Iserlohner Kreisanzeiger, 16.12.2014
NACHGEDACHT
Von Thomas Pütter
Man muss nicht alle Vorschläge des FriedensPlenums zur Umgestaltung des Fritz-Kühn-Platzes teilen oder gut finden. Fakt ist aber, dass sich die Plenumsmitglieder sehr ausführliche Gedanken gemacht haben, wie der innerstädtische Park aufgewertet und belebt werden kann.
Mehr noch: das FriedensPlenum hat über den Tellerrand geblickt und Ideen für eine bessere Anbindung des Platzes an der Bauerkirche in Richtung Innenstadt entwickelt, die ohne Rampe oder Aufzug auskommen. „Shared Space“ lautet das Stichwort für den Abschnitt des Kurt-Schumacher-Rings zwischen Bilstein und Schlacht. Gemeint ist damit das gleichberechtigte Neben- und Miteinander aller Verkehrsteilnehmer im Straßenraum. Für den genannten Abschnitt des Rings würde dies bedeuten, auf die Trennung von Gehweg und Fahrbahn zu verzichten. Ohne Frage: Durch diese Form der Verkehrsberuhigung würde das gesamte Quartier deutlich an Aufenthalts- und Wohnqualität gewinnen und die Erreichbarkeit des Fritz-Kühn-Platzes würde ebenfalls deutlich verbessert. Neuland für Iserlohn - sicherlich. Aber sicherlich auch eine verkehrspolitische Alternative, die unbedingt überprüft werden sollte im Sinne einer lebenswerten und attraktiven Innenstadtgestaltung, in der - anders als in den 70er Jahren - Autos eben nicht automatisch und immer Vorfahrt haben müssen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 16.12.2014
Das FriedensPlenum nimmt Stellung zur Planung des „Platzes der Kulturen“
Iserlohn. In seiner heutigen Sitzung beschäftigt sich der Rat auch mit der Neugestaltung des Fritz-Kühn-Platzes. Zum Konzept „Platz der Bürger - Platz der Kulturen“ hat sich auch das FriedensPlenum Gedanken gemacht und in eine ausführliche Stellungnahme zu den Planungen eingearbeitet.
Grundsätzlich befürwortet wird das Ziel, das leer stehende, geschieferte Haus Am Zeughaus äußerlich unverändert instand zu setzen und dort Gastronomie anzusiedeln. Gerade ein Angebot mit Außengastronomie sei hervorragend geeignet, zur Belebung des Platzes beizutragen. Die Entscheidung zur Einrichtung eines Cafes sei besonders dringlich, da das Schieferhaus nur unzureichend gesichert dem Verfall preisgegeben ist. "Wir halten die zumindest vorübergehende Übernahme und Entwicklung des Hauses durch die Stadt Iserlohn bzw. geeignete öffentliche Institutionen (IGW, GfW) zur Umsetzung der Planung für erforderlich.“ Der Betrieb eines Cafes durch einen sozialen Träger sei wünschenswert, die Einrichtung eines „Behindertenintegrationscafes“ denkbar. Um die Idee eines „Platzes der Kulturen“ mit Inhalt zu füllen, „halten wir ein interkulturelles Projekt jedoch für naheliegender“. Die Einrichtung eines rollstuhlgerechten WC auf dem Platz könne im Zusammenhang mit der Einrichtung eines gastronomischen Angebots in Angriff genommen werden.
Spielflächen tauchen in verschiedenen veröffentlichten Planungen auf. Auf dem Platz an der Bauernkirche sei im Zusammenhang mit der Baarbachabzweigung eine weitere Abzweigung zu einem Wasserspielplatz an der Stadtmauer geplant. Eine Erweiterung und qualitative Verbesserung der Spielmöglichkeiten auf dem Platz an der Bauernkirche befürwortet das Plenum sehr. Einen Wasserspielplatz auf der Fläche vor der Stadtmauer lehnt es jedoch ab, da diese dann sowohl als Freifläche zum Fußballspielen als auch als Veranstaltungsfläche wegfalle. Der vorhandene Spielplatz an der Inselstraße/Eingang Luftschutzstollen soll daher erhalten bleiben. Dieser Spielplatz könne auf ältere Kinder ausgerichtet werden, während für kleinere Kinder ein neuer Bereich im Bereich des Dreiecks Stadtmuseum/ Rampelmannsches Haus/Museum für Handwerk und Postgeschichte geschaffen werden könnte. Ein Wasserspielplatz könnte auf der Fläche des alten Wasserbeckens eingerichtet werden. In diesem Zusammenhang schlägt das FriedensPlenum vor, die Geländer und Hochbeet-Elemente zu entfernen und die Platzkante zur Inselstraße und zur Straße Altstadt mit Bäumen und Sträuchern zu begrünen. Zur Attraktivierung des Platzes für Senioren regt das Plenum die Aufstellung von mehr Sitzbänken und Aktivitätsangebote wie eine Boulebahn und die Installation einiger seniorengerechter Trimmgeräte an.
Eindeutig spricht das Plenum dafür aus, mehr Veranstaltungen auf den Platz zu holen, um unterschiedlichste Besuchergruppen anzulocken und vom Aufenthaltswert und dem Ambiente dieses Ortes zu überzeugen. Gefordert sei hierbei auch das städtische Kulturbüro.
Kritisch gegenüber der Offenlegung des Baarbachs
Der Idee zur Offenlegung des Baarbachs im Bereich des Fritz-Kühn-Platzes steht das Plenum hingegen kritisch bis ablehnend gegenüber. Dies nicht nur deshalb, weil der Baarbach im Bereich An der Schlacht/Obere Mühle zur Bewässerung des Abzweigs aufwändig und kostenintensiv aufgestaut werden müsste, sondern auch wegen der Frage, ob genügend Bachwasser vorhanden ist. Grundsätzlich kritisch steht das Plenum der Idee zudem gegenüber, weil derartigen Bachläufe häufig dauerhaft eingezäunt werden und bei größeren Veranstaltungen behördliche Auflagen zur temporären Einzäunung des künstlichen Bachabzweiges zu erwarten seien.
Hinsichtlich der Barrierefreiheit des Platzes erinnert das Plenum an den Ratsentscheid vor vier Jahren, eine Freitreppe für knapp eine halbe Million Euro bauen zu lassen, die nun im östlichen Mauerbereich einen groben Eingriff in das historische Ensemble darstelle. Dieser Aktion mussten auch alle Bäume in diesem Bereich weichen. Schon die der Entscheidung zugrunde liegende Drucksache habe den Hinweis enthalten, dass eine Rampe zu lang gerate, da das Gefälle zu groß sei. Die Idee, nun nachträglich eine Rampe oder einen Aufzug zu bauen, führe unweigerlich zu einem weiteren groben Eingriff, den das Plenum ablehnt. Stattdessen sei die Integration eines Aufzugs in die alte Bebauung zwischen den Straßen Südengraben und am Zeughaus denkbar. Eine Aufwertung des östlichen Zugangs zum Platz könne einen Aufzug auch verzichtbar machen: Hierzu sei im Zuge der Umgestaltung des Kreuzungsbereiches Kurt-Schumacher-Ring/An der Schlacht/Hohler Weg die Umwandlung des Kurt-Schumacher-Rings zwischen Bilstein und Schlacht in eine Tempo 30-Zone sinnvoll, besser noch die Umsetzung eines „Shared-Space“-Kon-zepts. Shared-Space, wo sich Kfz, Fußgänger und Fahrradfahrer den Verkehrsraum teilen, bringe eine deutliche Verbesserung. Durch den Wegfall der Bordsteine, die Neugestaltung der Fahrbahn, eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs und nicht zuletzt eine Begrünung könne eine wesentliche Steigerung der Aufenthaltsqualität erreicht werden. So ließe sich auch eine viel effektivere Anbindung des gesamten Altstadtrestes südlich des Rings samt des Platzes an die „City“ erreichen.
Abgelehnt wird vom FriedensPlenum weiterhin die gegenwärtige Bezeichnung des Platzes. „Unsere Forderungen: Es soll eine historisch-kritische Aufarbeitung des Lebens und Wirkens Fritz Kühns stattfinden. Die Büste soll vom Sockel vor dem Museum in das Museum und mit einer historischen Ausstellung kommentiert werden. Der Fritz-Kühn-Platz soll in Friedensplatz umbenannt werden.“
Iserlohner Kreisanzeiger, 25.11.2014
„Frieden gegen Krieg“ im Rathaus
Iserlohn. Im Iserlohner Rathaus wurde am Montag die Ausstellung „Frieden gegen Krieg - Gewissen gegen Gewehre“ eröffnet. Thema der Ausstellung ist ein Rückblick auf 100 Jahre Friedensarbeit in Hagen und im Märkischen Kreis mit Schwerpunkt auf Iserlohn, Hemer und Altena. Zu sehen sind Fotos und Info-Texte sowie Skulpturen aus Schrott vom Hagener Künstler Günther Blanck. Für Schüler liegen Kataloge bereit. Mitorganisator ist das FriedensPlenum.
„In Deutschland wissen wir, was Krieg bedeutet und dass man davor die Augen nicht verschließen darf“, sagte Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens. Bernhard Laß von der evangelischen Kirche betonte, wie wichtig es sei, den Gedanken an Frieden im Denken der Menschen zu verankern.
Die Ausstellung ist noch bis Freitag, 28. November, im Rathaus-Foyer zu sehen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 19.11.2014
„Zündstoff“ im Jugendzentrum
Iserlohn. Wer Lust auf Rockmusik der etwas härteren Gangart hat, ist bei der sechsten Ausgabe der Konzertreihe „Zündstoff“ bestens aufgehoben. Am Freitag, 28. November, werden zwei Bands das JuZ am Karnacksweg rocken. Da ist zum einen die Iserlohner Band "Vallery Payne“, die von Classic Rock über Hard Rock bis hin zu metallischen Klängen ziemlich alles verarbeiten, was ihre Gitarren hergeben. Geprägt durch die 70er, 80er und 90er Jahre, formierten sich die vier Musiker im Sommer 2013 mit dem Ziel, die Rockmusik neu zu beleben.
Die zweite Band des Abends ist „Fullstack“. Die Mannen um Sänger und Gitarrist Mark D. Schmidt sind bereits seit 1991 unterwegs und waren spontan bereit, ihre Newcomer-Kollegen zu unterstützen. Fünf Longplayer, Live-DVD und zig Konzert- und Festivalauftritte haben die Unnaer aufzubieten. Ihre Mixtur aus modernem Rock und erdigem riffbetonten Heavy-Rock lässt eine spannende und abwechslungsreiche Atmosphäre entstehen.
Karten gibt es an der Abendkasse, Einlass ist ab 19.30 Uhr. Weitere Infos unter www.facebook.com/vallerypayne und www.fullstack.de.
Iserlohner Kreisanzeiger, 10.11.2014
Noch nie so viele Teilnehmer bei Mahnveranstaltung. Dank an Bürgermeister für Schirmherrschaft.
Von Cornelia Merkel
Iserlohn. „Egal welcher Nationalität, egal welcher Religion, egal welcher Hautfarbe, wir Menschen müssen tolerant zueinander sein, und zusammen halten. Und helft alle mit, damit so etwas nie wieder passiert.“ Das hatte der in diesem Jahr verstorbene Carl-Heinz Kipper in dem Film den die Stadt zu seinem Andenken gedreht hat, gefordert.
Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens griff diese Worte am Abend bei der Mahnveranstaltung zur Erinnerung an das Novemberpogrom auf. Am Gedenkstein Mendener Straße/Ecke Karnacksweg - da wo früher die jüdische Synagoge gestanden hatte, versammelten sich viele Vertreter aus Politik und Verwaltung, Kirchen und Religionsgemeinschaften, von Pax Christi, des FriedensPlenums, des Kinder- und Jugendbüros und vieler weiterer Gruppen. Sie alle erinnerten am Gedenkstein für die Iserlohner Synagoge an die schlimmen Ereignisse von 1938, „an eine der dunkelsten Stunden deutscher Geschichte“. „Die Untaten, die damals geschahen, erfüllen uns mit Trauer und mit Scham“ erklärte Dr. Ahrens. „Jene Nacht vom 9. auf den 10. November war für die jüdischen Deutschen eine Nacht nicht enden wollender Schrecken. Bei uns in Iserlohn ging die Synagoge in Flammen auf, viele Geschäfte und Wohnungen jüdischer Inhaber wurden zerstört, zahllose Juden brutal attackiert und verletzt.“
Die Schandtaten passierten auf offener Straße
Wie er weiter ausführte, brannten damals in Deutschland 1400 Synagogen und Bethäuser. Tausende jüdische Geschäfte, Arztpraxen, Betriebe und Wohnhäuser wurden verwüstet und geplündert. Darüber hinaus wurden zwischen 1300 und 1500 deutsche Juden in jener Nacht getötet und mehr als 30000 jüdische Männer in KZs verschleppt.
