iserlohn
ISERLOHN. (kat/rat) Das Friedensfest beginnt stets am Mahnmal am Poth. Das Friedensplenum legte dort gestern zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einen Kranz nieder.
Detlev Paul begrüßte etwa 30 Zuhörer aller Altergsgruppen an dem Mahnmal, das im Zuge von Pflasterarbeiten zum Großteil von einem Zaun umgeben war. „Erinnerungsarbeit tut bitter Not." Paul erinnerte an den „nationalsozialistischen Unrechtsstaat, der vor 75 Jahren sein verbrecherisches Werk begann", und sprach beispielhaft von der Verfolgung der Gewerkschaftler. So wurde 1933 in Iserlohn der Gewerkschaftsekretär Paul Trauschold in „Schutzhaft" genommen: „Ein perfides Mittel, Menschen um ihre Freiheit zu bringen." Pfarrer Hans-Peter Marker, Vorsitzender des Kirchenkreis-Ausschusses Ökumene, Mission und Weltverantwortung, sprach von der Wichtigkeit des Erinnerns. „Nur wer sich erinnert, kann die Herausforderungen der Zukunft angehen". Iris Görner und Sylvia Rausch vom Friedensplenum trugen Gedichte von Erich Fried, Martin Niemöller und anderen vor.
Dem heutigen Auftakt des Friedensfestes steht übrigens auch von bautechnischer Seite nichts mehr im Wege. Gestern wurden die letzten Pflasterarbeiten zwischen der neuen Freitreppe und dem Weg an der Bauernkirche beendet und die Terrassen, die den Aufgang auflockern, mit Rollrasen begrünt.
Iserlohner Kreisanzeiger, 23.06.2008
18. Friedensfestival an der Bauernkirche
Iserlohn. „Kokrhellband” ist so ein verheißungsvoller Bandname, bei dem Rock-Fans aus der Region schon jetzt mit der Zunge schnalzen. „Polka-Punk” aus Tschechien verspricht das Programmheft - und was genau einen da erwartet, weiß kein Mensch.
Bereits zum 18. Mal präsentiert das Friedensplenum ab kommenden Freitag Musik, die man sonst nirgendwo zu hören bekommt. Neben Nachwuchsbands aus dem heimischen Raum, die sich an der Bauernkirche einem großen Open-Air-Publikum stellen können, ist es nach wie vor diese ganz eigene Wundertüte, die mit unterschiedlichsten Zutaten aus Punk, Ska, Folk, Rock oder Hip-Hop ein musikbegeistertes Publikum anzieht, das weit über den autonomen Dunstkreis hinausgeht, der anfänglich das FriedensFestival auf den Weg gebracht hatte. Denn auch wenn Punks, die je nach Wetterlage schon mittags mit ihren Hunden in der Sonne oder im Schlamm dösen, das Bild immer noch mitprägen, hat sich in musikalischer Hinsicht die Raffinesse längst gleichberechtigt zum Pogo gesellt.
Auch in diesem Jahr setzt das Plenum wieder auf die drei Säulen: Heimisches, Brachiales und Entspanntes zum Ausklang. Aus der Iserlohner Umgebung sind gleich fünf Bands am Start. Die Mendener Gruppe „Process Paths” bietet zum Auftakt um 18 Uhr Metal-Rock vom Feinsten. Ähnlich düster und hart, allerdings eine Spur progressiver beschließen „Perfect Symmetry” den Abend gegen 22.40 Uhr. Die Iserlohner Band hatte sich schon des öfteren dem heimischen Publikum vorgestellt - unter anderem beim Burgrock -, greift mit ihren Veröffentlichungen aber auch die internationale Prog-Metal-Szene an. Aus Iserlohn stammen auch „Animals Crossing”, die als Samstags-Opener um 15.25 Uhr besten Alternative Rock bieten. Alte Bekannte in der linke Musikszene Iserlohns stehen dann um 18.50 Uhr mit „Irish Maiden” auf der Bühne, die Irish Folk mit harten Gitarren mischen. Als letzte Iserlohner Band ist dann am Sonntag um 19 der hitverdächtige „Luxuslärm” aus Letmathe zu hören, an dem derzeit kein Festival-Initiator vorbeikommt.
Für die Party der härteren Gangart hat das Plenum erneut sowohl für Freitag als auch für Samstag beste Ska-Musik und anderen ebenso feierfreudigen wie interessanten Crossover gebucht. „AKa Frontage” (Freitag, 19.25 Uhr) bieten einen feurigen Cocktail aus Rock, HipHop, Reggae, Hardrock und Jazz, „Destination Anywhere” (Freitag, 21.05 Uhr) kommen mit flottem und energiegeladenem Ska-Punk, die neunköpfige Band „Kokrhellband” (Samstag, 20.45 Uhr) vereint Rock, Ska, Punk und Balkanmusik zu besagtem Polka-Punk und „Superskank” (Samstag, 22.30 Uhr) legt direkt anschließend in ähnlicher Richtung noch einen drauf.