Dr. Ahrens erinnerte daran, dass diese Schandtaten auf offener Straße passierten, „sie waren weithin sichtbar und hörbar. Die Befehle kamen von ganz oben, aus der Machtzentrale der Nationalsozialisten in Berlin, Täter waren (auch bei uns) örtliche Mitglieder von SA und SS.“
Viele Deutsche hätten geschwiegen und sahen weg. Nur wenige standen ihren bedrängten jüdischen Nachbarn bei, weiß Dr. Ahrens weiter. „Das Novemberpogrom war ein Fanal, eine Eskalation jener Ausgrenzung und Verfolgung deutscher Jüdinnen und Juden, die die Nationalsozialisten seit ihrem Machtantritt im Jahre 1933 betrieben.“
Mit vielen Projekten und Initiativen und der Gedenkveranstaltung werde daran erinnert. So auch mit dem Film über Charly Kipper, der in diesem Jahr mit und über ihn entstand. Er sei ein wichtiger Bestandteil zum Gedenken an das vor Ort Geschehene.
Antisemitische Vorurteile nach wie vor verbreitet
Dr. Ahrens nannte es beschämend, dass antisemitische Vorurteile nach wie vor weit verbreitet sind - bis in die Mitte unserer Gesellschaft. Die Zahl antisemitischer Vorfälle und fremdenfeindlicher Gewalttaten habe erneut zugenommen. Im Zuge der erneut aufgeflammten Kämpfe zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen gebe es eine neue Welle antisemitischer Hetze.
Er forderte auf, sich mit dem alltäglichen Antisemitismus und Rechtsextremismus auseinanderzusetzen und der rechten Ideologie etwas entgegenzusetzen. Er begrüßte es, Geschichtsprojekte zur NS-Zeit zu zeigen, und hob lobend hervor, dass sich jedes Jahr Jugendliche an den Gedenkveranstaltungen beteiligen. So auch die jungen Menschen, die im Rahmen des Mahnmarsches ihre Eindrücke der Reise zur Gedenkstätte Buchenwald auf Transparenten darstellen. Er nannte das Projekt des Kinder- und Jugendbüros beispielgebend und bedankte sich bei den Jugendlichen für die Mitwirkung.
„Der 9. November gilt als Schicksalstag deutscher Geschichte.“ Dr. Ahrens zog aber auch einen Bogen in die jüngere Geschichte. „Er ist ein Tag der Schande - und mit der Öffnung der Mauer vor genau 25 Jahren auch ein Tag der Freude. Beide Daten, der 9. November 1938 und der 9. November 1989, machen deutlich, dass sich Freiheit, Demokratie und Mitmenschlichkeit weder von allein durchsetzen noch automatisch erhalten bleiben. Diese Werte sind vielmehr darauf angewiesen, dass aufrechte Bürgerinnen und Bürger für sie eintreten und dass ein gesellschaftliches Klima entsteht und besteht, dass jede Form von Rassismus und Gewalt ächtet und den von Rassismus, Gewalt und Mord aktuell Bedrohten Hilfe und Schutz gewährt.“
Dr. Ahrens warb um Solidarität mit Flüchtlingen und Aysylbewerbern in Iserlohn: „Jeder Flüchtling und Asylbewerber, der zu uns kommt, hat einen langen und leidvollen Weg hinter sich. ‘Gemeinsam eine Stadt’ - das ist etwas, was ich auch in Bezug auf die Menschen, die bei uns Hilfe suchen, wünsche.“ Er dankte Nina Tripp, Roland Kirch und Eugen Momot für die würdige Umrahmung mit Klezmer-Musik.
Jugendliche sprachen eindrucksvolle Fürbitten
Jugendliche trugen leuchtende Transparente mit Bekenntnissen wie „Wir tragen nicht die Schuld, aber die Verantwortung“, "Vergeben, aber nicht vergessen“ und „Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg“. Sie sprachen sie nach dem Mahnmarsch am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Poth als Fürbitten und stecken Grablichter an. Vertreter der Ratsfraktionen (mit Ausnahme der AfD) legten Kränze nieder. Detlev Paul vom FriedensPlenum und Werner Morgenbrod von Pax Christi bedankten sich beim Bürgermeister, der in diesem Jahr die Schirmherrschaft übernommen hatte: Bei diesem Thema müssten alle an einem Strang ziehen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 08.11.2014
Im Geschichtsunterricht sollen noch weitere Schicksale recherchiert werden
Von Felicitas Hochstein
Iserlohn. „Da muss noch mal gespült werden und noch einmal geschrubbt, die sind noch nicht sauber“, tadelt Detlev Paul die Schüler der Klasse 9.3 der Gesamtschule scherzhaft, die daraufhin noch eifriger putzen.
Die Jungen und Mädchen haben sich am Donnerstagnachmittag mit lila-farbenen Putzhandschuhen und Metall-Reiniger bewaffnet, um die „Stolpersteine“ in der Innenstadt zu säubern. Anlässlich des Gedenktages an die Reichspogromnacht am kommenden Sonntag, sollen die Namen wieder gut lesbar gemacht werden.
Die „Stolpersteine“ sind an der Wermingser Straße zu finden, immer an der Stelle, wo vor vielen Jahren jüdische Iserlohner ihre Geschäfte hatten. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Geschäfte gewaltsam zerstört, die Inhaber deportiert und zum größten Teil später in Konzentrationslagern ermordet. An diese Menschen sollen die „Stolpersteine“ in der Innenstadt erinnern. "Wir behandeln das Thema im Geschichtsunterricht und wir wollen in den kommenden Monaten noch weitere Namen der Iserlohner recherchieren, ihre Geschichten aufdecken, und dann noch mehr der Steine anschaffen“, so Detlev Paul. Darüber hinaus sollen Pläne geschmiedet werden, wie die neuen „Stolpersteine“ finanziert werden können, schließlich kostet ein Stein etwa 100 Euro.
Erstmal steht aber das Säubern der schon vorhandenen Steine auf dem Programm, wobei die Schülerinnen und Schüler schon einiges über die jeweiligen Iserlohner Familien erfahren.
Schon vor einigen Jahren hatten sich Gesamtschüler mit den verstorbenen Iserlohnern auseinandergesetzt und ihre Geschichten sorgfältig recherchiert. Darauf wollen die jetzigen Jugendlichen der 9.3 in den nächsten Wochen und Monaten aufbauen.
Iserlohner Kreisanzeiger, 13.10.2014
Aktionstag mit FriedensPlenum und „Kultur und Natur Drüpplingsen“
Iserlohn. „Erstaunlich viele Leute wissen, um was es geht und unterschreiben“, freute sich Andreas Habel vom Iserlohner FriedensPlenum am Samstag. Auf großes Interesse stieß der Informationsstand des FriedensPlenums am europaweiten Aktionstag gegen die geplanten Freihandelsabkommen der Europäischen Union. Damit beteiligte sich das FriedensPlenum an dem Protesttag, zu dem das „Bündnis TTIP Unfairhandelbar“ und „Attac“ aufgerufen hatten.
„Wir haben unsere Aktion im Internet angekündigt und Unterstützung vom Verein ‘Kultur und Natur Drüpplingsen’ bekommen sowie von Vertretern von ‘Campact - Demokratie in Aktion’“, zeigte Habel die gemeinsame Linie auf. Zusammen mit Mitstreitern aus Iserlohn Hemer und Drüpplingsen klärte Habel über lokale, regionale und internationale Auswirkungen der Pläne auf. Sie warben um Unterstützung für das Bündnis von über 240 Nicht-regierungsorganisationen, darunter auch christliche Gruppen. „Gemeinsam wollen wir als Bürgerinitiative gegen die Transatlantische Partnerschaft (Transatlantic Trade and Investment Partnership - TTIP) protestieren.“ Die Gegner warnten vor lokalen, regionalen und internationalen Auswirkungen der Pläne auf die EU-Mitgliedsstaaten: „Bundesländer und Kommunen werden in ihren Gestaltungsspielräumen eingeschränkt, wenn das Handels- und Investitionsabkommen in Kraft tritt“, erläuterte Andreas Habel. Er nannte Vergaberichtlinien und Ausschreibungspflichten für Dienstleistungsbereiche wie die Müllabfuhr, Sparkassen, Kindergärten und Altenheime, die ausgehebelt werden könnten. Fachleute sprechen von Gefahren für die Demokratie. cofi
Iserlohner Kreisanzeiger, 08.07.2014
Iserlohn gehört zum weltweiten Städtenetz der „Mayors for Peace“
Iserlohn. Iserlohn setzt ein Zeichen für eine friedliche Welt ohne Atomwaffen: Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens hisste gestern auf dem Balkon des Alten Rathauses die Flagge der „Bürgermeister für den Frieden“ (Mayors for Peace). Mit dem jährlichen Flaggentag am 8. Juli spricht sich der Verband für den Verhandlungsbeginn eines Verbotsantrages für Atomwaffen aus.
Dem internationalen Städtenetzwerk, das 1982 auf Initiative der Städte Hiroshima und Nagasaki gegründet wurde, gehören heute mehr als 6000 Kommunen in 158 Ländern an. Bei der Umsetzung einer atomwaffenfreien und friedlichen Welt vertritt „Mayors for Peace“ somit mehr als eine Milliarde Menschen. In Deutschland beteiligen sich in diesem Jahr bereits 126 Städte und Gemeinden an der Aktion, Iserlohn ist als eine der ersten deutschen Städte seit 1985 Mitglied von „Bürgermeister für den Frieden“.
Flagge weht an einem symbolträchtigen Ort
„Nur die Abschaffung aller Atomwaffen bewahrt uns vor der Gefahr, dass sie in einem Konflikt wieder eingesetzt werden“, kommentierte Dr. Ahrens die Wichtigkeit der Aktion, die nicht zuletzt durch den Ort des Geschehens unterstrichen wurde. Denn im Alten Rathaus hatte der damalige Rat der Stadt Iserlohn am 18. Juni 1958 beschlossen „keinerlei gemeindeeigenen Grund und Boden für die Aufstellung von Atomraketenbasen oder für sonstige Zwecke zur Verfügung zu stellen, die unmittelbar oder mittelbar der atomaren Rüstung dienen“, wie eine Gedenktafel am Gebäude bezeugt.
Die Forderung der „Mayors of Peace“, die unter dem Motto „Städte sind keine Zielscheiben“ steht, wird unterstützt von der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“ und dem Rat der internationalen Rot Kreuz- und Halbmond-Bewegung.
Weitere Informationen unter: www.mayorsforpeace.de, www.mayorsforpeace.org und www.atomwaffenfrei.de
Iserlohner Kreisanzeiger, 07.07.2014
Tausende Besucher feiern von Freitag bis Sonntag beim Friedensfestival an der Iserlohner Bauernkirche
Iserlohn. Er taumelt, torkelt, stolpert, aber fällt nicht: Es ist Samstagabend, der Haupttag des Friedensfestivals in Iserlohn und Olga haben soeben die Bühne betreten. Deren schwindelerregende Mischung aus Polka, Folk und Punkmusik sorgt anscheinend auch bei Akkordeon-Spieler Martin Paul für anhaltende Gleichgewichtsstörungen. Der Musiker, gewandet in eine Art blauweiß-gestreiftes Matrosenkostüm, schlingert über die Bühne wie ein von der Leine gelassenes Leierkasten-Äffchen - und lockt mit seinem anhaltenden Körpereinsatz so mehr und mehr das Publikum von den Getränkeständen vor die Bühne.
Auch der Rest der Band, Gitarrist und Sänger Jo Dorsheimer und Drummer Julien Falk, hat es nicht so mit Stillstehen oder -sitzen. Olga aus dem Rhein-Main-Gebiet sind am Samstag einer der Höhepunkte bei der bereits 24. Auflage des Friedenfestivals in Iserlohn, das wie immer umsonst und draußen von Freitag bis Sonntag auf dem Gelände vor der Bauernkirche stattfindet.
Zuvor hatten am Samstag „Notyet!“ beim einsetzenden Regen die undankbare Aufgabe gehabt, die Konzertfolge zu eröffnen. Zwar ist der Platz an der Bauernkirche um 18 Uhr bereits gut gefüllt, doch verschanzen sich die Besucher zunächst noch an Bierständen oder unter Bäumen. Die Indie-Band zeigt sich jedoch unbeeindruckt und spielt ihr Programm runter, zwischenzeitlich ziehen die Wolken auf, bis zum Einbruch der Dunkelheit wechseln sich dann Nieselregen und Sonne ab.
Bunte Mischung auf und abseits der Bühne
Punk, Metal, Reggae, Progressive, Ska, osteuropäischer Folk und Polka, Bands und Musiker aus der Uk-raine, Japan oder Argentinien - den Besuchern wird von Freitag bis Sonntag ein breiter, abwechslungsreicher Mix geboten. Auch abseits der Bühne geht es bunt und multikulturell zu. Zwar liegt der Schwerpunkt beim musikalischen Programm auf Punk, Alternative und Ska und auch ein Großteil des Publikums ist modisch diesen Stilrichtungen zuzuordnen - doch ist das Friedensfestival ein Ort, an dem sich die unterschiedlichsten Kulturen und Subkulturen treffen.
Hier stehen Punks neben Althippies, Rockern oder Normalos, es gibt die obligatorische Bratwurst und Bier, aber auch afrikanisches Essen, Weinschorle und Sekt. An anderen Ständen gibt es Batik-Shirts im Esotherik-Chic, Band-Shirts oder solche mit politischen Botschaften, auch Thai-Massagen werden angeboten
Und nein, auch ein Festival mit Punkrock-Schwerpunkt bleibt dieser Tage nicht unbeeinträchtigt von König Fußball, doch nach verhaltenem Beginn während des Deutschland-Spiels füllt sich der Platz am Freitag nach und nach, als „Smile like a donut“ den Konzertabend eröffnen. "Wir spielen hier gewissermaßen gegen die besten acht Mannschaften der Welt“, sagt Detlev Paul schmunzelnd in Anspielung auf das am Freitag und Samstag stattfindende Viertelfinale der Fußball-WM.
Detlev Paul ist einer der Organisatoren vom Verein Friedensfestival. Rund 100 Ehrenamtliche sind es insgesamt, die sich hier abrackern, um dem Publikum ein paar schöne Tage zu bereiten. Und natürlich um wie in jedem Jahr Geld einzunehmen, das dann einer Organisation der Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt wird und zur Deckung der Kosten der Veranstalter. „In diesem Jahr wird der mögliche Überschuss wahrscheinlich Flüchtlingen aus Syrien zugute kommen“, kündigt Paul an - „wenn es wegen der Konkurrenz durch die Fußball-WM überhaupt einen Überschuss gibt“.
Nicht aus Syrien, sondern aus Argentinien kommen „Capitan Tifus“, letzte Band am Samstagabend. Die knüpfen optisch quasi an das maritim angehauchte Vorspiel des Olga-Akkordeonisten an. Ein Bandmitglied etwa gemahnt in seiner Montur stark an Captain Jack Sparrow aus dem Film Fluch der Karibik und zog so bereits vor dem Auftritt beim Gang durchs die Menge die Blicke auf sich - auch in der optisch vielseitigen Schar des Publikums sind einige Vögel eben bunter als andere.
Abseits des Band-Geschehens wird am Samstag und Sonntag auch den jüngeren Besuchern einiges geboten. Neben unter anderem Basteln und einer Hüpfburg gibt es einen Kreativlauf, der über mehrere Stationen über das Gelände führt. Die Kinder basteln hier Regenmacher, Becherstelzen, Tiere, Spielzeug und vieles mehr. Dazu gibt es am Samstag einen Mitmach-Zirkus und am Sonntag ein spezielles Kinderprogramm mit Zauberer Stephan Bierhoff.
Familienaspekt ist vielen Besuchern wichtig
Benjamin, Punk-Name "Waz“, ist der Familienaspekt des Festivals wichtig, er hat seinen vierjährigen Sohn im Schlepptau. Noch immer hätten viele von Punks ein falsches Bild und darum Scheu, ihre Kinder mitzubringen. „Das Festival beweist, das das unnötig ist.“
Am das Festival beschließenden Sonntag lassen es die meisten Besucher eher ruhig angehen. Nach den Auftritten von Samba Colorido mit ihren hypnotischen Trommel-Rhythmen sowie Senderos mit ihrer sonnigen Mischung aus Reggae, Cumbia und Pop, wird es um 18 Uhr noch einmal rockig - und politisch, als Atmasfera aus der Ukraine ein Plädoyer für den Frieden halten. Die Band mischt dann bei ihrem Auftritt Folk und Rock, aber auch Ethno-Pop zu einem eigenen Stil. Am späteren Abend stehen dann noch die Bands „Eskalation“ mit Ska und Reggae und „FX3“ mit ihrem sphärischen Stilmix auf dem Programm.
Iserlohner Kreisanzeiger, 05.07.2014
Friedensfestival an der Bauernkirche lockt Hunderte Besucher. Alternativ-Rock bis in die Nacht
Von Tim Gelewski
Iserlohn. Ganz Iserlohn ist am Freitagabend im Fußball-Fieber. Ganz Iserlohn? Es ist ein kleines Städtchen aus Zelten, Buden, Ständen und einer Bühne, die sich da auf dem Platz zwischen Bauernkirche und Oberer Stadtkirche ausgebreitet hat, und die tapfer Widerstand leistet. Beim bereits 24. Friedensfestival sind am Freitag andere Dinge wichtig: Musik, Gemeinschaft - und auch die Botschaft der Veranstaltung, in diesem Jahr „Flucht ist kein Verbrechen“.
Um 17.45 Uhr wird das Fest zunächst mit einem Sketch eröffnet. „Für Auffanglager in Nordafrika - so geht wahre und echte Willkommenskultur“, so die bitter-ironische Botschaft. Vor der Bühne ist der Besuch zu diesem Zeitpunkt noch eher mäßig, erst im Laufe des Abends, als die Bands beginnen zu spielen, füllt sich die Wiese.
Publikum ist vom Alter relativ bunt gemischt
Zuvor hatten die meisten Besucher eher das laue Sommer-Wetter des frühen Abends genossen, waren etwas über den Platz gebummelt - oder hatten „vorgeglüht“. Mit Bier - oder etwas überraschend im Punk-Rock-Festival-Ambiente - auch mit Prosecco oder Weißweinschorle.
"Wir haben im letzten Jahr damit angefangen und die Nachfrage ist groß“, sagt Hanny Tügel, die hier den Stand betreibt. „Zumindest bei den älteren Besuchern oder den Mädels.“
Überhaupt ist das Publikum altersmäßig relativ gemischt. Vor der Bühne jedoch halten sich die älteren Besucher dann doch etwas zurück. Der Pogo-Tanz, ein gegenseitiges Schubsen und Hin- und Herspringen zur Musik, ist eher die Sache der Jugend.
Die tritt dann auch in Person von „Smile like a donut“ um 18 Uhr auf die Bühne. Die Nachwuchs-Band aus Iserlohn lässt mit ihrer Mischung aus Punk und Alternative wenig Zeit für Verschnaufpausen.
Noch etwas ruhiger angehen lässt es zu diesem Zeitpunkt etwa Cedric (18), der laut eigener Aussage in diesem Jahr seine „Iro-Premiere“ erlebt - der Irokesen-Schnitt ist in der Punk-Szene nach wie vor weit verbreitet. Zwischen Sitzgamituren und Ständen gibt es beim Bierchen von Janina (18), ebenfalls „Iro“-Trägerin, ein Umstyling.
Kurz nach 19 Uhr spielen dann „Arsen“ aus Berlin. Die eröffnen mit einem Stakkato-Gewitter, später wird es melodischer, Metal und Punk mit deutschen Texten. Weiter geht es um 21 Uhr mit „Enfeeble“, mit ihrem Metalcore ebenfalls auf der harten Schiene unterwegs. Den Abend beschließen dann „The Nerves“, seit 26 Jahren eine Ikone der Szene. Das Friedensfestival geht noch bis Sonntag. Beginn ist heute und morgen um 15.30 Uhr.
Iserlohner Kreisanzeiger, 04.07.2014
Traditionelle Gedenkstunde des FriedensPlenums am Mahnmal am Poth
Von Thomas Pütter
Iserlohn. Mit einem mittlerweile 22 Jahre alten T-Shirt, das ihm einst ein Freund gestaltetet hatte, brachte Detlev Paul seine einfache Botschaft auch ohne Worte unter die Gäste der gestrigen Gedenkstunde am Mahnmal für die Opfer des Faschismus am Poth. „Frieden“ stand auf dem in die Jahre gekommenen Kleidungsstück in englischer, hebräischer und arabischer Sprache. Keinesfalls in die Jahre gekommen, sondern nach wie vor höchst aktuell ist indes der Leitgedanke des heute beginnenden Friedensfestes, das inoffiziell mit der traditionellen Gedenkfeier samt Kranzniederlegung eröffnet wird. „Die Friedensbewegung ist so nötig wie eh und je“, betonte Paul angesichts der zahlreichen kriegerischen Konflikte der Gegenwart.
Als „pervers“ bezeichnete der Sprecher des FriedensPlenums in diesem Zusammenhang den Verkauf einer deutschen Panzerfabrik für 2,6 Milliarden Euro an Algerien: „Dieses Geld ist gefährliches Geld.“ Absolut verfehlt sei auch die Debatte über die Anschaffung von bewaffneten Drohnen für die Bundeswehr, „Geräte, die das anonyme Morden ermöglichen“. Auch die doppelzüngige deutsche Politik gegenüber den Flüchtlingen aus Syrien prangerte Paul mit scharfen Worten an, da sich die tatsächliche Hilfe entgegen der vollmundigen Unterstützungserklärungen auf die Übernahme von Krankenkassenbeiträgen beschränke, „den Rest müssen die einladenden Familien und Institutionen selbst finanzieren“. Mit Sorge blickte Detlev Paul zudem nach Israel das dieser Tage wieder wie ein Pulverfass wirke, bei dem die Lunte schon brennt. So wie die israelische Administration jedoch aktuell wieder agiere, lasse sich Frieden niemals erreichen. Immerhin, so der Aktivist, gebe es durchaus einen Funken Hoffnung, dass der Waffenstillstand in der Ukraine halte. Weitere Redebeiträge hielten Friedensaktivist Armin Kligge und Sophia Steneberg.
Iserlohner Kreisanzeiger, 02.07.2014
Das 24. Friedensfest an der Bauernkirche startet am Freitag mit der Iserlohner Gruppe „Smile like a Donat“
Iserlohn. Um Punkt 17.45 startet am Freitag, 4. Juli, das 24. Friedensfestival inzwischen schon traditionell mit Freibier und einem Eröffnungssketch. Danach steht mit der Iserlohner Formation „Smile like a Donat“ die erste von 14 Bands auf der Bühne an der Bauernkirche. Wie immer umsonst und draußen reicht die Bandbreite von Hardcore und Punk am harten Freitag bis zu Folk und Balkan-Ska am Samstag oder Reggae- und Latin am Sonntag und von handgemachtem Rock aus dem heimischen Raum bis zu Beiträgen aus der Ukraine oder Argentinien.
Freitag 18 Uhr - Smile like a donut
Das Friedensfest eröffnet die Alternative-Band „Smile like a donut“. Mit ihrer Mischung aus Rock, Punk und Balladen begeisterten sie schon bei Konzerten in der Türkei und feierten mit der Nummer „Rags To Riehes“ Erfolge auf Youtube.
Freitag 19.15 Uhr - Arsen
Eine Türkin, ein Halbjapaner und drei Berliner - die Underground-Combo „Arsen“ ist so multikulti wie die Hauptstadt selbst. Mit harten Riffs erzeugt die Band Punk-Metal, dass die Fetzen fliegen und verarbeitet in ihren Songs eigene Empfindungen oder aktuelle Ereignisse mal kritisch, mal amüsant.