Weit familiengerechter aber dennoch garantiert schmalzfrei kommt der Pop-Rock von „Phonodrive” (Samstag, 17.05 Uhr) daher. Am Sonntag wird es dann mit den „Safaris” um 15.35 Uhr (Reggae/R'n'B/Prolo-Punk/Elektrosound) und „Sabanova” um 17.15 Uhr (Jazz/Latin/Kletzmer) richtig abgefahren, bevor „Punch'n'Judy” den Tag und das Festival um 20.35 Uhr mit wüstem Crossover-Folk beschließen.
Wer schon vor dem Festival eine Hörprobe braucht: Alle Bands sind im Netz und natürlich bei „youtube” vertreten.
Iserlohner Kreisanzeiger, 18.04.2008
Friedensfestival zum Thema Überwachung
Iserlohn. Das Friedensfest wird volljährig: Zum bereits 18. Mal lädt das Friedensplenum Iserlohn vom 27. bis 29. Juni zu seinem Festival mit Live-Musik und politischen Inhalten und buntem Treiben auf den Festplatz an der Bauernkirche ein.
Routine ist bei den Organisatoren aber trotz der Volljährigkeit nicht eingetreten. „Es ist für uns nach wie vor erstaunlich, dass das so funktioniert”, erklärte Andreas Habel beim Pressetermin am Donnerstag angesichts der Tatsache, dass das Plenum ein deratiges Spektakel mit erneut 13 erstklassigen Bands, die allesamt keine Gage nehmen, auf die Beine stellt.
Und das Ziel sei ja auch noch nicht erreicht: „Es ist uns auch in 18 Jahren nicht gelungen, den Krieg abzuschaffen”, sagt Habel lachend.
Der Kampf für den weltweiten Frieden ist daher auch bei der 18. Festival-Auflage wieder ein wichtiges Thema. Das Festmotto weist aber in eine andere Richtung und geht wohl jeden Bürger etwas an: „Du bist einer von 82 Millionen Verdächtigen - Du bist Deutschland” lautet der Titel, mit dem das Plenum die „immer umfassendere Überwachung aller Lebensbereiche”, wie es in der Einladung heißt, thematisieren will. Gerade bei jungen Leuten führe diese Entwicklung zu Unbehagen, und immer mehr Menschen bemerkten, dass sie vom Staat und von Wirtschaftunternehmen ausspioniert werden. „Egal ob Arbeit, Einkauf, eine Reise ins Ausland, ein Telefonat oder Surfen im Internet: Für viele ist ,Big Brother' eine spaßige Fernsehshow - die reale Überwachung ist aber nicht lustig.”
Mit Informationen, Beiträgen in der Festivalzeitung, die Mitte Mai erscheinen soll, und Redebeiträgen will das Plenum dieses weite und jeden berührende Thema anpacken. Fester Programmpunkt dabei soll ein Redebeitrag des FoeBuD (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e. V.) aus Bielefeld sein. Doch auch die „klassischen” Friedensfest-Themen sollen deswegen nicht zu kurz kommen. Unter anderem ist der Redner Frank Gockel vom Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft” aus Büren fest gebucht.
Erleichtert zeigten sich die Plenums-Mitglieder am Donnerstag darüber, dass die Bauarbeiten zum Treppenausbau am Bilstein, die derzeit den halben Fritz-Kühn-Platz in Beschlag nehmen, zum Friedensfest beendet sein sollen. Von der Stadt gebe es jedenfalls eine feste Zusage, dass das Festival nicht in Gefahr sei. Das Gesicht des Festivals mit vielen Infoständen heimischer und überregionaler Organisationen, einem internationalen kulinarischen Angebot und Kinderbelustigung wird somit genau das sein, das die Friedenfestival-Besucher aus den letzten 18 Jahren gewohnt sind.
Das Musikprogramm hat in diesem Jahr Martin Eichelberg maßgeblich zusammengestellt, wobei er sich an das inzwischen bewährte Konzept vom „harten Freitag”, „tanzbaren Samstag” und dem „ruhigen Sonntag” gehalten hat - natürlich wie immer auch mit vielen Bands aus Iserlohn und Umgebung. So sind mit der Prog-Metal-Band „Perfect Symmetry”, der Nachwuchs-Band „Animals Crossing”, den Folk-Punkern „Irish Maiden” und der rockig-poppigen Erfolgsband „Luxuslärm” gleich vier Iserlohner Gruppen dabei. Dazu kommen mit „Process Paths” (Metal Rock) aus Menden, den „Safaris” (Reggae/Soul/Punk) aus Dortmund, „Punch'n'Judy (Folk-Rock) aus Hamm und „Destination Anywhere” (Ska-Punk) weitere Bands aus der Region.
Überhaupt wird Ska wieder eine wichtige Rolle spielen, um das feierwütige Volk zu befriedigen. Neben „Destination Anywhere” am Freitagabend wird vor allem der Samstag mit „Kokrhellband” aus Tschechien und „Superskank” aus Nürnberg sehr ska-lastig. Die Hip-Hop-Crossover-Formation „AKA Frontage” aus Karlsruhe, „Phonodrive” (Pop-Rock) aus dem Rhein-Main-Gebiet und „Sabanova” (Easy Listening) aus Berlin komplettieren das Programm.