Freitag 21 Uhr - Enfeeble
Die vier Musiker aus Lingen im Emsland wollen mit ihrer Mixtur aus Melodic-Thrash und Metalcore sowie einer Prise Screamo und Core-Anleihen eine emotionsgeladene Performance hinlegen. Die Band stellt dabei ihr brandneues zweites Album vor.
Freitag 22.40 Uhr - The Nerves
Den krönenden Abschluss des punklastigen Freitags bilden die Szene-Ikonen von „The Nerves“ aus Göppingen. Optischer und akustischer Mittelpunkt der Band, die seit 26 Jahren ohne Label-Bindung tourt, ist seit 2010 Sängerin Kamauha, die mit ungewöhnlichen, japanischen Einflüssen den Sound prägt.
Samstag 15.30 Uhr - Sonador
Mit Musik von „Sonador“ beginnt der musikalische Samstag. Das Quartett aus Hemer, das vor kurzem um die außergewöhnliche Stimme der Amerikanerin Annicka Rain Schleicher bereichert wurde, gibt rockig-poppige Stücke, aber auch Reggae, Funk und romantische Chansons auf Englisch, Französisch und Spanisch zum Besten.
Samstag 17 Uhr - Notyet
Die vier Musiker aus Viersen, Köln, Düsseldorf und Dortmund machen im Zuge ihrer „Knees Up Rave Tour 2014“ Station in Iserlohn. „Notyet“ bieten mit ihrem Mix aus Indie, Poprock und Punk dabei nicht bloß eine Show, sondern eine regelrechte Live-Party.
Samstag 18.40 Uhr - Ashby
Mit tiefsinnigen, verträumten, finsteren und schicksalsschweren Songs sorgt die Mühlheimer Band „Ashby“ für Abwechslung. Ihr Progressive-Rock mit melodischem Metal kam bereits auf dem Hells-Kitchen-Festival bestens an. Verständlich, dass da kein geringerer als Guano-Apes-Entdecker Frank Bornemann ihre erste EP mitproduzierte.
Samstag 20.30 Uhr - Olga
„Baby, tanz!“ ist der Name des ersten Albums der Band „Olga“, welcher gleichzeitig als Aufforderung an das Publikum verstanden werden kann, wenn die drei Jungs aus dem Rhein-Main-Gebiet mit ihrem europäisch-russisch geprägten Folkpunk die Bühne entern.
Samstag 22.30 Uhr - Capitan Tifus
Im Rahmen der bereits dritten Welttoumee hat der Top-Act des Samstags seinen Weg aus der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires in die beschauliche Waldstadt gefunden. Mit einzigartiger Energie und einer mitreißenden Kombination aus Ska, Rock, Balkan sowie Latin-Music bittet die Gruppe am späten Abend zum abschließenden Tanz.
Sonntag 15.30 Uhr - Samba Colorido
Wie bereits im letzten Jahr gastiert am Sonntag erneut die Trommel-Gruppe „Samba Colorido“ an der Bauernkirche. Die farbenfrohen Coloridos aus Hemer bieten dann eine unwiderstehliche Mischung afro-brasilianischer Rhythmen aus Samba, Timbala und Raggas.
Sonntag 16 Uhr - Senderos
Eine Fusion-Party erwartet die Besucher des Friedensfestivals dann, wenn die achtköpfige Band „Senderos“ aus dem Ruhrpott mit druckvollen Elektro-Beats, Reggae, der in Lateinamerika populären Cumbia-Musik sowie den Popeinflüssen dieser Welt das Publikum beschallt.
Sonntag 18 Uhr - Atmasfera
Die fünf Musiker aus Lviv unterstützen unlängst aktiv die Demokratiebewegung auf dem Maidan, verstehen sich jedoch als Weltbürger, nicht als Patrioten. Dies spiegelt sich auch in der zeitgenössischen Musik der Folk-Rocker wider, die Bestandteile aus Weltmusik, Ethno-Pop und Indie-Sounds aufweist.
Sonntag 20 Uhr - Eskalation
Im rein musikalischen Sinne „eskaliert“ die Stimmung am Sonntagabend mit dem vorletzten Act des Friedensfestes. Die neunköpfige Band aus Nürnberg wartet dann neben einem Mix aus treibendem Ska-Punk, traditionellem Ska, wummernden Reggae-Beats und stilistischen Überraschungen mit dem wohl einzigen Percussion-Affen der Welt auf.
Sonntag 22 Uhr - FX3
Den musikalischen Abschluss des Festivals bildet die heimische Band „FX3“. Der Ableger der bekannten Rockband „D-ZUG“ kombiniert elektronische und akustische Instrumente mit sphärischen Klängen. Das Ergebnis ist ein faszinierendfesselnder „progressive Spacerock“ der für einen fast schon meditativen Ausklang sorgt.
Kinderprogramm
Am Samstag, 5. Juli, ist ab 15 Uhr die Iserlohner Zirkusschule „Petit“ mit seinem Zirkus zum Mitmachen auf dem Festival-Gelände zu Gast. Am Sonntag, 6. Juli, ab 15 Uhr ist der Zauberer Stephan Bierhoff zu Gast, um die Kinder zu verzaubern.
Iserlohner Kreisanzeiger, 02.06.2014
In diesem Jahr lautet das Motto: „Flucht ist kein Verbrechen!“ beim Festival an der Bauernkirche
Iserlohn. Bald ist das Vierteljahrhundert voll. Das 24. Friedensfestival steht vor der Tür.Vom 4. bis 6. Juli sind wieder Musiker von nah und fern zu Gast auf dem Platz an der Bauemkirche. In diesem Jahr lautet das Motto: „Flucht ist kein Verbrechen!“. Damit will das FriedensPlenum auf die Situation der vielen Tausend Menschen aufmerksam machen, die etwa vor dem Bürgerkrieg in Syrien fliehen mussten.
Musikalisch gibt es wieder viele Highlights
Musikalisch hat das 24. Friedensfestival erneut viele Highlights zu bieten, wie bei der Helferparty im Jugendzentrum am Kamacksweg bekannt gegeben wurde. Eröffnet wird das Fest wie immer von einer heimischen Band. Hinter „Smile like a Donut“ stecken vier begeisterte junge Musiker aus Iserlohn. Die Gruppe „Arsen“ besteht aus einer türkischstämmigen Sängerin, einem Halbjapaner und drei waschechten Berlinern. Sie spielen punkigen Me-tal mit kritischen Texten. Mit ihrem Album .Worte gegen Krieg“ sind sie auf dem Friedensfestival genau richtig. „The Nerves“ aus Göppingen sind eine echte Legende in der Punkszene. Seit 26 Jahren ist die Band aktiv. Seit 2010 ist die Sängerin Kamauha dabei. Durch sie bekommt die Musik einen japanischen Touch. In Iserlohn spielt die Gruppe am Freitag um 22.40 Uhr.
Viele Bands haben schon eine lange Anreise auf sich genommen, um beim Friedensfest aufzutreten, doch „Capitan Tifus“ dürfte eine der weitgereisten sein. Die Band kommt aus der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Die achtköpfige Gruppe begeistert mit einem gelungen Mix aus Rock, Ska und Latin Music, am Samstag ab 22.30 Uhr.
Das FriedensPlenum beobachtet die derzeitige Situation in der Ukraine mit großer Sorge. Die Folk-Gruppe „Atmasfera“ aus Lwiw kann davon aus erster Hand berichten. Im Januar trat die Band noch auf dem Maidan in Kiew auf. Als es dann im März zu den tödlichen Schüssen auf dem Maidan kam, war die Band gerade auf Tour in Polen. Als sie von den Toten in Kiew hörten, organisierten sie spontan ein „Peace for Ukraine“-Konzert in Warschau. Zur Zeit tourt die Gruppe durch die Ukraine und engagiert sich für Frieden und Demokratie im Land. Auf dem Friedensfest spielt sie Sonntag ab 18 Uhr. Der Headliner des diesjährigen Friedensfests kommt aus Nürnberg und heißt „eSKAlation“. Die neunköpfige Gruppe kombiniert Ska-Punk und Reggae mit klaren Statements gegen Rassismus und Gewalt. Der Sonntag geht dieses Jahr in die Verlängerung. Nach dem Topact am Sonntagabend gibt es noch ein Highlight der hiesigen Musikszene zu sehen. Die Band „FX3“ des Mendener Musikers Sandor Szabo spielt zum Ausklang „Space Rock“ mit passender Lichtshow.
Auch für jüngere Besucher wird einiges geboten
Auch für jüngere Besucher des Festes wird wieder einiges geboten. Im Kinderland gibt es neben Hüpfburg, Kinderschminken und Kicker-WM dieses Jahr auch einen echten Magier zu bewundern. Stephan Bierhof zeigt Sonntag ab 15 Uhr seine Zauberkünste. Mitmachen ist erlaubt. Zum Mitmachen lädt auch die Zirkusschule Petit am Samstag ab 15 Uhr ein. Ansonsten gibt es natürlich wieder kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt. Samstag und Sonntag gibt es wie immer Waffeln und eine große Kuchenauswahl, teilweise auch vegan. Viele Stände laden zum Bummeln ein.
Wie in jedem Jahr sollen mit den Einnahmen des Festes Flüchtlinge hier vor Ort unterstützt werden.
Iserlohner Kreisanzeiger, 26.04.2014
Mit der ukrainischen Band setzt das Friedenfestival seine Tradition fort, den Sound des Protests aus anderen Ländern zu holen
Iserlohn. Friedensfestival - das ist immer auch politischer Protest und Protest durch Musik. Und dazu gehört für die Organisatoren vom FriedensPlenum seit langem auch, nicht nur Bands aus der Region und aus ganz Deutschland eine Stimme zu geben, sondern auch zu zeigen, wie der musikalische Protest international klingt. „Jaya The Cat“ aus Boston, „Bandista“ aus Istanbul, die tschechische „Kokrhellband“ oder „Distemper“ aus Moskau sind nur einige Bands aus den vergangenen Jahren, die einen sehr weiten Weg auf sich genommen haben, um ganz ohne Gage in Iserlohn auftreten zu können. Ein Grund dafür ist auch, dass solche Bands etwa zu sagen haben und ihren Protest auch unter die Leute bringen wollen.
Im Herzen der friedlichen Demonstrationen in Kiew
Das gilt für die Band „Atmasfera“ aus aktuellen Anlass in ganz besonderem Maße. Denn mit dieser fünfköpfigen Folk-Band aus Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine ist es dem Plenum gelungen, eine Gruppe für das Festival zu verpflichten, die sich von Beginn an im Herzen der friedlichen Demonstrationen in Kiew bewegt hat. Im Januar traten „Atmasfera“ noch auf dem besetzten Unabhängigkeitsplatz, dem Maidan, auf. „Am Anfang wirkte die Situation sehr positiv und inspirierend. Nachdem die Studenten verprügelt wurden, hat sich die Stimmung dramatisch geändert, besonders in Kiew“, berichten die Musiker. Über die Maidan-Bewegung sagt die Band: „In Kiew waren viele Leute aus verschiedenen Teilen der Ukraine, die gekommen waren, um für ihre Rechte und für Freiheit zu kämpfen. Ständig bestand die Gefahr, dass die Regierung die Menschen angreift, und folglich war die Stimmung extrem angespannt.“
Als es dann im März zu den tödlichen Schüssen auf dem Maidan kam, war die Band gerade auf Tour in Polen. Als sie von den Toten in Kiew hörte, organisierte sie spontan ein „Peace for Ukraine“-Konzert in Warschau. „Es hat einen gewaltigen Eindruck auf uns hinterlassen, und wir beschossen, die Leute mit Konzerten zu unterstützen. Viele Leute in Polen unterstützen die Ukrainer. Auf dem Konzert war ein Riesenpublikum, und einige verließen das Konzert mit Tränen in den Augen.“ Während die Lage im Osten des Landes immer kritischer wird, ist davon im Westen wenig zu spüren. „Die Lage in Lwiw ist sehr ruhig, weil wir sehr nah an Europa sind. Das Leben in der Stadt ist ganz normal, und es kommen viele Touristen.“
Die Band hofft weiter auf eine friedliche Lösung des Konfliktes: „Für die Ukraine wünschen wir uns Frieden und Einheit. Es wird immer jemanden geben, der uns gegeneinander aufbringen und Mauern zwischen uns errichten will, aber gerade jetzt müssen wir mehr denn je Zusammenhalten. Wir sind alle Brüder - Ukrainer, Russen, Europäer, Amerikaner und Asiaten. Ist diese Welt zu klein, als dass wir alle in ihr leben können - ohne Krieg, Konflikte und Chaos?“ Dieser Losung verpflichtet ist auch die Musik der Band nicht nur Volksmusik aus der Ukraine, sondern aus der ganzen Welt.
Auf dem Friedensfest ist „Atmasfera“ am Sonntag, 6. Juli, zu erleben. Außerdem spielen an diesem Tag noch die „Senderos“ aus Mülheim an der Ruhr, „eSKAlation“ aus Nürnberg und „FX3“ aus Menden. Ein besonderer Beitrag verspricht auch die Band „Capitan Tifus“ mit Ska und Latin aus Buenos Aires zu werden - wie immer umsonst und draußen auf dem Platz an der Bauernkirche. Mehr Infos unter www.friedensfestival.de. rat
Das Festival-Programm im Überblick ■ Freitag, 4. Juli: Smile like a donut (Alternative -Iserlohn), Arsen (Deutschrock - Berlin), Enfeeble (Melodic Metal-Core - Lingen), The Nerves (Punk Rock - Göppingen) ■ Samstag, 5. Juli: Sonador (Experimental Rock - Iserlohn/Hemer), Notyet (Indie-Rock - Dortmund), Ashby (Progressive-Art-Rock - Mülheim), Olga (Polka/Folk - Hofheim), Capitan Tifus (Ska/Latin - Buenos Aires) ■ Sonntag, 6. Juli: Senderos (Soul, Hip-Hop, Reggae -Essen), Atmasfera (Folk - Kiew), EsKAlation (Ska - Nürnberg), FX3 (Progressive Spacerock - Menden) |
Iserlohner Kreisanzeiger, 03.04.2014
Grüne stellen Antrag für die Ratssitzung
Iserlohn. Die Erweiterung des Tagesordnungspunktes 12 - „Beratung und Beschlussfassung für das Haushaltsjahr 2014“ - der Ratssitzung am kommenden Dienstag, 8. April, um den Antrag des Vereins Friedensfestival Iserlohn auf Übernahme einer Ausfallbürgschaft in Höhe von 6000 Euro beantragt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Detlev Paul, Kassierer beim Friedensfestival-Verein, begründet: „In unserer Kalkulation zielen wir grundsätzlich auf eine Kostendeckung ab. Gerade 2014 bestehen Risiken, die über das Normalmaß einer Open-Air-Veranstaltung, bei der viel vom Wetter abhängt, hinaus gehen. Es finden vier Viertelfinalspiele der Fußball-WM während des Festivals statt, die Wirkung auf die Besucherzahl haben können Ausgehend von Kosten in Höhe von etwa 12000 Euro, die unabhängig von der Besucherzahl und dem Umsatz entstehen, möchten wir eine Ausfallbürgschaft mit der Obergrenze von 6000 Euro beantragen."
Iserlohner Kreisanzeiger, 31.03.2014
Windkraft, Photovoltaik und Elektro-Mobilität sollen gefordert werden. Beteiligte Gruppen im Sprecherrat vertreten
Iserlohn. Eine neue Bürgerinitiative „Iserlohn Erneuerbar“ hat sich am Donnerstag bei einem Treffen in den Räumen der AWo-Begegnungsstätte an der Nußstraße gegründet. Es war bereits das dritte Treffen der dort engagierten Gruppen und Einzelpersonen. Ziel soll es sein, in und für Iserlohn den Einsatz regenerativer Energien stärker zu fördern. Das betrifft Windkraft ebenso wie Photovoltaik oder auch Elektro-Mobilität.
Angestoßen wurde diese Initiative von den Grünen, und hier im Besonderen von Harald Eufinger. Die Grünen, so Ratsmitglied John Haberle, der die Sitzung am Donnerstag moderierte, sehen sich aber als Teil dieser Initiative, nicht als Motor, wie er im Gespräch mit der Heimatzeitung formulierte. Die Bürgerinitiative sei weiter offen für Gruppen und Einzelpersonen. Gewählt wurde am Donnerstag dann noch ein Sprecherrat der verschiedenen beteiligten Gruppen: Für die Grünen Harald Eufinger, für die Linken Andreas Seckelmann, für den Arbeitskreis Energiewende Rüdiger Hiltawsky, für das Energieforum Letmathe Norbert Löwin, für die Initiative Kultur und Natur Drüpplingsen Frank Cahlemeyer, für das FriedensPlenum Stefanie Apitz und für die Jugend Marie Schmalor. Sie alle haben sich zum Ziel gesetzt, die Förderung einer umweltfreundlichen Energieerzeugung und - versorgung in Iserlohn voranzutreiben. Dazu sollen in absehbarer Zeit auch eigene Aktivitäten gestartet werden, die Bürgerinitiative „Iserlohn Erneuerbar“ will zusätzlich auch Vorträge zu diesem Themenkomplex organisieren. ust
Iserlohner Kreisanzeiger, 26.03.2014
Leserbrief
Betrifft: Leserbrief, "Jobs" vom 7.3. und Leserbrief „Paul“ vom 21.3.
Guten Morgen Herr Jobs,
Als regelmäßige Besucherin des Quartierforums und des Arbeitskreises „Frühlingsfest“ dürfte ich Ihnen bekannt sein. Nicht klar ist Ihnen vielleicht, dass ich zu den „Unruhestiftern“ des FriedensPlenums gehöre. Unlängst haben Sie Detlev Paul in einem Leserbrief mangelnden Kontakt zum Quartiersbüro zum Vorwurf gemacht. Das FriedensPlenum besteht aber aus vielen Personen. Festzustellen ist: wir brachten uns kontinuierlich und aktiv in die Arbeitsprozesse des Projektes „Soziale Stadt“ ein. Zu diesem Zweck nahmen verschiedene Personen aus den Reihen des Plenums regelmäßig an den Quartiersforen und Arbeitskreisen teil. Bereits 2011 reichten wir einen Entwurf ein, der ein berufsbildendes Sanierungs- und Gastronomieprojekt in dem inzwischen kurz vor dem Einsturz stehenden historischen Schieferhaus, Am Zeughaus 14, vorstellte. Für die Neugestaltung des Platzes an der Bauernkirche wurde insgesamt eine seitenlange Liste mit Anregungen verfasst. Herr Paul machte beim Quartiersforum auf einen Widerspruch zwischen zwei Bebauungsplänen an der Altstadt / Inselstraße und den Planungen für den Platz aufmerksam.
Frau Rössig als zuständige Ansprechpartnerin des Quartierbüros suchte das FriedensPlenum persönlich auf, wirkte beratend und nahm drei Anträge auf finanzielle Mittel des Verfügungsfonds entgegen. Der Antrag für die Unterstützung der Hüpfburg wurde mit der Begründung abgelehnt, dass dieses Spielgerät womöglich nicht nur von Kindern aus dem Viertel genutzt wird (!). Der einzige positiv beschiedene Antrag ermöglichte uns im Februar eine öffentliche Lesung aus den Originalwerken des Fritz Kühn. Wir erstellten einen Fragenkatalog zur Verwendung der Mittel aus dem Verfügungsfonds, um mehr Transparenz herzustellen.
Daneben beteiligten wir uns aktiv am Frühlingsfest und an der Stadtteilzeitung.
Zuletzt wurde das FriedensPlenum zu einem Gespräch mit dem Planungsamt der Stadt Iserlohn eingeladen, um drängende Fragen zur Umgestaltung des Platzes an der Bauernkirche stellen zu können und Anregungen zu geben. Man kann uns also kaum Desinteresse vorwerfen. Richtig ist: Wir bringen uns gern ein und stiften damit häufiger auch Unruhe.
Das Risiko Unruhe zu verursachen sollte aber keinen mündigen Bürger davon abhalten, konstruktive Vorschläge und Aktivitäten einzubringen. Diesen Prozess nennt man auch „Bürgerbeteiligung“.
Marion Bischof, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 21.03.2014
Leserbrief
Betr.: Fritz Kühn, Leserbrief von Reinhard Jobs
Hätte Herr Jobs unsere Veranstaltung zu Fritz Kühn besucht, hätte er Folgendes erfahren: Es ist keine formelle Beschlussfassung durch Ratsgremien über die Benennung als Fritz-Kühn-Platz finden. Das hat eine intense Suche im Archiv ergeben. Eine formelle Benennung mit dem aktuell gebräuchlichen Namen hat also gar nicht statt gefunden. Die Schilder stehen dort ohne Rechtsgrundlage. Ich muss also gar keine demokratische Beschlussfassung des Rates in Frage stellen, wenn ich einen anderen Namen wünsche. Das Beschmieren der Büste habe ich niemals unterstützt, und das Plenum hat sich davon auch schon vor vielen Jahren distanziert. Wenn die Büste beim Fest nicht verhüllt wird, gibt es Kritik bei möglichen Beschmierungen. Deshalb der Müllsack als Verhüllung. Als Horst Fischer vor einigen Jahren wollte, dass wir nicht mehr verhüllen, habe ich die Plastiktüte abgenommen und ein erklärendes Schild an den Sockel gehängt. Dazu stehe ich. Das hat den Verehrern von Fritz Kühn dann aber auch nicht gepasst.
Auch wenn das unter anderem von Herrn Jobs als störend empfunden wird, werde ich weiter produktive Unruhe stiften, wenn es darum geht historische Iserlohner Persönlichkeiten ins rechte Licht zu rücken, deren Andenken zu Unrecht verklärt wird und die fälschlicherweise als beispielgebend auf den Sockel gehoben werden. Zu den sonstigen zum Teil unverschämten Vorwürfen wird das Plenum später eingehen.
Detlev Paul, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 21.03.2014
Beim Konzertabend im Jugendzentrum heizten „Chrystal Pasture“ und „Irish Maiden“ den Besuchern ordentlich ein
Iserlohn. Irish Folk trifft Dorfmusik aus Ostwestfalen, so lautete das Motto bei der fünften Auflage der „Zündstoff-Reihe am Freitagabend. Am Karnacksweg sorgte der Verein Friedensfestival Iserlohn mit dem Jugendzentrum abermals für ein volles Haus. Mit „Crystal Pasture“ aus Bardüttingdorf und „Irish Maiden“ aus dem benachbarten Hemer rockten zwei erstklassige Bands die Bühne. Wenn „Crystal Pasture“ auf die Bühne kommt, wird es eng, dafür versteht es die zwölfköpfige Combo aber, für Stimmung zu sorgen. Auch mit dem neuen Album „Kajüte“ mit Liedern über den Sommer, begeisterte die Gruppe.
Posaunen, Trompeten und Akkordeon sowie weitere Schlag-, Streich- und Saiteninstrumente zeigen: Dorfmusik lebt und setzt sich über Zeit und Ort hinweg. So wird alte Musik mit moderner kombiniert. Die einzigartige Mischung von „Crystal Pasture“ verbindet Elemente von Ska. sowie Indierock mit Polka und ostwestfälischer Dorfmusik. Die Vielseitigkeit der Band spiegelt sich auch in den Texten wider: Mal feiern sie das Leben, mal stimmen sie nachdenklich. Die etwa 80 Besucher ließen sich von der mitreißenden Musik und der Spielfreude der Band zum Tanzen animieren.
Auch der zweite Act war kein unbekannter: „Irish Maiden“. Die acht Musiker traten schon bei Festivals in der Umgebung auf. Ihre Inspiration finden „Irish Maiden“ in den Genres Rock, Irish Folk, Punk, Rock’n’Roll und Hard Rock. Gemischt ergibt sich ein eigener, individueller Stil. Mit irischen Traditionals in neuem Gewand und bekannten Songs von „Dropkick Murphys“ bis „Flogging Molly“ versteht die Gruppe es, ihr Publikum zu unterhalten. as
Iserlohner Kreisanzeiger, 12.03.2014
Mahnwache zum dritten Jahrestag von Fukushima
Iserlohn. Der Iserlohner Rückzieher in Sachen Windkraft ist für das FriedensPlenum ebenso ein Indikator für das Erlahmen der Energiewende wie die Tatsache, dass auf den Schulgebäuden in Gerlingsen (Grundschule und Gesamtschule) seit zwei Jahren Solaranlagen zur Verfügung stehen, die bis heute nicht in Betrieb genommen wurden. Zum dritten Mal hat sich gestern die Reaktor-Katastrophe von Fukushima gejährt, und das FriedensPlenum hat diesen Jahrestag - wie viele andere Aktivisten-Gruppen in Deutschland auch - für eine Mahnwache zur Rettung der Energiewende genutzt. Am Alten Rathausplatz untermauerten die verkleideten Mitglieder des Plenums mit Plakaten und Flugblättern ihre Forderung nach einem schnellen Ausstieg aus der Atomenergie und einen konsequenten Umstieg auf regenerative Energiegewinnung. Denn dass in Deutschland noch neun AKWs laufen und nun wieder über eine Laufzeit-Verlängerung nachgedacht wird, ist für sie ebenso Anlass zur Mahnung wie die Pläne der auf Kohlekraft setzenden Großen Koalition, die für sie einem Frontalangriff auf die Energiewende gleichkommt. „Doch noch ist dies alles kein Gesetz. Wir können darauf Einfluss nehmen“, wirbt das FriedensPlenum für mehr Protest gegen die im Koalitionsvertrag stehenden Pläne. rat
Iserlohner Kreisanzeiger, 11.03.2014
Friedensplenumsveranstaltung zu Fritz Kühn: Bürgermeister erkennt keinen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot
Iserlohn. Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens weist den Vorwurf des CDU-Fraktionsvorsitzenden Rolf Kramer zurück, dass er gegen düs Neutralitätsverbot verstoßen habe. In einem öffentlichen Brief an Kramer äußert sich Dr. Ahrens zu den Vorwürfen der CDU-Fraktion im Zusammenhang mit der Veranstaltung des Friedensplenums zu Fritz Kühn im Stadtmuseum.
Das Projekt „Südliche Innenstadt", so Ahrens, lebe vom Engagement der Menschen die dort leben. „Ganz bewusst wurden und werden die dort lebehden Akteure mit in die Planungsprozesse einbezogen. Zu diesen Akteuren gehören auch die Mitglieder des Friedensplenums. Hierbei handelt es sich nicht um eine politische Partei oder Gruppierung, sondern um eine seit Jahren agierende Gruppierung von Menschen unterschiedlicher politischer Weltanschauung, unterschiedlicher Herkunft und auch unterschiedlicher politischer Ausrichtung", schreibt der Bürgermeister.
Seitens der Stadt werde es nicht nur geduldet, dass sich Menschen kritisch mit den vor Ort bestehenden Fakten auseinander setzen, vielmehr sei dies ausdrücklich erwünscht. Ziel sei es, die Identifikation der Bewohner der südlichen Innenstadt mit „ihrem" Stadtteil zu erreichen. Die Akteure dieses Viertels seien im Rahmen der Zielsetzung dieses Regionaleprojektes immer wieder aufgefordert worden, sich eigenverantwortlich einzubringen.
Veranstaltung ein eigenverantwortlicher Akt
„Die Veranstaltung des Friedensplenums ist aus meiner Sicht ein solch eigenverantwortlicher Akt“, betont Ahrens. Das Vorlesen von Zitaten des Fritz Kühn, die in Zusammenhang mit der Nennung des geschichtlichen Hintergrundes erfolgte, stellte einen Beitrag dar, der hinterfragen sollte, ob die jetzige Platzbenennung zu dem angestrebten, positiven Image dieses Platzes beiträgt.
Im zweiten Teil seines Schreibens beantwortet der Bürgermeister dann Kramers konkrete Fragen. Unter anderem hatte sich der CDU-Fraktionsvorsitzende erkundigt, warum seitens der Stadt bei der Ausrichtung einer solchen Informationsveranstaltung nicht überparteilich fachkundige Heimat- und Lesebuchforscher beteiligt worden seien anstelle des politisch festgelegten „Friedensplenums"? Wie bereits beschrieben, werden im Rahmen des Regionaleprojektes die Akteure zu eigenverantwortlichem Handeln aufgefordert. Bei dem Friedensplenum handelt es sich nicht um eine politische Partei, so dass eine Begleitung durch Dritte nicht erfolgte", lautet Ahrens Antwort.
Eine weitere Frage der CDU zielt in Richtung des Ressorts Planung und Stadtentwicklung. So fragt die Union, inwieweit seitens des Ressorts berücksichtigt worden sei, dass öffentlichel Mittel für eine Veranstaltung mit politisch klarer Zielsetzung genutzt wurden und damit gegen das Neutralitätsgebot der Stadt verstoßen worden ist? „Die kritische Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte, auch die Auseinandersetzung mit den Ehrenbürgern dieser Stadt stellt keine politische Zielsetzung dar", antwortet der Bürgermeister, „wie bereits beschrieben kamen bei der Veranstaltung Menschen unterschiedlichster Ausrichtung zu Wort. Ein Vortrag mit Zitaten von Fritz Kühn, vorgetragen durch das Friedensplenum, stellt keinen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot dar."
Kühn-Biografie als wissenschaftliche Arbeit
Eine dritte Frage der CDU-Fraktion betrifft die Kosten für die Veranstaltung. „Das Friedensplenum hat hier Kosten in Höhe von 69,52 Euro geltend gemacht. Hierbei handelt es sich um reine Druckkosten für die Einladung zu dieser Veranstaltung. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Friedensplenums hat die Postkarte gestaltet. Die Verteilung im gesamten Projektgebiet erfolgte durch vier ehrenamtliche Helfer des Friedensplenums. Die Kosten für die Aufsichtskraft am Veranstaltungsort betrugen 95,20 Euro.“
In einer abschließenden Erklärung betont Dr. Ahrens, nicht die Einrichtung einer historischen Fachkommission zu beabsichtigen. Vielmehr ist es mein Anliegen, dass die Aufarbeitung der komplexen, vielschichtigen und in Iserlohn nicht unumstrittenen Biografie von Fritz Kühn als Thema für eine wissenschaftliche Arbeit (z. B. Magisterarbeit oder Promotion) an einer auswärtigen Hochschule in Vorschlag gebracht wird. Sowohl der Museumsleiter Herr Schäfer, als auch der Stadtarchivar Herr Quaschny sind hierbei der Suche nach einer geeigneten Person behilflich", endet der Brief des Bürgermeisters.
Iserlohner Kreisanzeiger, 07.03.2014
Leserbrief
Betr.: Fritz-Kühn-Platz
Sehr geehrter Herr Detlev Paul, kurz zu meiner Personalie. Jahrgang 1942, mit 13 Jahren angefangen zu arbeiten und das 51 Jahre lang. Seit 35 Jahren wohne ich in der Altstadt und maße mir an, die Veränderungen in der Altstadt hautnah mit erlebt zu haben. Sie versuchen in unterschiedlichen Abständen, immer wieder Unruhe zu stiften. Geben Sie es doch einfach dran, die Welt in Iserlohn verbessern zu wollen. Auch nicht damit, dass Sie die Büste von Fritz Kühn federten b.z.w. mit Mülltüten zuhängen ließen. Ist das gelebte Demokratie? Warum feiern Sie das Friedensfest auf dem Fritz-Kühn-Platz, wenn für Ihre Gesinnung der Name Fritz Kühn ein rotes Tuch ist.
Bleiben wir bei dem Fritz-Kühn- Platz. Als Sie das erste Friedensfest vor circa 25 Jahren auf dem Fritz- Kühn-Platz feierten, doch nur, um dem IBSV eins auszustechen. Die Anwohner der Altstadt wurden nicht gefragt, ob man das Fest hier dulden würde. Sie und die Iserlohner Ordnungskräfte haben es nie in den Griff bekommen, ein friedliches Fest zu feiern. Für die Anwohner ist es einfach nur unerträglich laut und unhygienisch. Seit der Zeit ging es mit dem Fritz-Kühn-Platz bergab. Erst wurde der Teich vermüllt und dann zugeschüttet. Bis auf drei von einmal fünfzehn Bänken ist nichts mehr, wie es mal war.
Der Fritz-Kühn-Platz gehört heute einer kleinen alkoholtrinkenden Menge. Ältere Mitbürger der Altstadt, soweit sie nicht weggezogen sind, meiden den Fritz-Kühn-Platz. Da nützt auch keine Namensänderung etwas, z. B. Platz der Kulturen. Und wenn Sie schreiben, der Fritz-Kühn-Platz gehört den Bewohnern der Südlichen Innenstadt, die dann darüber abstimmen sollten, welchen Namen er tragen soll: dem halte ich entgegen, der Fritz-Kühn-Platz gehört allen Iserlohnern. Und wenn, sollten alle darüber abstimmen! Warum stellen Sie die demokratische Abstimmung des damaligen Rates in Frage?
Die sogenannten anderen Kulturen sind, bis auf eine kleine Minderheit, am Fritz-Kühn-Platz nicht interessiert. Immer bestens zu sehen bei den Veranstaltungen im und um das Quartiersbüro.
Es hat kaum eine Veranstaltung des Quartiersbüros gegeben, bei der ich nicht anwesend war, nur einmal habe ich Sie dort gesehen, als Sie für Ihre Hüpfburg um einen Zuschuss baten!
Lassen Sie uns Iserlohner in Ruhe, denn Iserlohn hat bestimmt wichtigere Themen. Und wenn Sie schreiben, die Jugend möchte es wissen und hat ein Recht darauf, dann kann ich nur sagen, unsere Jugend hat genug Rückgrat, um sich selbst zu helfen.
Reinhard Jobs, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 05.03.2014
Leserbrief
Betrifft: Leserbrief von Heinz Kirchheiner vom 1. März zur Person Dr. Hugo Fuchs
Hiermit widerrufe ich meine Aussage der Verleumdung gegen Herrn Detlev Paul.
Als ich mir vor Jahren im Stadtarchiv Informationen über Hugo Fuchs einholen wollte, gab es nur einen Aufsatz aus der internen Krankenhauszeitschrift. Von Zwangssterilisationen, die Dr. Fuchs vorgenommen haben soll, war zu dieser Zeit nichts bekannt. Meine Nachfrage, ob dies an Unterlagen über Dr. Fuchs alles sei, wurde mit „Ja“ beantwortet. Aus dieser Kenntnis heraus habe ich Herrn Detlev Paul Verleumdung unterstellt.
Nun bekam ich von Herrn Paul, heute den 3. März 2014, einen Brief. Beigelegt ein Schreiben von der Superintendentin Frau Martina Espelöer. Sie schreibt unter anderem:
„Der Evangelische Kirchenkreis Iserlohn und die Diakonie Mark-Ruhr haben im März 2011 mit großer Betroffenheit auf die Berichte über Zwangssterilisationen im Bethanien-Krankenhaus während der Zeit des Nationalsozialismus reagiert und sich unmittelbar des Themas angenommen.“
Sie haben also einen Untersuchungsausschuss gegründet, um den Anschuldigungen auf den Grund zu gehen. Im weiteren Verlauf des Schreibens wird zunächst sein Lebenslauf dargestellt.
Dann schreibt Frau Martina Espelöer weiter: „Die Recherchen haben ergeben, dass sich einzelne evangelische Krankenhäuser damals auch gegen Zwangssterilisation widersetzt haben. Warum dies in Iserlohn nicht erfolgt ist oder inwieweit politischer Druck aufgebaut wurde, ist nicht nachzuvollziehen. Festzuhalten bleibt aber die erschütternde Erkenntnis, dass Hugo Fuchs Zwangssterilisationen vorgenommen hat“. Im letzten Absatz schreibt Frau Espelöer dann: „Die entscheidende und nicht abschließend zu beantwortenden Frage bleibt, inwieweit Hugo Fuchs unter den Rahmenbedingungen der damaligen Zeit persönlich Verantwortung trägt oder inwieweit er unter politischem Druck handelte. Sein Verhalten in Bezug auf die Zwangssterilisation steht im Widerspruch zu seinen bei vielen in Erinnerung gebliebenen Verdiensten als Mediziner für die Iserlohner Bevölkerung. Die Ergebnisse der Recherchen erlauben keine abschließende oder eindeutige Antwort.“ Aber fragen lassen muss sich jeder, wie er denn unter den damaligen Bedingungen gehandelt hätte.
Heinz Kirchheiner
Iserlohner Kreisanzeiger, 27.02.2014
Leserbrief
Betr.: Fritz Kühn, Leserbrief Paul
Sehr geehrter Herr Paul, es mag sein, dass Sie ein hehres Ziel verfolgen und aus Iserlohn alles, was in irgendeiner Form mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden kann ausrotten wollen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Sie nur einseitig ermitteln. Das ist Ihr gutes Recht. Trotzdem schlage ich Ihnen vor, doch ein wenig konsequenter zu sein.
Bitte schlagen Sie als eine wichtige Maßnahme auch vor, dass der 1. Mai wieder ein unbezahlter Feiertag wird. Die Bezahlung haben die Nationalsozialisten nur aus Propagandazwecken eingeführt. Eine weitere Maßnahme wäre, den Staffellauf der olympischen Flamme einstellen zu lassen. Dieser Lauf wurde 1936 zum ersten Mal durchgeführt und man höre und staune, der Erfinder war, nein, nicht Adolf Hitler, sondern Joseph Goebbels. Mal sehen, was die Welt Ihnen sagt.
Sehr geehrter Herr Paul, ich habe vor kurzem längere Zeit auf dem Fritz-Kühn-Platz zugebracht, weil mich die Bauernkirche interessiert. Ich kam auch mit einigen Anwohnern ins Gespräch, nicht über Klingelschilder, sondern persönlicher Kontakt. Einige Gespräche waren sehr aufschlussreich. So erklärte mir ein älteres Ehepaar, dass ihnen der Name des Platzes vollkommen egal sei, Hauptsache sie könnten sich dort mit ihren Freunden treffen und zusammen sitzen.
Ich habe auch erfahren, dass es, und das ist bei uns Deutschen ebenso, immer einige geben würde, die ihnen erklären wollten, was gut für sie sei. Sie selbst hätten kein Interesse an Diskussionen und in ihrem Bekanntenkreis wären auch nur ganz wenige, die sich um diese Dinge kümmerten. Wir saßen länger als eine Stunde zusammen und was passierte als ich mich verabschiedete. Eine Gruppe junger Männer ging an uns vorbei und einer gab dem älteren Ehepaar den Tipp: „Lasst euch nicht mit dem Nazi ein.“ Nun ich bin zwar schon älter, kann aber laut Geburtsurkunde kein Nazi sein. Das Ehepaar entschuldigte sich für das Benehmen der ihnen unbekannten Männer, sie schämten sich, dass mir so etwas widerfuhr. Nun gut, ich habe in Frankfurt anderes erlebt, und kann damit leben.
Zum Schluss muss ich noch eine Bemerkung machen. Sehr geehrter Herr Paul, 1956 gab es nicht nur dumme Menschen und ewig gestrige. Die Menschen, die der Ehrenbürgerschaft Fritz Kühns zustimmten, kannten die Vergangenheit Fritz Kühns besser als Sie, weil sie seine Vergangenheit erlebt hatten. Unterlassen Sie es bitte, diese ehrenwerten Bürger der Stadt Iserlohn, ich nenne hier beispielhaft für alle noch einmal; Werner Jacobi, Fritz Rustemeyer, Helene Schaper, Paul Gärtner, durch Ihre Äußerungen zu diffamieren.
Und bevor Sie über weitere Namen spekulieren, Dr. Hugo Fuchs hat nach dem damalig geltendem Recht gehandelt. Was Sie niemandem erklären, wann wurde dieses Recht geändert? Es war lange, lange nach dem Ende des 3. Reichs.
Karl-F. Jansen, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 25.02.2014
Leserbrief
Betrifft: Kühn-Debatte
Zunächst einmal: Ich freue mich sehr darüber, dass durch die Lesung von Texten von Fritz Kühn eine Debatte über die Berechtigung des Platznamens erneut angeregt werden konnte!
Die Lesung präsentierte explizit eine Auswahl von Texten von Fritz Kühn. Diese kann zwangsläufig nur selektiv erfolgen, ermöglicht aber trotzdem eine realistische Sichtweise auf die historische Person Fritz Kühn - ohne eine einseitige Verklärung oder inquisitorische Verdammung. Im Mittelpunkt der Lesung standen die Fragen: Fördert der Name des Platzes die Identifikation der Anwohner mit diesem Parkgelände und ihrem Viertel? Kann die Lebensleistung dieses Lehrers und Heimathistorikers zum Vorbild genommen werden und damit Beispiel gebend für die Menschen im Viertel oder gar der ganzen Stadt sein?
Der IKZ resümierte in Reaktion auf die Lesung, dass „eine Umbenennung des nach ihm (Fritz Kühn) benannten Platzes nach den schon jetzt vorliegenden Informationen politisch korrekt wäre“.
Trotz seiner zum Teil modern wirkenden pädagogischen Ansätze ist die Aufforderung an die Schüler, sich für das nationalsozialistische Deutschland als heldenhafter Soldat aufzuopfern, kein positives Beispiel. Kühn vertrat im Stadtrat die NSDAP und wurde bei der Entnazifizierung als Stufe 3 „minder belastet“ eingestuft. Er durfte bis 1949 (als die Verwaltung an die Deutschen überging) nicht mehr Schulleiter sein. In seiner Stadtgeschichte ist die Zeit der NS-Herrschaft ausgelassen. Bis zu seinem Tod 1968 haben wir keine auch nur andeutungsweise kritische Beurteilung der NS-Zeit durch Fritz Kühn gefunden. Es ist zu begrüßen, wenn zukünftig einige nicht in Iserlohn beheimatete Historiker, sich nochmals ausführlich mit den Unterlagen aus dem Nachlass von Fritz Kühn beschäftigen. Es wäre in diesem Rahmen auch sinnvoll, das Gerücht zu prüfen, dass Fritz Kühn Menschen jüdischen Glaubens „versteckt“ habe. Wir haben dafür leider keine Anhaltspunkte gefunden.
Ich halte persönlich eine Umbenennung des Platzes für sinnvoll. Der Blick auf die Briefkästen im Quartier (beim Verteilen der Einladungskarten) machte mir bewusst, dass „Platz der Kulturen“ sehr passend und für eine Identifikation mit dem Viertel förderlich sein könnte. Letztendlich sollten aber die Menschen aus dem Viertel entscheiden. Dazu könnte die Vorstellung der aktuellen Platz-Umgestaltungspläne mit einem Namensfindungswettbewerb kombiniert werden. Ich wünsche dem Viertel einen Platznamen, der für Verständigung und nicht für den Heldentod steht.
Hinzugefügt sei, dass auch die historische Untersuchung weiterer Straßennamen dringend erfolgen sollte: Wagenfeldstraße - aktiver Unterstützer des NS-Systems, Florentine-Benfer-Straße - schrieb Gedichte, in denen der Führer verherrlicht wurde, Hugo-Fuchs-Allee - hat Zwangssterilisationen im Sinne des NS-Rasse-Gesetzes durchgeführt (IKZ vom 6. August 2011), Hindenburgstraße - ernannte Hitler zum Reichskanzler.
Zurückweisen möchte ich den Anspruch, dass man die Qualität eines Widerstandskämpfers haben muss, um einen kritischen Blick auf Überlieferungen von geachteten, aber auch mit Fehlverhalten Belasteten wagen zu dürfen. Vielmehr bin ich froh, heute die Freiheit zur Kritik zu haben - und sehe mich in der Verantwortung, diese Freiheit auch zu nutzen.
Detlev Paul, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 22.02.2014
FIM äußert sich in der Fritz-Kühn Debatte
Iserlohn. In einem offenen Brief zum Thema Fritz Kühn wendet sich Volker Burghoff, FIM-Vorsitzender, an den Bürgermeister.
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, mit Erstaunen verfolgen wir die aktuelle Debatte über die Person Fritz Kühn und den Namen des Platzes. Wir stellen uns zunächst die Frage, warum der Förderkreis Iserlohner Museen e.V zu der Veranstaltung im Stadtmuseum am 6. Februar 2014 keine Einladung erhalten hat, obwohl doch bekannt ist, dass sich in den Reihen unserer etwa 300 Mitglieder zahlreiche Experten in Sachen Stadtgeschichte befinden. Darüber hinaus ist der FIM e.V Träger des Museums für Handwerk- und Postgeschichte am Fritz-Kühn-Platz 5 und somit auch Anwohner dieses Platzes.
Zur politischen Debatte um die Person Fritz Kühn möchten wir uns nicht äußern. Wir gehen jedoch davon aus, dass dem Antrag des damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Walter Zielke auf Ernennung Fritz Kühns zum Ehrenbürger eine sehr gründliche Prüfung vorausgegangen ist. In einem demokratischen Prozess stimmten anschließend alle im Rat der Stadt Iserlohn vertretenen Parteien einstimmig zu, auch NS-Gegner (etwa der früherer Zentrums-Vorsitzende Josef Bodden) votierten dafür.
Die Resonanz in der Bevölkerung war seinerzeit unstrittig positiv. Fritz Kühn war eine überparteilich anerkannte Persönlichkeit, die großes Ansehen in der Bevölkerung genoss. Dies belegen auch die vielen aktuellen Leserbriefe im IKZ aus der Feder von Zeitzeugen. Am 18.09.1969 - ein Jahr nach dem Tode Fritz Kühns - wurde der frühere „Untere Kirchplatz“ umbenannt in „Fritz-Kühn-Platz“, damals war der Sozialdemokrat Günther Einert Oberbürgermeister der Stadt Iserlohn.
Der FIM e.V ist eindeutig für die Beibehaltung des 1969 festgelegten Namens. Wir können nicht nachvollziehen, dass sich über ein halbes Jahrhundert nach der Ehrenbürgerschaft und 35 Jahre nach der Platzumbenennung nun eine Handvoll Personen, die allesamt nicht Zeitzeugen sind, anmaßen, die Umbenennung des Platzes in einen Namen ohne jeglichen lokalen/historischen Bezug zu fordern und auch die Ehrenbürgerschaft Fritz Kühns in Zweifel zu ziehen.
Wir fordern Sie, sehr geehrter Herr Dr. Ahrens auf, Ihren Einfluss als Bürgermeister geltend zu machen, um den Namen „Fritz-Kühn-Platz“ beizubehalten.
Iserlohner Kreisanzeiger, 18.02.2014
Leserbrief
Betrifft: Fritz Kühn
Deutsche Identität besteht darin, dass Deutsche keine haben. Punkt. Wenigstens keine positive. Sie können sich selber nicht lieben, nicht annehmen. Daher, als Ausgleich, suchen sie Zuflucht zu weltweiter good-will-Tour. Ihr Helfersyndrom ist die Kehrseite ihres Minderwertigkeitsgefühls. Die Lust am Schwarzsehen liegt uns, eine „gemeinschaftliche Bedrücktheit“ (Adam) eint uns.
Unsere Erinnerungskultur ist negativ bestimmt: Deutsche Geschichte (vereinfachend) als Unheilsgeschichte, als Erzählung davon, was alles den Bach runter ging. Maßstab der Beurteilung ist unbewusst das lebensfern abstrakte „Gute“. Auf der Insel der Seligen, realitätsferner „Prinzipien“ fühlen wir uns wohl. So können „wir“, können einzelne nur scheitern. Es entsteht deshalb politisch eine spezifisch deutsche „Versagenskultur“. Einige haben sich darauf spezialisiert, danach zu suchen, davon zu erzählen. Sie ziehen das weniger Gelungene eines breiten, menschenzugewandten Lebens in Rampenlicht, zerren Menschen (so Fritz Kühn) vor das unfehlbare Tribunal ihrer puren Gesinnung. Welche höhere moralische Befähigung (Qualifikation) haben sie? Keine. Ihrem Engagement liegt das schiefe Selbstbild zugrunde, sie hätten anders gehandelt. Oder, als Motiv, eine pathologische Schuldsucht. Was Deutschen fehlt, um Identität auch positiv, sinnstiftend zu entdecken, zurückzugewinnen, wäre die Erinnerung daran, was in der Geschichte jeweils versucht wurde, wenn es darum ging, „ziviles“ Gedankengut zu befördern.
Michael Teipel, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 18.02.2014
Leserbrief
Betrifft: Leserbrief von Marion Bischof vom 15.2. zu Hugo Fuchs:
Frau Marion Bischof schreibt in ihrem Leserbrief von Samstag, 15. Februar, Folgendes:
„Ich halte es für sehr wichtig, auch dunkle Flecken der Geschichte der Stadt hell auszuleuchten, so z.B. auch die Durchführung von Zwangssterilisationen durch Hugo Fuchs.“ Hier wird etwas behauptet, wofür es keinen gesicherten Nachweis gibt. Im Dritten Reich konnte man aus bloßem Verdacht ins Gefängnis und sonst wohin kommen.
Heute dagegen gilt in der Bundesrepublik Deutschland bei einem bloßen Verdacht immer und in erster Linie die Unschuldsvermutung. Würde Dr. Hugo Fuchs noch leben, würde er sich zu solchen Verdachtsäußerungen nicht äußern.
Er hätte nur ein mitleidiges Lächeln für Sie übrig.
Heinz Kirchheiner, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 15.02.2014
Anfrage zur Kühn-Veranstaltung im Stadtmuseum. Wie hoch sind Kosten?
Iserlohn. Die Debatte um den Ehrenbürger Fritz Kühn, die durch eine Veranstaltung des Friedensfestivalvereins und des Friedensplenums im Stadtmuseum angestoßen wurde, nimmt die CDU-Fraktion zum Anlass, um das Neutralitätsgebot der Stadt Iserlohn zu kritisieren. In einem offenen Brief und einer Anfrage dazu an Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens schreibt Fraktionsvorsitzender Rolf Kramer:
„Um das Projekt Südliche Innenstadt voran zu bringen, hat die Stadt Iserlohn verschiedene Projekte angestoßen. In der Vergangenheit war es gute Tradition, dass die Stadt Prozesse moderiert und nicht Partei ergreift. Diesen neutralen Pfad hat die Stadt in diesem Fall verlassen. Mit dem Friedensplenum wurde eine Gruppe unterstützt, die in der Vergangenheit eine Position eingenommen hat, die in der Bevölkerung und auch bei Geschichtsforschern sehr umstritten ist.
Zudem ist das Friedensplenum in der Vergangenheit durch zum Teil verunglimpfende Äußerungen gegen Teile des Rates aufgefallen. Dagegen erwecken die verwendeten Logos des Landes NRW, des Bundes, der EU und auch der Stadt Iserlohn sowie die Postwurfsendung an alle Haushalte den Eindruck, dass es sich um eine neutrale Diskussionsplattform handelt.
Außerdem stellt sich die Frage, warum hier ein Präzedenzfall geschaffen wird. In der Vergangenheit hatte sich der Rat stets gegen die Bereitstellung öffentlicher Gebäude für Parteien und politische Gruppierungen ausgesprochen.
Fragenkatalog
Die CDU-Fraktion bittet daher, folgende Fragen zu beantworten:
„Warum wurden seitens der Stadt nicht überparteilich fachkundige Heimat- und Lesebuchforscher anstelle des politisch festgelegten „Friedensplenums“ bei der Ausrichtung einer solchen Informationsveranstaltung unterstützt? Inwieweit ist seitens des Ressorts Planung und Stadtentwicklung berücksichtigt worden, dass öffentliche Mittel für eine Veranstaltung mit politisch klarer Zielsetzung genutzt wurden und damit gegen das Neutralitätsgebot der Stadt verstoßen worden ist? Welcher Aufwand ist für die oben genannte Veranstaltung entstanden?“
Bezogen auf die kurzfristige Reaktion des Bürgermeisters, eine historische Fachkommission einzurichten, bittet die CDU-Fraktion außerdem um Beantwortung folgender Fragen:
„Welche Kosten sind für die Einrichtung und Arbeit der Kommission eingeplant? Werden externe unabhängige Gutachter/innen herangezogen? Wird bei der Auswahl der Kommission erneut auf das Friedensplenum zurückgegriffen? Welche Auswahlkriterien liegen der Entscheidung für die personelle Zusammensetzung der Gutachterkommission zu Grunde?
Iserlohner Kreisanzeiger, 15.02.2014
Leserbrief
Betrifft: Fritz-Kühn-Lesung
Herr Gütting ist wohl nicht bei der Veranstaltung gewesen, denn sonst hätte er vernommen, dass die Recherche in den Unterlagen im Archiv bestätigt hat, dass sich Fritz Kühn um einen lebendigen Unterricht und zum Teil modern zu beschreibende Pädagogik bemüht hat. Es wurde ausdrücklich gewürdigt, dass er beabsichtigte - und scheinbar auch in der Lage war - Schüler zu begeistern. Kritisiert wurde allerdings, dass er diese Begeisterung auf das „Opfer für das Vaterland“ und den „Heldentod“ hin gelenkt hat. Es wurde zudem anhand der Lesung mehr als deutlich, dass Fritz Kühn keinesfalls „nur so viel“ im Sinne des NS-System getan hat, wie ein Lehrer in der Zeit tun „musste“, um nicht unangenehm aufzufallen. Lehrer und auch Schulleiter mussten nicht als Vertreter der NSDAP im Rat der Stadt sitzen. Sie mussten keine Vorträge für Kollegen halten, in denen diese dazu aufgerufen wurden, Schulfeiern aus Anlässen wie dem Überfall auf die Niederlande durchzuführen. Sie mussten keine Lehrbücher mit eindeutigen NS-lnhalten entwerfen. Sie mussten auch nach der Befreiung keine Stadtgeschichte verfassen, in der jedwede Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus in Iserlohn fehlt. All das hat aber Fritz Kühn getan.
Verwirrend ist der Vorwurf, dass die Aufarbeitung in der Lesung „ehrabschneidend“ angelegt gewesen sei. Es sind im wesentlichen Texte aus der Feder von Fritz Kühn selbst verlesen und dann historisch und politisch eingeordnet worden. Wenn das Verlesen von Original-Texten ein so schlechtes Licht auf den Autoren wirft, dann ist das nicht den Vortragenden vorzuwerfen. Ich halte es für sehr wichtig, auch dunkle Flecken der Geschichte der Stadt hell auszuleuchten, so z. B. auch die Durchführung von Zwangssterilisationen durch Hugo Fuchs. Sonst ist ein Lernen aus der Geschichte nicht möglich.
Ich freue mich darüber, dass nun der Weg offen zu sein scheint, dem schönen Platz einen neuen - von den Anwohnern mitgetragenen - Namen zu schenken.
Marion Bischof, Iserlohn
Iserlohner Kreisanzeiger, 08.02.2014
Eine Lesung im Stadtmuseum beleuchtete die Nazi-Vergangenheit des Ehrenbürgers Fritz Kühn
Von Cornelia Merkel
Iserlohn. Eine intensive Auseinandersetzung mit der widersprüchlichen Person Fritz Kühn forderten die Teilnehmer eines Informationsabends, zu dem 30 Interessierte auf Einladung des Friedensfestival-Vereins und des Friedensplenums am Donnerstagabend ins Stadtmuseum gekommen waren. Im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt“ und der geplanten Umgestaltung des Fritz-Kühn-Platzes solle eine Umbenennung erfolgen, forderte Detlev Paul, der als Arbeitstitel „Platz der Kulturen“ nannte. „Kein Gremium hat die aktuelle Platzbenennung beschlossen. Zumindest gibt es dazu keine Unterlagen.“
Seriöse Aufarbeitung gefragt
Um alle Facetten Fritz Kühns zu beleuchten, sollen sein Nachlass und die Entnazifizierungsakten gründlich von einem Außenstehenden objektiv aufgearbeitet werden, um eine historische Einordnung treffen zu können, hatte Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens im Vorfeld der Veranstaltung vorgeschlagen. Stadtarchivar Rico Quaschny und Museumsleiter Gerd Schäfer sollen jemanden suchen, der für diese Aufgabe in Frage kommt, sagte Dr. Ahrens auf Anfrage unserer Zeitung.
Es gebe ein zwiespätiges Bild von Fritz Kühn. Die derzeit vor dem Stadtmuseum platzierte Kühn-Büste solle mit ausführlichen Hintergrundinformationen versehen werden und weiterhin im öffentlichen Raum ausgestellt sein. Über den Standort könne man noch diskutieren, so lautete der Tenor der Veranstaltung im Stadtmuseum.
Anhand veröffentlichter aber auch unveröffentlichter Texte stand am Donnerstag der Pädagoge und Heimatautor Kühn im Mittelpunkt. Der 1883 in der Grüne geborene Iserlohner starb 1968. Wegen seiner vielseitigen Verdienste auf schulischem, musikalischem, heimatkundlichen und schriftstellerischem Gebiet sprach sich der Rat der Stadt Iserlohn 1956 einstimmig dafür aus, ihn zum Ehrenbürger der Stadt Iserlohn zu ernennen.
Wie Detlev Paul und Andreas Habel anhand von Materialien aus dem in Stadtarchiv aufbewahrten Kühn-Nachlass aufzeigten, forderte der Iserlohner damals eine Pädagogik, die Kinder begeisterte - auch für die nationalsozialistische Bewegung und deren Ideologie. Seine Leseempfehlungen in der Lehrerfortbildung enthielten Autoren, die aus heutiger Sicht Propaganda-Autoren im Kontext des NS-Regimes waren. „Er ermunterte Kollegen, im Sinne der NS tätig zu werden“, erklärte Detlev Paul.
In Kühns Literaturempfehlungen fand sich auch das erste Kapitel von Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ - "Volk und Rasse“ - und in einem geplanten Lesebuch Kapitel wie „Der Führer“, „Deutsches Heldentum“ und „Deutsche Jugend im Kampf".
Andreas Habel zitierte auch aus Kühns Empfehlung einer Schulfeier anlässlich des Überfalls auf das neutrale Nachbarland Holland. An eine solche konnte sich Zeitzeuge Herbert Kordt, ein ehemaliger Schüler Fritz Kühns, nicht erinnern. Kühn habe die freiwillige Teilnahme am Ersten Weltkrieg stark geprägt, wie sich in der Verherrlichung des Opfer- und Heldentodes niederschlug, machten die Veranstalter weiter an Textbeispielen deutlich. Sie verwiesen auch auf seine Mitgliedschaft in der „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“.
Nach dem Krieg sei er bei der Entnazifizierung in die Stufe 3 eingestuft worden und von der Leitung der Mittelschule entbunden gewesen, dann aber 1949 aufgrund des Lehrermangels in der Schulleitung wieder eingesetzt worden. Kurz danach sei er pensioniert worden.
Erinnerung an guten Lehrer
Zeitzeuge Herbert Kordt konnte sich aber noch gut an das „militärische Auftreten Kühns“ erinnern. Er berichtete weiter „Er war ein guter Lehrer, der motivieren konnte.“ Er erinnerte daran, dass Fritz Kühn jeden Sonntag in der Obersten Stadtkirche die Orgel gespielt habe. „Er war nicht nur ein überaus aktiver Nazi und im innersten Herzen ein Christ, er war auch Mitglied des Presbyteriums“, so Herbert Kordt.
Der Literaturwissenschaftler Dr. Walter Wehner erklärte zur Heimatliteratur Fritz Kühns: „Kühn gehört zu denen, die nach 1945 die Kurve gekriegt haben. Aber diejenigen Autoren, die er empfohlen hat, sind wesentlich schlimmer Er war ein kleines Licht in dieser Reihe und nicht der große Beelzebub.“
Iserlohner Kreisanzeiger, 30.01.2014
Plenum liest aus den Schriften Fritz Kühns
Iserlohn. Zu einer Lesung aus den Schriften von Fritz Kühn unter dem Titel „Adler brüten keine Tauben“ lädt das Iserlohner Friedensplenum am Donnerstag, 6. Februar, um 19.30 Uhr ins Stadtmuseum am Fritz-Kühn-Platz ein.
Der zentrale Platz in der südlichen Innenstadt trägt den Namen „Fritz-Kühn-Platz“. Kühn verfasste zahlreiche veröffentlichte wie unveröffentlichte Schriften, aus denen ausgewählte Texte vorgetragen werden. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden die pädagogischen Vorstellungen des Lehrers Kühn. Die Lesung aus Originalschriften wird durch eine Moderation zur zeitlichen und inhaltlichen Einordnung gegliedert.
Die Lesung soll die Frage beantworten helfen, ob mit der Beibehaltung des jetzigen Platznamens eine positive Imageentwicklung und eine Identifikation der Bewohner der südlichen Innenstadt mit diesem Ort möglich sind.